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Humanisierung der Arbeit
Humanisierung der Arbeit,
 
die Gesamtheit der Maßnahmen, durch die das Umfeld des arbeitenden Menschen menschengerechter gestaltet, die persönliche Unversehrtheit gewährleistet, die individuelle Freiheit vermehrt und die allgemeine Lebensqualität gesteigert wird. Die damit verbundenen individuellen und gesellschaftlichen Erwartungen sind unterschiedlich und interessenbedingt und von den jeweiligen, sich wandelnden technischen und wirtschaftlichen Erfordernissen abhängig.
 
Die Träger der Humanisierung der Arbeit vertreten unterschiedliche Interessen. Dem Staat ist daran gelegen, die Zahl der Arbeitsunfälle durch vorbeugende Maßnahmen zu senken. Außerdem will er, eingedenk des raschen technischen Wandels, zur ständigen Modernisierung der Volkswirtschaft und zur Bewältigung der Folgeprobleme für den Arbeitsmarkt und zur Qualifikation der Arbeitskräfte beitragen. Den Gewerkschaften geht es angesichts zunehmender Rationalisierung und Automatisierung darum, die Arbeitsbedingungen zu verbessern (Belastungsabbau, Verbesserung der Qualifikationsmöglichkeiten und Entlohnung und Verstärkung der Mitbestimmung). Die Arbeitgeber sind v. a. unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit und vor dem Hintergrund zunehmender (internationaler) Konkurrenz interessiert an neuen Formen der Arbeitsorganisation und -struktur sowie an neuen Methoden der Personalplanung und des Führungsstils.
 
Die Humanisierung der Arbeit entwickelte sich in der Bundesrepublik Deutschland etwa seit 1970 im Rahmen einer staatlichen präventiven Sozialpolitik. Die Bundesministerien für Arbeit und Sozialordnung beziehungsweise Forschung und Technologie riefen das Aktionsprogramm »Forschung zur Humanisierung des Arbeitslebens« (Humanisierungsforschung) ins Leben. Den größten Förderschwerpunkt bildeten die Verhütung von Berufskrankheiten und der Abbau von Belastungen durch Lärm, Vibrationen, Gefahrstoffe, u. a. die Reduzierung psychischer und physischer Über- und Unterforderung (Stressforschung) und die Entwicklung menschengerechter Arbeitstechnologien (z. B. technische Hilfen, Prüf- und Kontrollsysteme, Sicherheitstechnik). Im Vordergrund standen außerdem die Verbesserung der Arbeitsqualität und die persönliche Entfaltung am Arbeitsplatz. Besonders bekannt wurden dabei arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie der Abbau einseitiger Belastungen durch innerbetrieblichen Arbeitsplatzwechsel (Jobrotation), die Erweiterung des Tätigkeitsspielraums (Job-Enlargement) oder die Erweiterung des Verantwortungs- und Kontrollspielraums (Job-Enrichment) sowie gruppenorientierte Arbeitsformen (teilautonome Arbeitsgruppen).
 
1989 wurde das Forschungsprogramm durch das Programm »Arbeit und Technik« ersetzt, bei dem die Zahl der Modellvorhaben verringert ist und Vorhaben in kleinen und mittleren Unternehmen vorrangig gefördert werden. Es soll präventiv auf die Entwicklung von Arbeitsanforderungen und -formen wirken, einen qualitativen Beitrag zur Leistungsoptimierung enthalten sowie zur Erhöhung der Produktion und zur Verbesserung der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit beitragen.
 
Literatur:
 
Wb. zur H. d. A., hg. v. E. Ott (1983);
 
Hb. zur H. d. A., hg. v. E. Ott: u. a., 2 Bde. (1985);
 H. Wöcherl: HdA u. Qualifizierung. Rückblick u. Perspektiven (1988).

Universal-Lexikon. 2012.