Stahl|in|dus|trie auch: Stahl|in|dust|rie 〈f. 19〉 Gesamtheit der Industriebetriebe, die Stahl verarbeiten
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Stahl|in|dus|t|rie, die:
Industrie, in der Stahl hergestellt, verarbeitet wird.
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Stahl|industrie,
im produzierenden Gewerbe zur Hauptgruppe der Vorleistungsproduzenten zählender Bereich; erfasst in der Abteilung Metallerzeugung und -bearbeitung. Zur Stahlindustrie im engeren Sinn zählen die Hochofen-, Stahl- und Warmwalzwerke sowie die örtlich verbundenen Kaltwalzwerke einschließlich der Oberflächenveredelung (Verpackungsbleche, metallisch beziehungsweise organisch beschichtete Bleche). Die oft verwendete Bezeichnung Eisen schaffende Industrie umfasst darüber hinaus die Herstellung von Stahlrohren (nahtlos beziehungsweise geschweißt) und Schmiedestücken (Rohgewicht über 125 kg). Zu den wichtigsten Abnehmern der Stahlindustrie gehören neben den »ersten Stahlverarbeitern« (Ziehereien und Kaltwalzwerke, Stahlumformung) der Straßenfahrzeugbau, die Bauwirtschaft, der Maschinenbau und die Hersteller von Eisen-, Blech- und Metallwaren sowie von Elektrohaushaltsgeräten.
Die Stahlindustrie benötigt im Wesentlichen drei Rohstoffe zur Eisen- beziehungsweise Stahlerzeugung: Erz, Kohle oder Koks und Schrott. Das Vorhandensein der Rohstoffe determiniert zusammen mit der Nachfrage nach Endprodukten und den jeweiligen Transportkosten den optimalen Standort. Dabei ist selten ein Standortfaktor allein ausschlaggebend. In der Vergangenheit haben sich in der Weltwirtschaft drei Standorttypen herausgebildet: Ursprünglich befanden sich Eisen schaffende Betriebe in der Regel in der Nähe großer Lagerstätten verkokbarer Kohle bei gleichzeitiger Konzentration weiterverarbeitender Industrie in diesem Gebiet (z. B. Oberschlesien, Pittsburgh, Südwales, Rhein-Ruhr-Gebiet). Die Eisenerze werden dann oft aus weit entfernten Fördergebieten bezogen. Dabei ist weniger die räumliche Entfernung zu den Gruben entscheidend als vielmehr die Art der Transportwege (der Schiffstransport ist billiger als der auf dem Landweg) wie auch das Verhältnis zwischen Preis und Qualität der Erze. Häufig wurden auch Standorte in der Nähe von Eisenerzlagern gewählt, meist aber nur dann, wenn die Absatzgebiete für die Fertigprodukte genügend nahe waren (z. B. Peine und Salzgitter, Grängesberg in Schweden). Eine dritte Möglichkeit, die seit den 1970er-Jahren an Bedeutung gewann, ist die Wahl von Standorten an der Küste (z. B. Bremen, IJmuiden, Dünkirchen, Gent, Genua, Tarent), was vorteilhaft ist, wenn Fertigprodukte nach Übersee exportiert werden und ein hoher Anteil der Rohstoffe aus Übersee bezogen wird. Die Produktion der Stahlindustrie erfolgte zunehmend in integrierten Werken unter Einschluss der Walzstahlfertigerzeugnisse. Die Kapazitäten der Hochöfen und der Walzstraßen wurden im 20. Jahrhundert immer größer, um die Skalenerträge besser zu nutzen. Das bewirkte eine starke horizontale Konzentration der Stahlunternehmen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland durch die Alliierten vorgenommene Entflechtung der deutschen Stahlindustrie wurde dadurch rückgängig gemacht. Die durch stärkeren Wettbewerbsdruck, Produktivitätsfortschritte (u. a. Strangguss, Direktreduktion, Dünnbandgießen) und Überkapazitäten weitergetriebene Konzentration findet ihren Niederschlag in zunehmend international ausgerichteten Unternehmensstrategien und -zusammenschlüssen sowie Kooperationen. Andererseits konnten sich auch mittelständische Unternehmen mit »Mini-mills« (Kleinstahlwerken) behaupten.
Die Stahlindustrie hat ihre frühere volkswirtschaftliche Bedeutung verloren, da Stahl v. a. in den 70er- und 80er-Jahren in starkem Maße durch Kunststoffe und andere Werkstoffe ersetzt wurde und heute wesentlich rationeller (u. a. durch verbessertes Recycling) eingesetzt wird. Wegen des drastischen Kapazitätsabbaus während der Stahlkrise ist der Anteil der Stahlindustrie an der industriellen Erzeugung, wie auch die Zahl der Arbeitsplätze, gesunken.
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Stahl|in|dus|trie, die: Industrie, in der Stahl hergestellt, verarbeitet wird.
Universal-Lexikon. 2012.