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La-Tène-Kultur
La-Tène-Kul|tur 〈[ latɛ:n-] f. 20; unz.〉 vorwiegend kelt. Kultur u. Kunst der La-Tène-Zeit

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La-Tène-Kultur
 
[la'tɛːn-], nach dem Fundplatz La Tène am Nordostende des Neuenburger Sees, Schweiz (geborgen wurden mehr als 2 500 Objekte aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr.), benannte vorgeschichtliche Kultur im nichtmediterranen Europa (5.-1. Jahrhundert v. Chr., »La-Tène-Zeit«). Träger der die jüngere Eisenzeit Europas wesentlich bestimmenden La-T.-K. waren keltische Volksgruppen; Völkerschaften in keltischen Randgebieten, z. B. Germanen, Ligurer, Illyrer, wurden stark von ihr beeinflusst.
 
Die La-T.-K. wird anhand bestimmter Fibel-, Schwert- und Gefäßformen in mehrere Phasen unterteilt. Die frühe La-T.-K. (nach dem Periodenschema von P. Reinecke Stufen A und B) reicht vom 5. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., die mittlere La-T.-K. (Stufe C) umfasst die 2. Hälfte des 3. sowie das 2. Jahrhundert v. Chr., die späte La-T.-K. (Stufe D) das 1. Jahrhundert v. Chr.
 
Die Herausbildung der La-T.-K. erfolgte im Bereich der westlichen Hallstattkultur mit Schwerpunkten in Südwestdeutschland (Kleinaspergle), am nördlichen Alpenrand (Hallein), im Rhein-Mosel-Gebiet (z. B. Reinheim und Waldalgesheim) sowie im Marnegebiet. Die frühe La-T.-K. ist v. a. aus dem Beigabengut von Fürstengräbern, vereinzelt auch aus Schatzfunden (Erstfeld) bekannt. Kennzeichnend für die frühe La-T.-K. sind u. a. Prunkwaffen (eiserne Langschwerter, große Ovalschilde), die Verwendung der Töpferscheibe sowie zweirädrige Wagen. Wichtigste archäologische Quelle sind große Flachgräberfelder (mit zahlreichen Kriegerbestattungen), deren Verbreitungsgebiet den ganzen Raum der keltischen Landnahme von Frankreich bis Ungarn umfasst. Im 3. Jahrhundert übernahmen die Kelten neue Elemente mediterraner Zivilisation und Wirtschaft, so eine eigene Münzprägung und die Erzeugung von Blutemail. Gegen Ende der mittleren Phase entstanden im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. aus Fluchtburgen für die umwohnende Bevölkerung größere stadtartige Siedlungen, die Ersten ihrer Art nördlich der Alpen. Diese als Oppida bezeichneten Zentren des politischen und wirtschaftlichen Lebens - oft in der Nähe der Herrensitze - wurden prägend für die späte Phase (Donnersberg, Manching, Bibracte), die Masse der Bevölkerung lebte jedoch weiterhin von der Landwirtschaft.
 
Ihr Ende fand die La-T.-K. durch das Vordringen germanischer Volksgruppen nach Süden und Westen sowie durch die Ausweitung des Römischen Reiches in Gallien und nördlich der Alpen kurz vor Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. Manche ihrer Traditionen wurden von der provinzialrömischen Kultur aufgenommen und weitergeführt, auf den Britischen Inseln - besonders in Irland - erlebte sie in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine späte Blüte.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Kelten · keltische Kunst · keltische Mythologie und Religion · keltische Sprachen · Keltologie
 
Literatur:
 
The Iron Age in Northern Britain, hg. v. A. L. F. Rivet (Edinburgh 1967);
 J.-J. Hatt: Kelten u. Galloromanen (a. d. Frz., 1970);
 
Ur- u. frühgeschichtl. Archäologie der Schweiz, hg. v. W. Drack, Bd. 4: Die Eisenzeit (Basel 1974);
 
Celtic art in ancient Europe, hg. v. P.-M. Duval u. a. (London 1976);
 B. W. Cunliffe: The Celtic world (New York 1979);
 G. Wieland: Spätlatènezeit in Württemberg. Forschungen zur jüngeren Latènekultur zw. Schwarzwald u. Nördlinger Ries (1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Kelten: Im Lande der Druiden
 
Kelten, westliche Hallstattkultur und La-Tène-Kultur
 

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La-Tène-Kul|tur [la'tɛ:n...], die <o. Pl.> (Archäol.): [keltische] Kultur u. Kunst in der La-Tène-Zeit.

Universal-Lexikon. 2012.