Akademik

Marshall
I
Marshạll,
 
Tony, eigentlich Herbert Anton Hilger, deutscher Schlagersänger und Fernsehmoderator, * Baden-Baden 3. 2. 1938; schaffte 1971 den Durchbruch mit »Schöne Maid« und landete den Tophit »Komm gib mir deine Hand«; war seither als Schlagersänger dauerhaft erfolgreich und hatte mehrere eigene Fernsehshows. Tony Marshall erhielt mehrere Goldene und Platinschallplatten; der ausgebildete Sänger ist einer der erfolgreichsten Vertreter volkstümlicher Stimmungsmusik.
II
Marshall
 
[mɑːʃl],
 
 1) Alfred, britischer Volkswirtschaftler, * Clapham (heute zu London) 26. 7. 1842, ✝ Cambridge 13. 7. 1924; Professor in Cambridge (1885-1908), gilt als Mitbegründer der Neoklassik; systematisierte u. a. die Lehren von D. Ricardo, J. S. Mill, A. A. Cournot, J. H. von Thünen sowie der deutschen historischen Schule und formalisierte sie durch mathematische Formulierung, z. B. durch den Begriff der Elastizität und der geometrischen Darstellung. Marshall bereicherte auch die Wertlehre (Einführung der lang- und kurzfristigen Betrachtung), die Geld- und Außenwirtschaftstheorie sowie die Wirtschaftsgeschichte.
 
Werke: The principles of economics (1890; deutsch Handbuch der Volkswirtschaftslehre); Industry and trade (1919); Money, credit and commerce (1923); Memorials (herausgegeben 1925); The official papers (herausgegeben 1926).
 
 2) Bruce, schottischer Schriftsteller, * Edinburgh 24. 6. 1899, ✝ Cap d'Antibes (Département Alpes-Maritimes) 18. 6. 1987; konvertierte zum Katholizismus; lebte ab 1926 in Frankreich; 1945 Mitglied der alliierten Kontrollkommission in Wien. Seine von undogmatisch-katholischer Weltsicht geprägten Romane behandeln humorvoll-ironisch v. a. Existenzprobleme der katholischen Kirche in der modernen Welt und kritisieren Zeiterscheinungen (»Father Malachy's miracle«, 1931; deutsch »Das Wunder des Malachias«). Marshall schrieb auch politische Romane (»The red Danube«, 1947, deutsch »Die rote Donau«; »The fair bride«, 1953, deutsch »Du bist schön, meine Freundin«).
 
Weitere Werke: Romane: All glorious within (1944; deutsch Die Welt, das Glück und Father Smith, auch unter dem Titel Alle Herrlichkeit ist innerlich); The divided lady (1960; deutsch Die Dame Mila); Father Hilary's holiday (1965; deutsch Pater Hilarys Urlaub); Flutter in the dovecote (1986).
 
 3) George Catlett, amerikanischer General und Politiker, * Uniontown (Pa.) 31. 12. 1880, ✝ Washington (D. C.) 16. 10. 1959; organisierte als Generalstabschef (1939-45) den Aufbau der Armee auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht, nahm als oberster militärischer Berater von Präsident F. D. Roosevelt an den Gipfelkonferenzen der Alliierten teil und hatte starken Einfluss auf deren strategische Planung. 1945/46 Sonderbotschafter in China, suchte er erfolglos zwischen Chiang Kai-shek und den Kommunisten zu vermitteln. Als Außenminister (1947-49) leitete er mit G. F. Kennan und D. G. Acheson die Politik des Containment durch Stabilisierung und Stärkung der wirtschaftlichen und politischen Widerstandskraft der westeuropäischen Staaten ein (Marshallplan, ERP). 1950/51 war Marshall Verteidigungsminister. Er erhielt 1953 den Friedensnobelpreis und 1959 den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen.
 
Literatur:
 
L. Mosley: M. (New York 1982);
 F. C. Pogue: G. C. M., 4 Bde. (Neudr. New York 1986-89).
 
 4) John, amerikanischer Jurist und Politiker, * bei Germantown (heute Midland, Virginia) 24. 9. 1755, ✝ Philadelphia 6. 7. 1835; Rechtsanwalt und Abgeordneter in Virginia, 1797/98 in diplomatischer Mission in Frankreich, 1799-1800 Föderalist im Repräsentantenhaus, 1800/01 Außenminister unter Präsident J. Adams und seit 1801 Chief Justice des Supreme Court (Oberster Bundesrichter). Marshall verschaffte dem Normenkontrollrecht des Gerichts (»judicial review«) dauernde Geltung und machte damit die richterliche Gewalt der Legislative und der Exekutive ebenbürtig. In wichtigen Entscheidungen festigte er den Vorrang des Bundesrechts vor dem einzelstaatlichen Recht. Das hohe Ansehen und politische Gewicht des Supreme Court gehen besonders auf Marshall zurück.
 
 
Ausgabe: The papers of J. Marshall, herausgegeben von H. A. Johnson u. a., 5 Bände (1974-87).
 
Literatur:
 
A. J. Beveridge: The life of J. M., 2 Bde. (Neuausg. Boston, Mass., 1944-47);
 F. N. Stites: J. M., defender of the Constitution (ebd. 1981).
 
 5) Paule, amerikanische Schriftstellerin barbadischer Herkunft, * New York 19. 4. 1929. In ihrem stark autobiographischen Werk schildert sie Einflüsse der karibisch-afrikanischen Kultur ihrer aus Barbados eingewanderten Eltern (»The chosen place, the timeless people«, 1969) und betont die schwierige Identitätsfindung einer afroamerikanischen Frau (»Brown girl, brownstones«, 1959). Marshall greift auf die mündliche Erzähltradition der Schwarzen zurück, bindet Einzelschicksale in gesellschaftlichen Entwicklungen ein und lässt so die Präsenz Afrikas in der Neuen Welt spürbar werden.
 
Weitere Werke: Romane: Praisesong for the widow (1983; deutsch Ein Loblied für die Witwe); Daughters (1991).
 
Kurzgeschichten: Soul clap hands and sing (1961); Reena and other stories (1983).

Universal-Lexikon. 2012.