Cha|rạk|ter|stück 〈[ ka-] n. 11〉
1. Schauspiel, dessen Handlung sich im Wesentl. aus dem Charakter des Helden entwickelt
2. 〈Mus.〉 kurze Instrumentalkomposition, meist für Klavier, mit für das Thema charakteristischem Ausdruck, z. B. Träumerei
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Charạkterstück
[k-],
1) Literatur: dramatisches Werk, bei dem im Unterschied zu Handlungsdramen, Intrigenstücken, Situationskomödien und Ideendramen das Hauptgewicht auf einem oder mehreren Charakteren liegt. Die dramatischen Spannungen ergeben sich hier weniger aus äußeren Anlässen als aus innerlich-seelischen Vorgängen (Goethe: »Tasso«). Als Meister des Charakterdramas gilt Shakespeare (»Hamlet«, »Richard III.«). In der deutschen Dichtung wird besonders im Realismus des 19. Jahrhunderts das Tragische aus dem Seelischen entwickelt, meist aus dem Überwiegen einer Leidenschaft (O. Ludwig). Besonders wirksam ist das ins Lächerliche gesteigerte Hervortreten einer einzigen Charaktereigenschaft in der Charakterkomödie (Molière: »L'avare«, »Le malade imaginaire«).
2) Musik: kürzeres Instrumentalstück, besonders der romantischen Klaviermusik, mit einem poetischen Gehalt, der oft durch einen Titel umschrieben ist. Vorläufer waren Stücke von F. Couperin, J.-P. Rameau und C. P. E. Bach. Das erste Charakterstück im strengeren Sinn war das Klavierstück »Six églogues« von V. J. Tomášek (1810/11). Ihm folgten F. Schubert mit »Impromptus« und »Moments musicaux«, F. Mendelssohn Bartholdy mit seinen »Liedern ohne Worte«, besonders R. Schumann mit »Papillons«, »Kinderszenen« u. a.; dann F. Chopin, F. Liszt, später J. Brahms, M. Reger, C. Debussy u. a. Im 19. Jahrhundert gab es einen Überschneidungsbereich zwischen Charakterstück und Salonmusik.
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Universal-Lexikon. 2012.