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Gent
Gent 〈[ dʒɛ̣nt] m. 6; veraltetStutzer, Geck [engl., „feiner Herr“; Abk. für Gentleman]

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Gẹnt:
Stadt in Belgien.

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Gẹnt
 
[niederländisch xɛnt], französisch Gand [gã], Hauptstadt der Provinz Ostflandern, Belgien, am Zusammenfluss von Schelde und Leie, 224 500 Einwohner; katholischer Bischofssitz; flämische Universität (gegründet 1817), Hochschule für Übersetzer und Dolmetscher, Konservatorium, Königliche Akademie für niederländische Sprache und Literatur, Archiv; verschiedene Museen, besonders das Museum voor Schone Kunsten (flämische und holländische Malerei des 16./17. Jahrhunderts, französische Malerei des 18./19. Jahrhunderts, zeitgenössische Malerei), das Museum van Hedendaagse Kunst (zeitgenössische Kunst) sowie ein historisches Museum (»Bijloke-Museum«, in der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei Bijloke aus dem 14.-18. Jahrhundert). Die ursprünglich von der Textilindustrie (Baumwolle, Leinen) beherrschte Industrie- und Handelsstadt hat viele neue Industriezweige, u. a. Hütten- und Stahl-, chemische Industrie, Erdölraffinerie, Kraftfahrzeug- und Maschinenbau, elektrotechnische, Papierindustrie, Brauerei; Umschlagplatz für Getreide. Gent gehört zu den wichtigsten Fremdenverkehrszentren Belgiens. Bekannt ist die Blumenzucht in und um Gent (besonders Azaleen- und Begonienzucht). Gent ist Verkehrsknotenpunkt im Wasserstraßennetz am Ende des 32,6 km langen Gent-Terneuzen-Kanals, der für Schiffe bis 65 000 t befahrbar ist und den Genter Hafen (Gesamtumschlag 1993: 22 Mio. t) mit der Westerschelde (Niederlande) verbindet.
 
Stadtbild:
 
Auf der Halbinsel zwischen Schelde und Leie liegt die Altstadt, in der zahlreiche Bauten aus der Blütezeit der Stadt bewahrt sind. Die Kathedrale Sint-Baafs (Saint-Bavo) ist eine dreischiffige kreuzförmige Kirche mit romanischer Krypta (12. Jahrhundert), hochgotischer Chor (1290-1353), Westturm (1462-1534) in Brabanter Gotik und spätgotisches Lang- und Querhaus (um 1533-59); in der Kirche der Genter Altar der Brüder H. und J. van Eyck, ferner der Kreuzigungsaltar des Justus von Gent (nach 1464), Gemälde von G. H. van Honthorst, F. Pourbus der Ältere, P. P. Rubens u. a., Hochaltar (1705-09) mit Sint-Baafs-Statue von H. F. Verbruggen, Barockkanzel (1745). Frühgotisch ist die Sint-Jacobskerk (12. Jahrhundert begonnen, 13.-15. Jahrhundert fertiggestellt) mit romanischen Westtürmen, im Stil der Scheldegotik die Sint-Niklaaskerk (13. Jahrhundert, barockes Westportal von 1681), im Flamboyantstil die Sint-Michielskerk (1440-1648) mit einer Kreuzigung von A. van Dyck (1630). Von der Benediktinerabtei Sint-Baafs sind nur Teile erhalten, so das Refektorium (12. Jahrhundert) und der Kreuzgang (1495). Die Kirche der ehemaligen Abtei Sint-Peter wurde 1629-45 errichtet. Reizvoll ist der Kleine Beginenhof mit Barockkirche (1639-1730) und Gebäuden des 17./18. Jahrhunderts. Unter den Profanbauten das Rathaus (1482 begonnen) mit Nordfassade im Flamboyantstil (1518-39). Gegenüber der Kathedrale der 95 m hohe Belfried (1. Hälfte 14. Jahrhundert), an den die Tuchhalle (1426-41) angebaut ist. Die spätgotische Fleischhalle (1406-10, 1900-03 ausgebaut) hat im Innern Wandmalereien. Die Wasserburg 's-Gravensteen (v. a. 1180-1200), eine Residenz der Grafen von Flandern, ist mit dem viereckigen Wohnturm und der turmreichen Ummauerung ein eindrucksvolles Beispiel einer mittelalterlichen Befestigung. In den Kaistraßen Graslei, Kraanlei und Kornlei sowie in der Hoogpoortstraat stehen noch Giebelhäuser des 16. und 17. Jahrhunderts; als schönstes gotisches Zunfthaus gilt das »Schifferhaus« (1531).
 
Geschichte:
 
Bereits im 8. Jahrhundert wurde Gent erstmals urkundlich erwähnt. Die heutige Stadt reicht auf eine Kaufmannssiedlung des 10. Jahrhunderts zurück, die im Schutz einer Burg der Grafen von Flandern entstanden war. Bereits im frühen 12. Jahrhundert vermochten die Kaufleute den Grafen von Flandern politische Rechte abzutrotzen. Das aus ihren Reihen erwachsende Patriziat bestimmte bis ins beginnende 14. Jahrhundert die politischen Geschicke, musste dann aber die seit Mitte des 13. Jahrhunderts wirtschaftlich dominierenden Zünfte, v. a. die Tuchmacher, am Stadtregiment beteiligen. Gegenüber den Grafen von Flandern behauptete die als Zentrum der Tuchherstellung zu Weltgeltung gelangte Stadt zum Teil in bewaffneten Aufständen (J. van Artevelde) ihre Sonderstellung. Mit dem Erstarken der englischen Tuchherstellungsindustrie neigte sich Ende des 15. Jahrhunderts Gents Vormachtstellung dem Ende zu. Kaiser Karl V., 1500 in Gent geboren, nahm der Stadt 1540 alle politischen Vorrechte. Der niederländische Aufstand trug zum endgültigen Niedergang der Stadt bei. Nach ihrer Rückeroberung durch die Spanier (1584) teilte Gent das Schicksal der spanischen Niederlande. Im 19. Jahrhundert setzte ein neuerlicher Aufschwung mit dem Ausbau der Baumwoll- und der Leinenverarbeitung ein.
 
Literatur:
 
W. Krings: Innenstädte in Belgien (1984).
 

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1Gẹnt: Stadt in Belgien.
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2Gent [dʒɛnt], der; -s, -s [engl. gent, Kurzf. von gentleman, ↑Gentleman] (abwertend): übertrieben modisch gekleideter Mann.

Universal-Lexikon. 2012.