Wandalen,
Vandalen, lateinisch Vạndali, Vandili|i, das Hauptvolk der germanischen Kultgemeinschaft der Lugier; die bedeutendsten Teilstämme der Hasdingen und Silingen (nach Letzteren ist Schlesien benannt) sind zunächst als im Oder-Warthe-Raum ansässig belegt; die Przeworskkultur galt früher als wandalisch. Unbewiesen ist die These über die Herkunft der Wandalen aus Nordjütland oder Schweden. Während der Markomannenkriege (166-180) ließen sich Heerhaufen der Wandalen am Ostabhang der Karpaten, später im Theißbecken nieder. 406/407 überquerten die Wandalen unter Gunderich (406-428) mit Sweben (Quaden) und Resten der Alanen den Rhein und drangen 409 nach Spanien vor, wo sie 411 als römische Foederaten Landzuweisungen erhielten: die Hasdingen und Sweben im heutigen Galicien, die Silingen im heutigen Andalusien. Letztere wurden 418 von den Westgoten unter Wallia vernichtend geschlagen. 429 führte der Hasdinger Geiserich (428-477) etwa 80 000 Wandalen und Alanen nach Nordafrika, wo er als erster unabhängiger germanischer Herrscher auf römischem Boden ein eigenes Reich gründete mit dem 439 von ihm eroberten Karthago als Residenz. 455 erschienen die Wandalen mit einer Flotte vor Rom und plünderten 14 Tage lang die Stadt (darauf und auf tendenziöse Berichte über die Grausamkeit der Wandalen geht der Begriff »Vandalismus« zurück).
Die wandalische Reichsverwaltung orientierte sich am Vorbild der römischen Zivilverwaltung und Rechtsprechung. Die einheimischen Gutsbesitzer wurden vertrieben oder lebten als Abhängige auf ihren Gütern weiter. Als strenge Arianer gerieten die Wandalen in Gegensatz zur katholischen Kirche, besonders seit Hunerich (477-484) kam es zu harten Verfolgungen. Die Absetzung des byzanzfreundlichen Hilderich (523-530) durch Gelimer (530-534) war zwar ein innerdynastischer Konflikt, löste jedoch die byzantinische Landung unter Belisar und die Vernichtung des Wandalenreiches (533/534) aus. Die meisten überlebenden Wandalen wurden außer Landes gebracht.
C. Courtois: Les Vandales et l'Afrique (Paris 1955, Nachdr. 1964);
B. Pischel: Kulturgesch. u. Volkskunst der W., 2 Bde. (1980-87).
Universal-Lexikon. 2012.