Akademik

Athos
Athos, der; -:
Berg auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidike.

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Athos,
 
griechisch Hagion Oros, Agion Oros [»Heiliger Berg«], neugriechisch Ạjion Ọros, im Altertum Ạkte, die östlichste der Chalkidike-Halbinseln in Nordgriechenland, aus Marmor u. a. metamorphen Gesteinen aufgebaut und weitgehend mit Macchie und Wald bedeckt, an ihrer Südspitze der Berg Athos (2 033 m über dem Meeresspiegel). Die Halbinsel wird eingenommen von der Mönchsrepublik Athos, 336 km2, 1 500 Einwohner; Verwaltungsort ist Karyä.
 
Politisch ist die Mönchsrepublik ein autonomer, unter Selbstverwaltung stehender Teil des griechischen Staates (Vertrag von Lausanne 1923); seit 1926 werden alle Mönche als griechische Staatsbürger betrachtet. Kirchlich untersteht sie der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen und wird von der jährlich von den 20 Großklöstern neu gewählten »Hiera Epistasia« (Heilige Aufsicht) unter Leitung des »Protos« verwaltet. 13 dieser Großklöster verschiedener orthodoxer Kirchen haben die koinobitische Lebensordnung (Koinobion): Kloster Dionysiu, Esphigmenu, Grigoriu, Karakalu, Konstamonitu, Hagiu Paulu, Philotheu, Stavronikita, Simonos Petra, Xenophontos (alle griechisch), Kloster Kutlumusiu (teils griechisch, teils rumänisch), Panteleimonos (russisch), Zographu (bulgarisch). Weitere sieben Großklöster folgen der idiorrhythmischen Ordnung (Idiorrhythmie): Kloster Chiliandariu (serbisch), Iviron (ursprünglich georgisch, jetzt griechisch), Kloster Dochiariu, Megisti Lavra, Pantokratoros, Vatopediu, Xiropotamu (alle griechisch).
 
Die besondere Stellung des Athos geht auf Gerechtsame aus byzantinischer Zeit zurück. Auf dem seit dem 9. Jahrhundert von Einsiedlern bewohnten Gebiet wurde 963 als erstes Kloster die Große Lavra (Megisti Lavra) gegründet; seit 980 entstanden weitere Klöster, Skiten (Mönchsdörfer) und Kellia (abseits gelegene kleinste Mönchsgemeinschaften) verschiedene orthodoxe Kirchen. Der Athos wurde damit zu einem religiösen Mittelpunkt der Orthodoxie. Mit der 1743 gegründeten Athosakademie sollte der Athos auch ein Zentrum der orthodoxen Theologenausbildung werden; Akademieleiter Eugenios Bulgaris (* 1716, ✝ 1806), ein anatolischer orthodoxer Theologe, verband Gedanken der europäischen Aufklärung mit dem östlichen theologischen Denken. Mit seinem Amtsverzicht infolge mehrerer Intrigen wurde diese Ende des 18. Jahrhunderts aufgelöst. Von weltkultureller Bedeutung ist die Athosbibliothek mit rd. 12 000 griechischen Handschriften.
 
Gegenwärtig leben über 1 500 Mönche auf dem Athos. Seit der politischen Öffnung Anfang der 1990er-Jahre kamen viele Novizen aus Russland, der Ukraine, aus Bulgarien, Georgien, Rumänien und Serbien in die Mönchsrepublik. Die Weigerung einiger nationalen Mönchsgruppen und Klöster, die Rechte des Ökumenischen Patriarchen über den Athos anzuerkennen, führte 1994 zu einer schweren Belastung der Beziehungen mit dem Ökumenischen Patriarchat.
 
Im Zentrum der einander sehr ähnlichen ummauerten Klosteranlagen (UNESCO-Weltkulturerbe) steht jeweils die Kirche (Katholikon). Der erste Kirchenbau, das Protaton in Karyä vom Anfang des 10. Jahrhunderts, wurde später vergrößert und mehrfach erneuert (1313, 1512-26, 1802, 1955). Schönster und wichtigster Kirchenbau des Athos ist das Katholikon des Klosters Megisti Lavra mit Trikonchos (Dreikonchenanlage; um 1000) und späteren Erweiterungen (Schiff, Narthex). Vom Ende des 11. Jahrhunderts stammt ein Mosaik mit Deesis über der Tür zum Exonarthex (äußere Vorhalle) des Katholikons des Klosters Vatopediu. Die frühesten Schichten der Fresken datieren aus der Zeit um 1300 sowie v. a. aus dem 14. Jahrhundert (z. B. Protaton, Kloster Vatopediu, Pantokratoros, Chiliandariu); das meiste wurde in späteren Jahrhunderten geschaffen, Älteres zum Teil übermalt. Im 16. Jahrhundert waren bedeutende Maler der kretischen Schule in Athos tätig, u. a. in den Klöstern Megisti Lavra und Stavronikita. Beim Ausmalen der Kirchen diente die Ikonographie der byzantinischen Kunst als Programm, die im Malerbuch vom Berge Athos aus dem 18. Jahrhundert überliefert ist. - In den Klosterschätzen befinden sich wichtige illuminierte Handschriften sowie Ikonen, darunter drei Mosaikikonen, und kostbare Reliquienbehälter.
 
Literatur:
 
Mönchsland A., hg. v. F. Dölger (1943);
 W. Köppen: Wo die Welt vergessen wird. Ein A.-Führer (1981);
 P. Huber: A. Leben, Glaube, Kunst (Zürich 31982);
 G. Spitzing: A. Der Heilige Berg des östl. Christentums (1990);
 W. Ekschmitt: Berg A. Gesch., Leben u. Kultur der griech. Mönchsrepublik (1994);
 M. Capuani u. M. Paparozzi: A. - Die Klostergründungen. Ein Jahrtausend Spiritualität u. orth. Kunst (a. d. Ital., 1999).
 

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Athos, der; -: Berg auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidike.

Universal-Lexikon. 2012.