Pérez Galdós
['perɛȓ ɣal'dɔs], Benito, spanischer Schriftsteller, * Las Palmas de Gran Canaria 10. 5. 1843, ✝ Madrid 4. 1. 1920; lebte ab 1863 in Madrid, arbeitete nach abgebrochenem Jurastudium zunächst als Journalist; unternahm zahlreiche Reisen durch Europa; wiederholt Abgeordneter der Cortes; 1897 Mitglied der Spanischen Akademie. Seine Romane und Theaterstücke machten Pérez Galdós zum bedeutendsten spanischen Schriftsteller nach M. de Cervantes Saavedra, an dessen Vorbild er sich ebenso orientierte wie an H. de Balzac, C. Dickens, F. M. Dostojewskij und L. N. Tolstoj. Sein politisches und soziales Denken war vom Krausismus bestimmt; ab 1907 bekannte er sich zum Republikanismus, seit 1910 zum Sozialismus, den er trotz seines heftigen Antiklerikalismus (Drama »Electra«, 1901; deutsch) mit einem erneuerten Christentum zu verbinden suchte (Romane »Nazarín«, 1895; »Misericordia«, 1897, deutsch). Stilistisch entwickelte sich Pérez Galdós vom Realismus und Naturalismus zu einem fantastischen Spiritualismus (»El caballero encantado«, 1909, Roman). Er selbst hat sein Werk in Gruppen gegliedert: die sechs zeitgenössischen (Thesen-)Romane der ersten Epoche (»Novelas contemporáneas«), meist mit heftiger Kritik an der traditionellen Religion verbunden (u. a. »Doña Perfecta«, 1876, deutsch; »Gloria«, 2 Bände, 1877, deutsch; »La familia de León Roch«, 3 Bände, 1878), die 46 historischen Romane der »Episodios nacionales« (1873-1912), die in fünf Serien die spanische Geschichte des 19. Jahrhunderts von den Napoleonischen Kriegen bis 1874 aus liberaler Sicht schildern (u. a. »Trafalgar«, 1873, deutsch; »Los apostólicos«, 1879; »Zumalacárregui«, 1898; »Prim«, 1906; »Cánovas«, 1912), die parallel dazu entstandenen zeitgenössischen Romane der zweiten Phase, seine reifsten Werke, welche anhand der psychologischen Analyse einzelner Charaktere ein breites kritisches Panorama des Madrider Bürgertums entwerfen (»Ángel Guerra«, 3 Bände, 1881; »El amigo Manso«, 1882, deutsch »Freund Manso«; »Fortunata y Jacinta«, 4 Bände, 1887, deutsch »Fortunata und Jacinta«; »Miau«, 1888, deutsch; »Tristana«, 1892, deutsch; »Torquemada. ..«, 4 Bände, 1889-95). Seit 1892 schrieb Pérez Galdós zum Teil mit großem Erfolg für das Theater; viele seiner Stücke sind Bühnenbearbeitungen der Romane.
Ausgabe: Obras completas, herausgegeben von F. C. Sáinz de Robles, 8 Bände (1971-73).
H. Hinterhäuser: Die Episodios nacionales von B. P. G. (1961);
J. F. Montesinos: Galdós, 3 Bde. (Madrid 1968-73);
B. P. G., hg. v. E. Geisler u. a. (1996);
B. Wolter: Geschlechterspezifik, Sprache, literar. Konstruktion. Empathiestrukturen bei Emilia Pardo Bazán u. P. P. G. (1997).
Zeitschrift: Anales Galdosianos (Pittsburgh, Pa., 1966 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.