Körper
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Leib [lai̮p], der; -[e]s, Leiber ['lai̮bɐ] (geh.):a) Körper:
ein ausgemergelter Leib; die dampfenden Leiber der Pferde; am ganzen Leib zittern, frieren;
☆ mit Leib und Seele:
a) mit Begeisterung und innerer Beteiligung:
er ist mit Leib und Seele Arzt.
b) ganz und gar:
sie war mit Leib und Seele dem Alkohol verfallen;
☆ sich jmdn. vom Leib halten (salopp): näheren Kontakt mit jmdm. vermeiden, sich von etwas fernhalten:
ich will versuchen, ihn mir vom Leib zu halten;
☆ einer Sache zu Leibe gehen/rücken: eine schwierige, unangenehme Aufgabe angehen.
b) unterer Teil des Körpers:
jmdn. in den Leib treten.
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Leib 〈m. 2〉
1. 〈i. w. S.〉 (menschl. od. tier.) Körper
2. 〈i. e. S.〉 Bauch, Magen
● der \Leib des Herrn Hostie, Abendmahlsbrot; gut essen und trinken hält \Leib und Seele zusammen macht einen gesund u. fröhlich ● seinen \Leib pflegen faul, müßig sein, nicht arbeiten ● gesegneten \Leibes sein 〈veraltet〉 schwanger sein ● er hat die Folgen seiner Tat am eigenen \Leib zu spüren bekommen; er zitterte am ganzen \Leib; er hat kaum noch ein Hemd auf dem \Leib(e) er ist sehr arm; jmdm. auf den \Leib rücken 〈fig.〉 sich jmdm. aufdrängen; jmdn. zur Rede stellen; diese Rolle ist ihm wie auf den \Leib geschrieben diese R. liegt ihm besonders gut; bei lebendigem \Leib(e) verbrennen; Gefahr für \Leib und Leben 〈fig.〉 für Freiheit u. Leben; keine Ehre im \Leibe haben 〈verstärkend〉; es tut einem ja das Herz im \Leibe weh, wenn man das sieht; kein Herz im \Leibe haben 〈fig.〉 kalt u. herzlos, mitleidlos sein; den Teufel im \Leibe haben 〈fig.〉 wild, ungebärdig sein; nichts im \Leib(e) haben nichts gegessen haben, hungrig sein; mit \Leib und Seele 〈fig.〉 ganz u. gar, völlig; bleib mir vom \Leib(e)! komm mir nicht zu nahe!; bleib mir nur damit vom \Leib(e)! 〈fig.〉 lass mich nur damit in Ruhe; sich jmdn. vom \Leib(e) halten Abstand halten gegenüber jmdm., sich reserviert verhalten; jmdm. zu \Leibe gehen, rücken jmdn. angreifen; einer Sache zu \Leibe gehen, rücken eine Sache tatkräftig anpacken [<ahd. lib „leben, Körper“, engl. life „Leben“ <germ. *liba-; zu idg. *lip- „leben“]
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1. (geh.)
ein kranker, abgemagerter, ausgemergelter L.;
die dampfenden -er der gehetzten Pferde;
mir klebten die Kleider am L.;
am ganzen L. zittern, frieren, schwitzen;
bei lebendigem -e/lebendigen -es verbrennen;
diese Krankheit steckte mir schon lange im L. (ich fühlte mich schon krank, bevor es zum eigentlichen Ausbruch kam);
du bist so stark erkältet – bleib mir vom -[e]! (komm nicht zu nah an mich heran!);
☆ etw. am eigenen L. erfahren/(ver)spüren/erleben (etw. selbst durchmachen müssen);
jmdm. auf den L., zu -e rücken (ugs.; jmdn. bedrängen, auf jmdn. Druck ausüben);
mit L. und Seele (1. mit Begeisterung u. innerer Beteiligung: er ist mit L. und Seele Arzt. 2. ganz und gar: sie war mit L. und Seele dem Alkohol verfallen);
sich jmdn., etw. vom Leib[e] halten (salopp; näheren Kontakt mit jmdm. vermeiden; sich von etw. fernhalten: ich will versuchen, ihn mir vom -e zu halten; sie hat sich alles, was mit Politik zu tun hat, vom -e gehalten);
jmdm. [mit etw.] vom -e gehen/bleiben (jmdn. [mit etw.] in Ruhe lassen, nicht behelligen, belästigen);
b) äußere Erscheinung eines Menschen, Gestalt:
ein schöner, ebenmäßig gewachsener, zarter, jugendlicher L.;
sie besaß nur noch das, was sie auf dem -e trug;
☆ jmdm. [wie] auf den L. geschnitten/zugeschnitten/geschneidert sein (zu jmdm. genau passen, jmds. Bedürfnissen, Wünschen o. Ä. genau entsprechen: seine neue Aufgabe ist ihm wie auf den L. geschneidert);
jmdm. [wie] auf den L. geschrieben sein (wie geschaffen, genau passend für jmdn. sein; urspr. vom Schauspieler);
c) Rumpf (von Menschen od. Tieren):
ein rundlicher, geschundener, zerschlagener L.
