Gladstone
['glædstəʊn], Hafenstadt an der Ostküste Australiens, Queensland, 24 200 Einwohner; Sitz eines anglikanischen Bischofs; bedeutender Industriestandort: größte Tonerdefabrik der Erde (verarbeitet Bauxit aus Weipa); nahebei (Boyne Island) Aluminiumhütte; Großkraftwerk (1 650 MW); Verkehrsknotenpunkt; Exporthafen (Steinkohle, Tonerde, Aluminium, landwirtschaftliche Erzeugnisse); Flugplatz.
Gladstone
['glædstən],
1) Herbert John, Viscount (seit 1910), britischer Politiker, * London 7. 1. 1854, ✝ Dane End (County Hertfordshire) 6. 3. 1930, Sohn von 2); war 1899-1906 Fraktionsvorsitzender der Liberalen, 1905-10 Innenminister und 1910-14 erster Generalgouverneur von Südafrika.
2) William Ewart, britischer Staatsmann, * Liverpool 29. 12. 1809, ✝ Hawarden (Flintshire, Wales) 19. 5. 1898, Vater von 1); Sohn eines Großkaufmanns schottischer Herkunft, in Eton und Oxford erzogen; seit 1832 konservatives Mitglied des Unterhauses, unter seinem Förderer R. Peel 1843-45 Handelsminister und 1845-46 Kolonialminister; 1852-55 Schatzkanzler. Als Anhänger des Freihandels wechselte Gladstone 1859 ins liberale Lager über und wurde unter Lord Palmerston erneut Schatzkanzler. Er setzte verschiedene Steuerreformen mit Erfolg durch; 1865 wurde er Sprecher des Unterhauses. Als die von ihm vertretene Wahlrechtsreform scheiterte, trat er 1866 zurück.
Der liberale Wahlsieg (1868) brachte Gladstone an die Spitze der Regierung. Die wichtigsten Maßnahmen seiner ersten Amtsperiode waren die Aufhebung der staatsrechtlichen Vorzugsstellung der anglikanischen Kirche in Irland, ein irisches Landgesetz (in der Praxis wenig wirkungsvoll), ferner die Einführung der Schulpflicht und der geheimen Wahl. Von dem Willen zu einer christlich-humanitären Staatsführung durchdrungen und jedem politischen Machiavellismus abgeneigt, zog sich Gladstone den Vorwurf zu, seine auswärtige Politik sei zu schwächlich und friedliebend. 1874 verlor er die Wahlen gegen B. Disraeli, dessen imperiale Machtpolitik er in den nächsten Jahren heftig bekämpfte. Besonders griff er 1876/77 in leidenschaftlichen Schriften die - gegen die russischen Absichten auf dem Balkan gerichtete - politische Stützung des Osmanischen Reiches durch seinen Nachfolger an. Mit dem Sieg der Liberalen 1880 konnte Gladstone zum zweiten Mal Premierminister werden (bis 1885). Seine irische Politik verband strenge Maßnahmen gegen den Terrorismus der revolutionären Fenier mit einem neuen Landgesetz (1881); ferner setzte er eine weitere Wahlrechtsreform (1884/85) durch. In der auswärtigen Politik erlitt er jedoch wieder schwere Misserfolge (u. a. Niederlage gegen die Buren 1881, Scheitern der Sudanexpedition zum Entsatz C. G. Gordons in Khartum 1884/85); die britische Besetzung Ägyptens entsprach nicht seinen eigentlichen Absichten. Die dritte Regierung Gladstone (1886) stürzte bei dem Versuch, Irland die Autonomie (Homerule) zu gewähren. 1892-94 stand Gladstone noch einmal an der Spitze der Regierung.
Gladstone widmete sich auch theologischen und humanistischen Studien.
Werke: Studies on Homer and the Homeric age, 3 Bände (1858); Gleanings of the past years, 1843-78, 7 Bände (1879); Later gleanings (1897).
Ausgaben: The Gladstone diaries, herausgegeben von M. R. Foot, auf mehrere Bände berechnet (1968 folgende); The Prime Minister's papers, herausgegeben von J. Brooke und M. Sorensen, 4 Bände (1971-82).
E. J. Feuchtwanger: G. (London 1975);
R. Shannon: G., Bd. 1(London 1982, m. n. e.);
D. W. Bebbington: W. E. G. (Grand Rapids, Mich., 1993).
Universal-Lexikon. 2012.