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Sinnesorgane
I
Sinnes|organe,
 
1) Botanik: bei Pflanzen auf einen bestimmten Reiz eingestellte Empfangsorgane, die meist eine Bewegung auslösen. So übermitteln die Fühltüpfel an den Ranken der Kürbisgewächse bei Berührung einer festen Unterlage einen Reiz zur Einkrümmung der Ranke. Über die Oberhaut herausragende Fühlborsten bewirken nach Berührung z. B. das schnelle Zusammenklappen der Blatthälften der Venusfliegenfalle, rasches Schließen des Deckels der Fangblasen beim Wasserschlauch (zum Tierfang), das Spreizen der Narbenäste von Mimulus und die Staubblattbewegung bei der Zimmerlinde nach Berührung durch Insekten (zur Bestäubungssicherung). Bewegliche Stärkekörner lösen die Orientierung von Spross und Wurzel auf den Schwerereiz aus (Geotropismus); Lichtreize werden eventuell durch Ozellen aufgenommen.
 
 2) Zoologie: Rezeptions|organe, Ọrgana sẹnsu|um, der Aufnahme von Reizen dienende, mit Sinnesnerven in Verbindung stehende Organe bei den vielzelligen Tieren und dem Menschen (bei Einzellern sind Sinnesorganellen ausgebildet: z. B. der Augenfleck als Sehorganelle), bestehend aus Sinneszellen sowie (bei den eigentlichen Sinnesorganen) diversen Hilfszellen beziehungsweise -organen. Die Funktionsfähigkeit jedes Sinnesorgans beruht auf der Fähigkeit der einzelnen Sinneszelle, bestimmte, quantitativ und qualitativ begrenzte, als Reize wirkende Energieformen in neurale Erregung umzuwandeln, wodurch beliebige Energieformen in den gleichen organischen Code mit gleicher Leitungsbahn (Nervenleitung) und gleicher Reizstärkedarstellung (Aktionspotenzialfrequenz) transformiert werden. Während bei indifferenten Sinnesorganen qualitativ unterschiedliche Reize wahrgenommen werden können, da hier im einfachsten Fall lediglich einzelne (nicht spezialisierte) Sinneszellen oder freie Nervenendigungen über die gesamte Körperoberfläche verstreut vorhanden sind (bei verschiedenen niederen Tieren), entstehen die Sinnesorgane im eigentlichen Sinn (als Organe) durch Zusammenlagerung mehrerer bis vieler Sinneszellen und durch die zusätzliche Ausbildung oft sehr komplexer Hilfseinrichtungen (z. B. beim Auge der dioptrische Apparat, beim Gehörorgan u. a. die Gehörknöchelchen; sehr einfache Sinnesorgane stellen die Sensillen der Gliederfüßer dar; in Sinnesepithelien finden sich Stütz-, Schleim-, auch Pigmentzellen). V. a. durch solche Hilfseinrichtungen sind diese Sinnesorgane gegenüber inadäquaten Reizen weitgehend abgeschirmt, d. h., es erfolgt eine Spezialisierung (bei gleichzeitiger Optimierung) auf nur ganz bestimmte adäquate Reize. Die Zuordnung dieser adäquaten Reize zu ihren spezifischen Sinnesorganen ermöglicht die Identifizierung der verschiedenen Sinne. Allerdings reagiert jedes Sinnesorgan nur bei normaler, einen bestimmten Schwellenwert überschreitender Reizstärke auf die ihm zugeordneten Reize. Bei überstarkem Reiz kann auch ein Fremdreiz beantwortet werden, jedoch immer nur mit der dem Sinnesorgan eigenen Sinnesempfindung (so erzeugt z. B. ein Schlag auf das Auge eine Lichtempfindung).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Wahrnehmungen des Menschen
 
Sinne: Qualitativ und quantitativ
 
II
Sinnesorgane
 
(Rezeptionsorgane): Organe, die den Organismus mithilfe hoch spezialisierter Sinneszellen über die Dinge, Vorgänge und Erscheinungen in seiner Umwelt unterrichten. Dabei werden unterschieden: Mechanorezeptoren (beispielsweise die Tastorgane und die Organe für das Hören), Chemorezeptoren (z. B. die Organe für Riechen und Schmecken), Lichtsinnesorgane (Sehen) sowie Kälte- und Wärmerezeptoren (Thermorezeptoren).
 
Der Mensch besitzt keine Elektrorezeptoren wie die Fische, die Veränderungen im elektrischen Feld des umgebenden Wassers registrieren können, sowie Magnetorezeptoren wie z. B. viele Zugvögel, die sich nach dem jeweiligen Eintrittswinkel der Magnetfeldlinien in die Erdoberfläche richten.
 
Alle Sinnesorgane wandeln die für sie spezifischen Reize in gleichartige Nervensignale (Aktionspotenziale; Erregungsleitung) um. Erst am auswertenden Ort der Großhirnrinde werden diese Nervenimpulse dann zur jeweiligen Sinnesempfindung (z. B. Licht). Diese lässt sich auch durch elektrische Reizung des entsprechenden Rindenfeldes hervorrufen. Wie Tiere Sinnesreize empfinden, können wir nicht feststellen. Es ist nur möglich, Rückschlüsse aus ihren Reaktionen auf solche Reize zu ziehen.
 

Universal-Lexikon. 2012.