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Casanova
Charmeur; Womanizer (umgangssprachlich); Süßholzraspler (umgangssprachlich); Schmeichler; Frauenheld; Weiberheld; Hurenbock (vulgär)

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Ca|sa|no|va 〈[ -va] m. 6Frauenliebling, Frauenverführer [nach dem ital. Schriftsteller u. Abenteurer Giacomo Girolamo Casanova, 1725-1798]

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Ca|sa|no|va, der; -[s], -s [nach dem ital. Abenteurer G. Casanova (1725–1798)]:
jmd., der es versteht, auf verführerische Weise die Zuneigung der Frauen zu gewinnen.

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I
Casanova,
 
Bezeichnung für einen Mann, der Liebesabenteuer mit möglichst vielen Frauen sucht und keiner Frau treu bleibt. Giacomo Girolamo Casanova (1725-1798) war ein hochgebildeter italienischer Abenteurer und u. a. Schriftsteller, der in seinen Memoiren (Lebenserinnerungen) sehr offen über seine Liebesabenteuer mit zahlreichen Frauen geschrieben hat. In früheren Zeiten als Pornographie bewertet, zählen die Erinnerungen heute zu den bedeutendsten Quellen der Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts, da Casanova ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner war und ein großes Erzähltalent besaß.
 
II
Casanova,
 
1) Giacomo Girolamo, Chevalier de Seingalt [sɛ̃'galt] (wie er sich selbst adelte), italienischer Abenteurer und Schriftsteller, * Venedig 2. 4. 1725, ✝ Schloss Dux (Nordböhmisches Gebiet) 4. 6. 1798, Bruder von 2); studierte Theologie und Jura in Padua; führte dann in wechselnden Diensten ein unstetes Wanderleben, bereiste ganz Europa und kam mit vielen großen Persönlichkeiten der Politik und Literatur Europas (Voltaire, A. von Haller, Friedrich dem Großen u. a.) in Verbindung. 1755 wurde er in Venedig wegen Atheismus eingekerkert, 1756 gelang ihm die Flucht aus den Bleikammern; ab 1785 war er Bibliothekar des Grafen J. K. von Waldstein auf dessen Schloss Dux, wo er in französischer Sprache seine Memoiren (»Histoire de ma vie«) schrieb, die bis zum Jahre 1774 reichen. Die Erinnerungen gehören zu den kulturgeschichtlich wichtigsten Quellenwerken der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; sie wurden berühmt wegen der zahlreichen erotischen Abenteuer, über die Casanova detailliert berichtet und für die er sprichwörtlich wurde. Das Manuskript der Memoiren wurde 1820 Eigentum des Verlages F. A. Brockhaus, der auch die ersten Ausgaben veröffentlichte und 1960-62 zum ersten Mal das Originalmanuskript (»Édition intégrale«) erscheinen ließ. Die umfangreiche Korrespondenz Casanovas ist in verschiedenen Einzelpublikationen veröffentlicht worden. Casanova verfasste auch historische, mathematische und literarische Abhandlungen, den utopischen Roman »L'Icosameron« (5 Bände, 1788; deutsch »Eduard und Elisabeth oder Die Reise in das Innere des Erdballs«), mit dem er Vorläufer von J. Verne wurde, Bühnenstücke, Libretti sowie eine unvollendet gebliebene Übersetzung der »Ilias« (1775).
 
Gestalt der Dichtung wurde Casanova in einer Komödie von E.-A. Varin und Desvergers »Casanova au Fort de Saint André«, der Vorlage für den Text von A. Lortzings Oper »Casanova« (1841), später u. a. bei H. von Hofmannsthal (Drama »Der Abenteurer und die Sängerin«, 1899), A. Schnitzler (Erzählung »Casanovas Heimfahrt«, 1918; Lustspiel »Die Schwestern oder Casanova in Spaa«, 1919), C. Sternheim (»Der Abenteurer«, 1924) und H. Eulenberg (Drama »Casanovas letztes Abenteuer«, 1928), in neuerer Zeit bei G. Hofmann (Novelle »Casanova und die Figurantin«, 1981).
 
 
Ausgaben: Histoire de ma vie. Édition intégrale, 6 Bände (1960-62); Geschichte meines Lebens, herausgegeben von E. Loos, 12 Bände (1964-67, Nachdruck 1985, 6 Bände); Gesammelte Briefe, herausgegeben von E. Straub, 2 Bände (1969-70); Vermischte Schriften, herausgegeben von E. Straub (1971).
 
Literatur:
 
J. R. Childs: Casanoviana. An annotated bibliography of Jacques C. de Seingalt and of works concerning him (Wien 1956);
 J. R. Childs: C. Die große Biogr. (a. d. Engl., 1977);
 F. Furlan: C. et sa fortune littéraire (Bordeaux 1971);
 P. Chiara: Il vero C. (Mailand 1977);
 F. Marceau: C. Sein Leben, seine Abenteuer (a. d. Frz., 1985);
 J. R. Childs: G. C. de Seingalt (a. d. Engl., 24.-25. Tsd. 1996).
 
 2) Giovanni Battista, italienischer Maler, * Venedig 4. 11. 1730, ✝ Dresden 8. 12. 1795, Bruder von 1); ging 1752 mit R. Mengs nach Rom, wo er Zeichenlehrer von J. J. Winckelmann und Angelica Kauffmann wurde; seit 1764 Direktor der Akademie in Dresden. Neben Porträts, mythologischen und allegorischen Gemälden schuf Casanova hervorragende Zeichnungen.
 

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Ca|sa|no|va, der; -[s], -s [nach dem ital. Abenteurer G. Casanova (1725-1798)]: jmd., der es versteht, auf verführerische Weise die Zuneigung der Frauen zu gewinnen; Frauenheld: er ist ein ausgesprochener C.; Ein Ekel, das sich für unwiderstehlich hielt. Bevor der Senat den Stab über ihn brechen konnte, hat der C. aus der Provinz jetzt die Konsequenzen gezogen (Zeit 15. 9. 95, 4).

Universal-Lexikon. 2012.