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Frankfurter Fürstentag
I
Frankfurter Fürstentag
 
Im Sommer 1863, als Preußen durch die Zuspitzung des Verfassungskonfliktes in seiner Handlungsfreiheit gelähmt schien und zudem im »Dritten Deutschland«, den deutschen Mittel- und Kleinstaaten, erheblich an Sympathien verloren hatte, unternahm der österreichische Kaiserstaat, dessen Regierung seit kurzem von dem liberalen Anton von Schmerling geleitet wurde, einen diplomatischen Vorstoß und lud zu einer Fürstenversammlung nach Frankfurt ein. Hier sollte ein österreichischer Bundesreformplan besprochen und beschlossen werden.
 
Dem im österreichischen Bad Gastein zur Kur weilenden preußischen König Wilhelm I. überbrachte am 3. August 1863 der österreichische Kaiser Franz Joseph persönlich die Einladung zum Fürstentag in Frankfurt am 16. August. Die deutschen Bundesfürsten sollten wie 1814/15 erneut zusammentreffen, um die Verhältnisse in Mitteleuropa und im Deutschen Bund neu zu ordnen. Einzelheiten des österreichischen Reformplanes teilte der Kaiser nicht mit. Sie wurden erst am 16. August kurz vor Beginn der Verhandlungen bekannt gegeben.
 
Bismarck, von vornherein entschlossen, die österreichische Initiative scheitern zu lassen, erreichte nach schweren Auseinandersetzungen mit dem König, dass Wilhelm seine Teilnahme absagte.
 
Die österreichischen Vorschläge sahen für den Deutschen Bund ein fünfköpfiges Direktorium vor, eine neben dem Bundestag periodisch tagende Fürstenversammlung, einen Bundesrat - in beiden, Direktorium wie Bundesrat, sollte Österreich den Vorsitz innehaben -, eine alle drei Jahre zusammentretende Versammlung von Delegierten aller Landtage und ein oberstes Bundesgericht. Bismarck antwortete auf diese Programmpunkte mit drei Gegenforderungen: Er verlangte die volle Gleichberechtigung Preußens im Bundesvorsitz, ein Vetorecht der Großmächte - im Falle von Kriegserklärungen des Bundes - und eine Nationalvertretung aus allgemeinen und direkten Wahlen.
 
Besonders dieser dritte Punkt war für Österreich in jedem Fall unannehmbar; denn das hätte die nichtdeutschen Nationalitäten der Donaumonarchie zur Aufstellung gleicher Forderungen für sich bewogen und eine Zerreißprobe für den Vielvölkerstaat bedeutet. Bismarck wusste, dass Österreich deshalb den preußischen Gegenvorschlag ablehnen musste. So scheiterte der Frankfurter Fürstentag, da sich die Fürsten der Mittel- und Kleinstaaten nicht bereit fanden, ohne Preußen konkrete Beschlüsse zu fassen. Mit dem Fürstentag misslang auch Österreichs letzter Versuch, gestaltend auf die deutsche Entwicklung einzuwirken. Drei Jahre später musste das Habsburgerreich mit der Entscheidung auf dem Schlachtfeld von Königgrätz dann ganz aus der deutschen Staatengemeinschaft ausscheiden.
 
II
Frạnkfurter Fürstentag,
 
im August 1863 auf Einladung Kaiser Franz Josephs I. von Österreich zusammengetretene Versammlung der deutschen Monarchen und Freien Städte, die sich mit dem österreichischen Projekt einer Reform des Deutschen Bundes auseinander setzten. Die vorgesehene Stärkung der Bundesorgane unter Beibehaltung des föderativen Prinzips scheiterte (trotz fast einstimmiger Annahme) letztlich an dem von O. von Bismarck betriebenen Fernbleiben König Wilhelms I. von Preußen.
 

Universal-Lexikon. 2012.