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Disraeli
Disraeli
 
[dɪz'reɪlɪ], Benjamin, Earl (seit 1876) of Beaconsfield ['biːkənzfiːld], britischer Staatsmann und Schriftsteller, * London 21. 12. 1804, ✝ ebenda 19. 4. 1881, Sohn von I. D'Israeli; aus jüdischer Familie italienischer Herkunft, trat 1817 zur anglikanischen Kirche über. Seit den 1820er-Jahren veröffentlichte Disraeli u. a. mehrere Tendenzromane, in denen er v. a. aktuelle politische Tagesfragen und die vor dem Hintergrund der industriellen Revolution auftretenden sozialen Probleme behandelte. Auch als Politiker (seit 1837 Unterhausmitglied für die Konservative Partei, Schatzkanzler 1852, 1858-59, 1866-68) setzte sich Disraeli mit dem industriellen Wandel auseinander, zunächst als Gegner von R. Peel und dessen Freihandelspolitik, später als Erneuerer der Konservativen Partei, indem er aus parteiaktivistischen Gründen für die 1867 eingeführte Wahlrechtsreform eintrat und damit die Stimmen der nun wahlberechtigten Arbeiter zu gewinnen hoffte. Seine Reformpolitik war konservativ und auf Stabilisierung der Adelsherrschaft gerichtet. Als Premierminister (1868, 1874-80) verfolgte er eine Politik der imperialen Arrondierung: Aufkauf der Mehrheit der Suezkanalaktien 1875, Erhebung Königin Viktorias zur Kaiserin von Indien 1876, Eindämmung der russischen Balkanpläne und Erwerb Zyperns 1878, 2. anglo-afghanischer Krieg 1878-80, Unterwerfung von Zululand 1879. Innenpolitisch bedeutsam waren 1875 Gesetze zur Verbesserung des Gesundheitswesens und zur Sicherstellung des rechtlichen Status der Gewerkschaften.
 
Werke: Romane: Vivian Grey, 5 Bände (1826-27); Contarini Fleming, 4 Bände (1832; deutsch); Trilogie Yopung England: Coningsby, 3 Bände (1844; deutsch), Sybil, 3 Bände (1845; deutsch), Tancred, 3 Bände (1847; deutsch Tankred); Lothair, 3 Bände (1870; deutsch Lothar); Endymion, 3 Bände (1880; deutsch).
 
Ausgaben: Selected speeches, herausgegeben von T. E. Kebbel, 2 Bände (1882); Lord Beaconsfield's letters, 1830-52, herausgegeben von R. Disraeli (1887, Neudruck 1928); Novels and tales, herausgegeben von P. Guedalla, 12 Bände (1926-27); Letters, herausgegeben von J. A. W. Gunn u. a., Band 1 (1982).
 
Literatur:
 
W. F. Monypenny u. G. E. Buckle: The life of B. D.. .., 4 Bde. (Neuausg. London 1968);
 R. A. Levine: B. D. (New York 1968, zum literar. Werk);
 D. R. Schwarz: D.s fiction (London 1979, zum literar. Werk);
 R. Blake: D. (a. d. Engl, 1980);
 T. Braun: D. as the novelist (London 1981).
 

Universal-Lexikon. 2012.