Lịgeti,
György, österreichischer Komponist ungarischer Herkunft, * Dicsőszentmárton (heute Tîrnăveni) 28. 5. 1923; studierte in Budapest bei F. Farkas und S. Veress, wurde 1950 dort Dozent an der Musikhochschule, war 1957-58 freier Mitarbeiter des Studios für elektronische Musik des WDR Köln (»Glissandi«, 1957; »Artikulation«, 1958), lebte 1959-69 meist in Wien; 1973-89 war er Professor für Komposition an der Musikhochschule in Hamburg.
Ligeti gehört seit seinem Orchesterwerk »Atmosphères« (1961) zu den führenden Komponisten der europäischen Avantgarde. Sein Konzept der »Klangflächenkomposition« verzichtet gänzlich auf Intervallprägnanz und rhythmisches Profil und richtete seine Komposition nun allein auf den Klang, seine Farben, seine Dichte, sein äußeres Volumen und seine interne Textur. Aus der »Mikropolyphonie«, der komplexen Verflechtung einer großen Anzahl selbstständiger Stimmen, ergab sich zudem ein gleichsam übersättigtes polyphones Klanggewebe von lastender Statik. Der Formverlauf wird allein durch subtilen Wechsel von Klangfarbe und Dynamik artikuliert. Eine gegensätzliche stilistische Position begegnet in »Aventures« (1962) und »Nouvelles aventures« (1962-65, szenisch 1966): phonetische Kompositionen in imaginärer Sprache und zugleich affekt- und assoziationsgeladenes, absurdes Musiktheater. Als Hauptwerk der 70er-Jahre ist die Oper »Le grand macabre« (1974-77, zusammen mit M. Meschke, nach M. de Ghelderode, uraufgeführt 1978) anzusehen. Im Klavierkonzert (1986-88) verwirklicht Ligeti seine neue Konzeption der Harmonik und Rhythmik (südostasiatische Tonskalen, Übereinanderschichtung verschiedener metrisch-rhythmischer Elemente).
Weitere Werke: Bühnenwerke: Rondeau (1976, Ein-Mann-Theater für einen Schauspieler und Tonband).
Orchesterwerke: Apparitions (1958-59); Fragment (1961); Violoncellokonzert (1966); Lontano (1967); Kammerkonzert für 13 Instrumentalisten (1970); San Francisco Polyphony (1974).
Poème symphonique (1962, für 100 Metronome).
Kammermusik: Streichquartett Nummer 1 (1954) und Nummer 2 (1968); Trio für Violine, Horn und Klavier (1982); Concertino für Klavier und Bläserquintett (1994).
Für Klavier: Monument, Selbstporträt, Bewegung (1976); Études pour piano, Premier livre 1-6 (1985); Études Nummer 7-9 (1989); Études Nummer 10-13 (1993); Étude Nummer 15 White on White (1996).
Für Cembalo: Continuum (1968); Hungarian Rock (1978); Passacaglia ungherese (1978).
Für Orgel: Volumina (1966); Etüden (1967-69).
Vokalmusik: Aventures und Nouvelles aventures (1962-65); Requiem (1963-65); Lux aeterna (1966) und drei Phantasien nach F. Hölderlin (1982); Nonsense Madrigals (1988, für sechs Sänger a cappella); Nonsense Madrigal Nummer 6 (1993).
Schriften: Auswirkungen der elektronischen Musik auf mein kompositorisches Schaffen, in: Experimentelle Musik (1970); Texte (1978; mit Werkverzeichnis).
P. Michel: G. L. (Paris 1985);
G. L. Personalstil, Avantgardismus, Popularität, hg. v. O. Kolleritsch (Graz 1987);
H. Sabbe: G. L. Studien zur kompositor. Phänomenologie (1987);
Universal-Lexikon. 2012.