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Jordaens
Jordaens,
 
1) [jɔr'daːns], Jacob, flämischer Maler, * Antwerpen 19. 5. 1593, ✝ ebenda 18. 10. 1678; nach P. P. Rubens und A. van Dyck der bedeutendste flämischer Maler des 17. Jahrhunderts; Schüler seines späteren Schwiegervaters A. van Noort, ab 1615 Meister. Er war nie in Italien, doch vermittelten ihm A. Janssens und besonders Rubens Einflüsse der Malerei Caravaggios. Jordaens gestaltete meist in großen Formaten sittenbildliche, mythologische und religiöse Themen sowie Porträts. Auch nach seinem Übertritt zum Kalvinismus (1645) erhielt er weiterhin Aufträge für katholische Kirchen. Besonders seine mythologischen und die mit moralisierenden Anspielungen versehenen Genredarstellungen werden durch einen eigenen, von ihm geschaffenen bäuerlichen Figurentyp mit derbem Gesicht geprägt. Nach Rubens' und van Dycks Tod (1640 beziehungsweise 1641) fielen Jordaens alle repräsentativen Aufträge zu (u. a. »Triumph Frederik Hendriks« und »Triumph der Zeit« für den Oraniensaal im Huis ten Bosch in Den Haag, beide 1652). Von seinen Handzeichnungen sind über 400 erhalten. Er schuf auch zahlreiche Teppichentwürfe für Brüsseler Manufakturen.
 
Werke: Anbetung der Hirten (1616; New York, Metropolitan Museum of Art, und 1618; Stockholm, Nationalmuseum); Satyr und Bauer (um 1620; Kassel, Staatliche Kunstsammlungen); Pan und Syrinx (um 1620; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts); Martyrium der heiligen Apollonia (1628; Antwerpen, Augustinerkirche); Susanna und die Alten (zwischen 1630 und 1640; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts); Der König trinkt (um 1640 und 1645; Wien, Kunsthistorisches Museum).
 
Literatur:
 
R.-A. d'Hulst: J.s drawings, 4 Bde. (Brüssel 1974);
 R.-A. d'Hulst: J. J. (a. d. Niederländ., 1982);
 F. Billeter: Zur künstler. Auseinandersetzung innerhalb des Rubenskreises. Eine Unters. am Beispiel früher Historienbilder J. J.' u. Anthonis Van Dycks (1993).
 
 2) ['jɔrdaːns], Willem, latinisiert Wilhelmus Jordani, mittellateinischer Schriftsteller, * Brüssel um 1320, ✝ Groenendaal (heute zu Hoeilaart, bei Brüssel) 23. 11. 1372; trat 1352 in das von J. van Ruusbroec um 1350 gegründete Augustinerchorherrenstift Groenendaal ein, wo er die mystischen Hauptwerke des ihm geistesverwandten Ruusbroec sinngemäß ins Lateinische übersetzte (z. B. »Die chierheit der gheestelijke brulocht« als »De ornatu spiritualium nupciarum«) und so deren Verbreitung im Abendland ermöglichte. In eigenen volkssprachlichen und lateinischen Schriften behandelte er mystische Themen wie den Aufstieg der Seele zu Gott (»De oris osculo«, von ihm selbst übersetzt als »De mystike mondkus«), beklagte den Tod seines Freundes im »Planctus super obitu fratris Johannes de Speculo« (1358) und führte im allegorischen Streitgedicht »Conflictus virtutum et viciorum« Caritas mit den sieben Tugenden argumentativ zum Sieg über Venus und die sieben Todsünden.
 
Ausgabe: Conflictus virtutum et viciorum, herausgegeben von A. Önnerfors (1986).
 
Literatur:
 
W. J., in: Die dt. Lit. des MA. Verf.-Lex., Bd. 4 (21983).
 

Universal-Lexikon. 2012.