Akademik

Abbas
I
Abbas,
 
islamischer Herrscher:
 
 Ägypten:  
 1) Abbas I. Hịlmi, Pascha (1848-54), Enkel Mehmed Alis, * in Westarabien 1813, ✝ bei Benha (Ägypten) 13. 7. 1854; galt als grausam und unpopulär, setzte den Reformkurs seines Großvaters nicht fort, sondern war bemüht, europäische Einflüsse zurückzudrängen. Im Krimkrieg leistete er dem Osmanischen Reich militärische Unterstützung.
 
 
 2) Abbas II. Hịlmi, Vizekönig (Khedive, 1892-1914), Sohn Tewfik Paschas, * Alexandria 14. 7. 1874, ✝ Genf 20. 12. 1944; musste gegenüber den tatsächlichen Herren des Landes, Lord Cromer (bis 1907), J. Eldon Gorst (bis 1911) und Lord Kitchener (bis 1914), auf jede politische Tätigkeit verzichten. Er unterstützte die nationalistischen Kräfte und war türkenfreundlich. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hielt er sich in Konstantinopel auf und wurde am 19. 12. 1914 von den Briten abgesetzt.
 
Literatur:
 
E. B. Cromer: A. II. (London 1915).
 
 Persien:  
 3) Abbas I., der Große, Schah (1588-1629), Enkel von Tahmasp I., * 27. 1. 1571, ✝ Provinz Masenderan 19. 1. 1629; aus der Dynastie der Safawiden; wurde frühzeitig in die Konkurrenzkämpfe der Stammesverbände hineingezogen. Reformen des Heeres (Schahsewen) und des Steuerwesens ermöglichten es ihm, eine Zusammenfassung der Macht auf Kosten der regionalen Kräfte durchzusetzen. Dadurch konnte er zugleich das iranische Territorium erfolgreich gegen die Angriffe der Usbeken im Osten (Wiedereroberung Herats 1598) und der Osmanen im Westen (Sieg bei Sufian 1618) verteidigen. Er eroberte den portugiesischen Handelsplatz Hormus im Persischen Golf, den er durch den Festlandshafen Bender Abbas ersetzte. 1598 machte Abbas Isfahan (anstelle von Kaswin) zur neuen Hauptstadt des Safawidenreichs, die sich in der Folgezeit zum führenden Handels- und Kulturzentrum entwickelte.
 
Literatur:
 
L. L. Bellan: Chah A. Ier (Paris 1932).
 
 4) Abbas II., Schah (1642-66), Urenkel von 3), der mächtigste Safawidenherrscher nach Abbas I., gewann 1649 endgültig Kandahar von den Großmoguln zurück.
II
Abbas,
 
1) Ferhat, algerischer Politiker, * Taher (Verwaltungsgebiet Jijel) 24. 10. 1899, ✝ Algier 24. 12. 1985; trat zunächst für die Gleichberechtigung der arabisch-muslimischen Bevölkerung Algeriens innerhalb des französischen Staatsverbands ein. Auf dieser Grundlage forderte er 1943 die Autonomie seines Landes. 1956 schloss er sich aber der für die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich kämpfenden Front de Libération Nationale (Abkürzung FLN) an und führte 1958-61 als Ministerpräsident deren Exilregierung. Nach der Unabhängigkeit Algeriens war Abbas Parlamentspräsident und provisorisches Staatsoberhaupt.
 
Werke: Le jeune Algérien (1931); Guerre et révolution d'Algérie (1962); Autopsie d' une guerre (1980).
 
 2) [englisch ə'bɑːs], Khwaja Ahmad, indischer Schriftsteller und Journalist, * Panipat (Haryana) 7. 6. 1914; schreibt in Englisch, Urdu und Hindi; verfasste v. a. humanistisch orientierte Kurzgeschichten und Romane sowie Drehbücher zu sozialkritischen Filmen.
 
Werke: Kurzgeschichten: Rice and other stories (1947); The walls of glass (1977).
 
Romane: Tomorrow is ours! A novel of the India of today (1943); A son of India (1949; deutsch Seit vielen tausend Nächten brennt die Lampe); Inqilab (1955); Zwei Tropfen Wasser (1972; Hindi); Four friends (1978).
III
Abbas,
 
al-Abbas Ibn Abd al-Mụttalib, Onkel Mohammeds, * Mekka um 565, ✝ Medina um 653. Sein Übertritt zum Islam ist erst für das Jahr 630 (Eroberung Mekkas durch die Muslime) sicher belegt. Er ist Ahnherr der Abbasiden.
 

Universal-Lexikon. 2012.