Snọrri Sturluson,
isländischer Dichter, Historiker und Staatsmann, * Hvamm (Westisland) 1178/79, ✝ (ermordet) auf seinem Gut Reykjaholt 22. 9. 1241; gehörte zur mächtigen Sturlungenfamilie (Sturlunga saga), hatte 1215-18 und 1222-31 das wichtige Gesetzessprecheramt inne und war als einer der mächtigsten Häuptlinge Islands an den zahlreichen Familienfehden beteiligt, die das Ende des isländischen Freistaates einleiteten. Als Lehnsmann des norwegischen Königs Håkon IV. Håkonsson scheint er zeitweilig mit dessen Annexionspolitik gegenüber Island sympathisiert zu haben; seine Rolle hierbei ist jedoch unklar. Wegen seiner freundschaftlichen Beziehungen zu dem Rivalen (und ehemaliger Vormund) des Königs, Jarl Skúli (* 1189, ✝ 1240), fiel Snorri Sturluson in Ungnade und wurde auf Betreiben des Königs von seinen isländischen Gegnern ermordet. Seine schriftstellerischen, poetologischen und historischen Arbeiten markieren einen Höhepunkt der altisländischen Literatur. Er beherrschte die Skaldendichtung und ihre Überlieferung souverän, als Historiker machte er sich ihren Quellenwert zunutze und sammelte außerdem die zu ihrem Verständnis unabdingbaren mythologischen Zeugnisse. Daraus entstand eine Sammlung von Göttererzählungen, die »Prosa-Edda«, auch »Snorra-Edda« (Edda). In der Heimskringla besteht (wie auch in den Olafs sagas) seine wesentliche Leistung v. a. in der kritischen Benutzung der schriftlichen und mündlichen Tradition und ihrer stilistisch meisterhaften Darbietung. Ob die Egilssaga (Egill Skallagrímsson) ebenfalls von ihm stammt, ist unsicher.
Ausgabe: Die Edda des Snorri Sturluson, herausgegeben von A. Krause (1997).
F. Paasche: Snorre Sturlason og Sturlungerne (Neuausg. ebd. 1948);
G. Benediktsson: Snorri skáld í Reykholti (ebd. 1957);
S. S. Kolloquium. .., hg. v. A. Wolf (1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Sagas und Skaldendichtung: Wegmarken skandinavischer Literatur im Mittelalter
Universal-Lexikon. 2012.