2. (geh.) unterer Teil des ↑ Körpers (1 a), bes. der Bauch:
ein dicker, aufgetriebener, voller L.;
nichts [Ordentliches] im L. haben, in den L. bekommen haben (gegessen haben).
3. nur noch in der Verbindung
L. und Leben (emotional verstärkend; die körperliche Unversehrtheit u. das Leben: L. und Leben [alles] riskieren; eine Gefahr für L. und Leben darstellen [lebensgefährlich sein]).
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Leib
[althochdeutsch līb, zu leben], Religionsgeschichte und Theologie: neben der Seele eine der Wirklichkeiten des Menschen (Leib-Seele-Problem). Die Differenzierung zwischen Leib und Seele hat sich erst allmählich entwickelt; über lange Zeit dachten die Menschen »ganzheitlich«, d. h., ohne bei sich eine »bloß« leibliche (körperliche) Dimension zu unterscheiden. Selbst die schon früh nachweisbare Überzeugung von einem »Weiterleben nach dem Tod« wurde leiblich vorgestellt (erkennbar an den realistischen Grabbeigaben). Im Hellenismus wird, ausgehend von Platon, das Körperliche am Menschen zunehmend - in Polarität zur Seele - als Leib wahrgenommen und unterschieden; es bildet sich eine Leib-Seele-Anthropologie aus, die in unterschiedlicher Weise reflektiert und systematisiert wird sowie oft zu einem Dualismus zwischen beiden Polen, meist zu Ungunsten des Leibs führt. Entsprechend den Schwerpunkten des jeweiligen Denkens wird der Leib und alles, was mit ihm zusammenhängt, ethisch unterschiedlich - positiv oder mehr negativ bis hin zur Ablehnung, der Forderung nach Enthaltung (Askese) - gewertet.
Das Alte Testament kennt keinen Begriff für Leib; wenn der Mensch »Fleisch« genannt wird, ist er als Ganzer in seiner Hinfälligkeit gemeint. Mit dem Wort »Seele« werden die Lebensfunktionen des Leibs umschrieben; der Tod ist das Ende des ganzen Menschen. Unter dem Einfluss des Hellenismus fand die Leib-Seele-Anthropologie jedoch Eingang ins Christentum. Seit dem Altertum wurde der Leib als der Seele unter- und nachgeordnet verstanden und das Leibliche - als Gegensatz zum Geistlichen - abgewertet. Erst Thomas von Aquino versuchte, den Menschen (als »verleiblichte Seele«, Leib als die »materielle« Wirklichkeit der Seele) wieder als Ganzheit aufzufassen. Dennoch blieb im Geistes- und Glaubensleben der christlich geprägten abendländischen Kultur bis in die jüngste Zeit die Höherbewertung der Seele gegenüber dem Leib vorherrschend.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Auferstehung der Toten · Fleisch · Sarx · Seele
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Leib, der; -[e]s, -er [mhd. līp, ahd. līb, zu ↑leben]: 1. (geh.) a) ↑Körper (1 a): ein kranker, abgemagerter, ausgemergelter L.; die dampfenden -er der gehetzten Pferde; mir klebten die Kleider am L.; am ganzen L. zittern, frieren, schwitzen; bei lebendigem -e/lebendigen -es verbrennen; diese Krankheit steckte mir schon lange im L. (ich fühlte mich schon krank, bevor es zum eigentlichen Ausbruch kam); er hat sich das alles vom eigenen L. abgespart (hat sich selbst nichts gegönnt, um jeden Pfennig zu sparen); du bist so stark erkältet - bleib mir vom -[e] (komm nicht