Nikolaus von Kues
1401 als Sohn eines Moselschiffers in Kues an der Mosel (heute Ortsteil von Bernkastel) geboren, gehört Nikolaus von Kues (auch Cusanus genannt) zu den bedeutendsten deutschen Gelehrten, die das Mittelalter hervorgebracht hat. Nach dem Studium der freien Künste in Heidelberg und des Kirchenrechts in Padua erwarb er im Jahre 1423 den Doktorgrad (doctor decretorum). Seit 1425 an der Universität Köln immatrikuliert, betrieb er neben der praktischen Arbeit als Rechtsbeistand und -gutachter ausgedehnte philosophische, theologische und rechtshistorische Forschungen, die nicht nur zu bedeutsamen Ergebnissen (z. B. Nachweis der »Konstantinischen Schenkung«, auf die sich das Papsttum in seinem Anspruch auf die Universalherrschaft stützte, als Fälschung), sondern auch zu Aufsehen erregenden Handschriftenfunden (u. a. zwölf bisher nicht bekannte Komödien des Plautus) führten und die ihm bald hohes Ansehen in der damaligen Gelehrtenwelt einbrachten.
Seit 1432 nahm er am Basler Konzil teil, wo er in seiner berühmten Schrift »De concordantia catholica« (1433/34) eine gemäßigte konziliare Theorie (grundsätzliche Überordnung des Konzils über den Papst, aber päpstliches Zustimmungserfordernis für alle Grundsatzbeschlüsse des Konzils) entwickelte und Vorschläge zur Reichsreform unterbreitete. In dem sich zuspitzenden Streit zwischen dem Basler Konzil und Papst Eugen IV. lehnte er jedoch die radikalen Beschlüsse des Konzils ab und stellte sich im Jahre 1437 dem Papst zur Verfügung, in dessen Auftrag er zunächst nach Konstantinopel reiste, um den oströmischen Kaiser und den Patriarchen von Konstantinopel zum Unionskonzil nach Ferrara abzuholen. In der Folgezeit warb Nikolaus in zahlreichen weiteren Missionen bei den einzelnen Reichsständen und König Friedrich III. für die Interessen des Papstes. Als Anerkennung für seine Verdienste um den Abschluss der Fürstenkonkordate und des Wiener Konkordats (1448), die den Sieg des Papstes über das Basler Konzil besiegelten, wurde er noch im Jahre 1448 zum Kardinal und 1450 zum Bischof von Brixen erhoben.
In den Jahren 1450-52 reiste er im Dienste der Kirchenreform quer durch das Deutsche Reich, visitierte Klöster, reformierte Kirchenvorschriften, stellte Missstände ab und entschied über Streitfälle. Seine Bemühungen, im Bistum Brixen die bischöfliche Herrschaftsgewalt auszubauen und die Finanzen zu sanieren, führten allerdings zu schweren Spannungen mit dem Adel und dem Landesherrn, Herzog Sigmund von Österreich-Tirol, der ihn auf seiner Burg Bruneck überfiel, gefangen setzte und ihn dazu nötigte, die herzoglichen Forderungen anzuerkennen (1460). Enttäuscht zog sich Nikolaus von Kues nach seiner Freilassung aus seinem Bistum zurück und verbrachte seine letzten Lebensjahre vor allem in Rom und Orvieto. Am 11. August 1464 starb er in Todi/Umbrien.
Universal-Lexikon. 2012.