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Andrássy
Andrássy
 
['ɔndraːʃi], Andrássy von Csikszentkirály und Krasznahorka [-'tʃiksɛntkiraːli - 'krɔsnɔhorkɔ], ungarisches Adelsgeschlecht, zuerst im 15. Jahrhundert erwähnt; die ältere Linie wurde 1676 in den Freiherrn-, 1779 in den Grafenstand erhoben, die jüngere entsprechend 1735 und 1766.
 
 1) Gyula (Julius) der Ältere, Graf, österreichisch-ungarischer Politiker, * Kaschau (slowakisch Košice) 3. 3. 1823, ✝ Volosca (heute Volosko bei Rijeka) 18. 2. 1890, Vater von 2); gehörte 1848/49 der Reformpartei an, nahm als Major der Honvéd-Armee aktiv am ungarischen Unabhängigkeitskrieg teil, wurde 1851 in Abwesenheit zum Tod verurteilt, 1857 amnestiert und spielte nach 1861 im Kreis um F. Deák eine führende Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs. Seit Februar 1867 erster ungarischer Ministerpräsident, beharrte er im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 auf Wahrung der Neutralität. Als österreichisch-ungarischer Außenminister (1871-79) bemühte er sich anfangs um ein Bündnis zwischen Österreich-Ungarn, Großbritannien und dem Deutschen Reich und förderte 1872 den Dreikaiserbund mit Russland und Deutschland. Die 1875 in Bosnien und Herzegowina ausgebrochenen Aufstände gegen die türkische Herrschaft, die 1877/78 zum Russisch-Türkischen Krieg führten, ließen die österreichisch-russische Rivalität auf dem Balkan offen ausbrechen. Auf dem Berliner Kongress (1878) konnte Andrássy zwar die - in Ungarn abgelehnte - militärische Besetzung von Bosnien-Herzegowina durchsetzen, musste aber 1879 im Zweibund stärkere Anlehnung beim Deutschen Reich suchen. Am 8. 10. 1879 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. entlassen.
 
Literatur:
 
E. von Wertheimer: Graf Julius A., 3 Bde. (1910-13);
 R. F. Schmidt: Die gescheiterte Allianz. Österreich-Ungarn, England u. das Dt. Reich in der Ära Andrassy (1867 bis 1878/79) (1992).
 
 2) Gyula (Julius) der Jüngere, Graf, ungarischer Politiker, * Tőketerebes (tschechisch Trebišov) 30. 6. 1860, ✝ Budapest 11. 6. 1929, Sohn von 1); gründete 1905, in Opposition zu Ministerpräsident I. Tisza stehend, die Verfassungspartei und war 1906-10 Innenminister im Koalitionskabinett S. Wekerle. Als letzter österreichisch-ungarischer Außenminister (24. 10.-5. 11. 1918) bot er am 28. 10. der Entente einen Sonderfrieden an. Als Führer der Legitimisten bekämpfte er das Rätesystem B. Kuns und war 1921 führend an den gescheiterten Rückkehrversuchen Karls IV. beteiligt. - Er schrieb u. a. »Ungarns Ausgleich mit Österreich vom Jahre 1867« (1897; deutsch); »Diplomatie und Weltkrieg« (1920).

Universal-Lexikon. 2012.