zu nah an mich heran)!; *der L. Christi, der L. des Herrn (christl. Kirche; das Brot [Hostie] als Bestandteil des Abendmahls; LÜ von kirchenlat. corpus Christi); etw. am eigenen L. erfahren/(ver)spüren/erleben (etw. selbst durchmachen müssen); jmdm. auf den L., zu -e rücken (ugs.; jmdn. bedrängen, auf jmdn. Druck ausüben): die Prostituierten rücken mit Forderungen nach sozialer Anerkennung den Moralwächtern auf den L. (Spiegel 19, 1996, 81); mit L. und Seele (1. mit Begeisterung u. innerer Beteiligung: er ist mit L. und Seele Arzt; Du wirst weiter für den Judenstaat kämpfen. Mit L. und Seele [Hilsenrath, Nazi 358]. 2. ganz u. gar: mein Onkel war mit L. und Seele dem Alkohol verfallen); sich jmdn., etw. vom Leib[e] halten (salopp; näheren Kontakt mit jmdm. vermeiden; sich von etw. fern halten): ich will versuchen, ihn mir vom -e zu halten; sie hat sich alles, was mit Politik zu tun hat, vom -e gehalten; So ist es möglich, dass sich die bisherigen Strommonopolisten mit hohen Gebühren für die Nutzung der Leitungsnetze auch weiterhin die Konkurrenz vom Leibe halten (FR 3.8.98, 10); jmdm. [mit etw.] vom -e gehen/bleiben (jmdn. [mit etw.] in Ruhe lassen, nicht behelligen, belästigen); einer Sache zu -e gehen/rücken (eine schwierige, unangenehme Aufgabe angehen 5 a): Erste Voraussetzungen, dem Wetter mit wissenschaftlichen Mitteln zu Leibe zu rücken, gaben die Erfindung des Thermometers ... bzw. des Barometers (Zivildienst 2, 1986, 27); b) äußere Erscheinung eines Menschen, Gestalt: ein schöner, ebenmäßig gewachsener, zarter, jugendlicher L.; Frau Grün ... schaukelt ihren unförmigen L. mit großer Behändigkeit durch die Küche (Ossowski, Flatter 141); nichts weiter am -e als eine Unterhose (Th. Mann, Krull 38); sie besaß nur noch das, was sie auf dem -e trug; *jmdm. [wie] auf den L. geschnitten/zugeschnitten/geschneidert sein (zu jmdm. genau passen, jmds. Bedürfnissen, Wünschen o. Ä. genau entsprechen): seine neue Aufgabe ist ihm wie auf den L. geschneidert; jmdm. [wie] auf den L. geschrieben sein (wie geschaffen, genau passend für jmdn. sein; urspr. vom Schauspieler): die Rolle der »Mutter Courage« war ihr wie auf den L. geschrieben; c) Rumpf (von Menschen od. Tieren): ein rundlicher, geschundener, zerschlagener L.; Jürgen zieht die dünne Zudecke über seinen aufgedunsenen L. (Chotjewitz, Friede 136); Schmetterlinge mit ihren bunten Schwingen und dem zarten L. (Strittmatter, Wundertäter 148). 2. (geh.) der untere Teil des Körpers (1 a), bes. der Bauch: ein dicker, aufgetriebener, voller L.; Bei der gestrigen Untersuchung war der L. deutlich gebläht (Hackethal, Schneide 30); du bist gut bei -e (siehst wohlgenährt aus); nichts [Ordentliches] im L. haben, in den L. bekommen haben (gegessen haben); *gesegneten/schweren -es sein (geh. veraltet; ein Kind erwarten; schwanger sein). 3. nur noch in der Verbindung L. und Leben (emotional verstärkend; die körperliche Unversehrtheit u. das Leben): L. und Leben (alles) riskieren; eine Gefahr für L. und Leben darstellen (lebensgefährlich sein). 4. (Archit.) senkrechter Teil einer Säule od. Fiale; Schaft.
Universal-Lexikon. 2012.