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italische Kunst
italische Kunst,
 
die Kunst der auf der Apenninenhalbinsel ansässigen Volksstämme vom Beginn der Eisenzeit im 9./8. Jahrhundert v. Chr. bis etwa 100 v. Chr., im weiteren Sinn auch die Kunst der Etrusker, nicht jedoch die Kunst der eingewanderten Griechen im Süden und der Kelten im Norden. Nach dem Ende der Bronzezeit in Italien (Apenninkultur) entstand als erste klar definierbare Kultur der frühen Eisenzeit die Villanovakultur, die im 8. Jahrhundert von der etruskischen Kultur und entlang der Adriaküste und zum Teil im Landesinnern sowie im Südwesten (Kampanien) und im Nordwesten (Ligurien) von verschiedenen mehr oder weniger lokalen Kulturen abgelöst wurde. Der offenbar schon seit der Zeit der mykenischen Kultur blühende Adriahandel, später die Gründung griechischer Kolonien im Süden und die Entwicklung der etruskischen Kultur beeinflussten die Völker auf unterschiedliche Weise. Dabei entstanden zum Teil nur provinzielle Imitationen griechischer oder etruskischer Vorbilder, manchmal verbanden sich diese Anregungen aber mit einheimischen Formen zu durchaus eigenständigen künstlerischen Leistungen. Nur Ligurien ist nach Gallien orientiert (Grabstelen). Die Este- oder atestinische Kultur in der nordöstlichen Poebene bis in die Alpentäler hinauf (und offenbar auch mit Beziehungen zur Hallstattkultur) brachte Bronzearbeiten orientalisierenden Stils hervor, v. a. getriebene Situla, Fibeln mit Gehängen, ziselierte Bronzebleche, seit dem 4. Jahrhundert auch Statuetten. Im Picenum (mittlere adriatische Küstenregion) erlangen im 7. Jahrhundert Grabstelen mit eingeritzten Szenen (Jagd, Kämpfe zu Land und Wasser) besondere Bedeutung, im 6. Jahrhundert Bronze- und Tonstatuetten, die ebenfalls vereinfachend und skizzenhaft, dabei aber sehr unmittelbar wirken. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts entstanden monumentale Kolossalskulpturen (Krieger von Capestrano; Gralskopf von Numana, Ancona). Typisch sind Bronzefibeln mit Gehängen. Motive der picenischen Kultur breiteten sich auch im Landesinnern aus (Bronzescheiben als Teile von Brustpanzern aus Alfedena). In Apulien entstand im 9.-5. Jahrhundert große bauchige Gefäßkeramik, seit dem 8. Jahrhundert mit locker verteilten geometrischen Mustern und zum Teil mit plastischem Schmuck. Auf anthropomorphen Grabstelen wurden detailreich ornamental bestickte Gewänder mit figürlichen Szenen, Fibelschmuck, Händen u. a. eingeritzt. Bei Lucera kamen kleine bewegte Bronzen aus dem 7. Jahrhundert zutage. In Kampanien schmückte man die Tempel seit dem 6. Jahrhundert mit Antefixen aus Terrakotta; aus Tuffstein wurden in Capua schwere Sitzbilder von Müttern mit zunächst einem Wickelkind gehauen, im 3. Jahrhundert hielten diese dann sechs Kinder in jedem Arm. Daneben gibt es Tonplastik (Köpfe) sowie Wandmalerei in zeichnerischem Stil, ebenso in Lukanien (Paestum) und Apulien. Von Capua aus verbreiteten sich in der italischen Kunst hellenistische Einflüsse v. a. seit dem frühen 3. Jahrhundert bis zum Niedergang Capuas infolge des Einfalls Hannibals (218 v. Chr.); im Apennin bestanden entlang der Herdentriebwege Kultstätten. Dort wurden aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts und dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammende Votivstatuetten aus Bronze (Herkules, Mars) und Terrakottaköpfe gefunden; Holzvotive fanden sich besonders bei Rocca San Felice (Irpinum). Vorbilder der frühen römischen Kunst standen Pate bei kampanischen Grabbüsten und -köpfen sowie reliefierten Grabstelen aus Stein (2. und 1. Jahrhundert v. Chr.).
 
Literatur:
 
O.-H. Frey: Die Entstehung der Situlenkunst (1969);
 R. Bianchi Bandinelli u. A. Giuliano: Etrusker u. Italiker vor der röm. Herrschaft (a. d. Ital., 1974);
 
Italy before the Romans, hg. v. D. Ridgway u. a. (London 1979);
 
Memoria dell'antico nell'arte italiana, hg. v. S. Settis, 3 Bde. (Turin 1984-86);
 M. Pallotino: Italien vor der Römerzeit (a. d. Ital., 1987).

Universal-Lexikon. 2012.