[vom Falten der Hände, vom Niederknien o. Ä. begleitetes] Sprechen mit Gott:
er faltete die Hände und sprach ein Gebet.
Syn.: ↑ Andacht.
Zus.: Abendgebet, Bittgebet, Bußgebet, Dankgebet, Freitagsgebet, Morgengebet, Nachtgebet, Tischgebet.
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Ge|bet 〈n. 11〉 Anrufung Gottes, Bitte zu Gott ● das \Gebet des Herrn das Vaterunser; ein \Gebet sprechen, verrichten, zum Himmel schicken; jmdn. ins \Gebet nehmen 〈fig.〉 jmdm. ins Gewissen reden; jmdn. eindringlich ermahnen, befragen, jmdm. zureden [<ahd. gibet; → bitten]
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a) [vom Falten der Hände, vom Niederknien o. Ä. begleitetes] Sprechen mit Gott (um ihn zu verehren, ihn um etw. zu bitten od. ihm für etw. zu danken); das Beten:
ein stilles, inbrünstiges, gemeinsames G.;
jmds. G. wird erhört;
ein G. für die Toten/um Hilfe;
sein G. verrichten;
im G. versunken sein;
im stillen G. verweilen;
seine Hände zum G. falten;
jmdn. in sein G. mit einschließen (für ihn beten);
b) an Gott gerichtete [festgelegte] Worte bes. des Bittens, des Dankens od. der Verehrung; Wortlaut, Text des Betens:
ein G. sprechen, herunterleiern;
das G. des Herrn (geh.; das Vaterunser);
☆ ewiges G. (kath. Kirche; Verehrung, Anbetung des auf den Altar gestellten Sakraments durch Gemeinschaften od. sich ablösende Einzelbeter; zurückgehend auf den Brauch eines 40-stündigen Fastens, das man in der Karwoche zu Ehren der auf 40 Stunden berechneten Grabesruhe Jesu hielt);
jmdn. ins G. nehmen (ugs.; jmdm. eindringlich u. unter Ermahnungen zureden, etw. zu tun od. zu unterlassen, etw. mitzuteilen, zu gestehen; jmdm. ins Gewissen reden; vermutlich urspr. = ins Gebet aufnehmen, in die [öffentliche] Fürbitte einschließen).
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Gebet,
in den Religionen die mit Worten und begleitenden Handlungen verbundene Anrede einer als Person vorgestellten Gottheit durch den Menschen, im Unterschied zur Anbetung, die sich verschiedenartigen Objekten und Personen zuwenden kann. Das Gebet ist Ausdruck des Glaubens und der Frömmigkeit. Seine früheste Form ist der unmittelbare Gebetruf (Anrufung), der durch menschliche Not und Gefahr, aber auch durch ein überwältigendes religiöses Erlebnis veranlasst sein kann. Diesem spontanen Gebet steht das gebundene Gebet gegenüber, dem feststehende Gebetstexte zugrunde liegen. Es tritt in der Form des Einzelgebets sowie des mit dem regelmäßigen Kult verbundenen Gemeindegebets auf. - Zu den Gebetsinhalten zählt zunächst die Bitte, die irdischen Güter, aber auch sittliche Werte wie Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Reinheit, Treue gegenüber göttlichen Geboten betreffen kann; das Gebet soll häufig auch unmittelbaren Gefühlen (Angst, Hoffnung, Liebe) Ausdruck verleihen. Es kann Dank (Dankgebet), Lobpreis Gottes (Lobgebet) oder Fürbitte zum Inhalt haben. Sündenbekenntnis und Vergebungsbitte kennzeichnen das Bußgebet. Bestandteil des Gebets ist häufig das Bekenntnis des eigenen Glaubens. Es enthält eine Opferformel, wenn es mit der Darbringung von Gaben für die Gottheit verbunden ist. Das mystische Gebet ist eine Erhebung des Geistes zu Gott oder (wie im Buddhismus) eine meditative Versenkung, die in verschiedenen Stadien zur Erleuchtung oder (wie im ostkirchlichen Mönchtum das Jesusgebet) zur »Unio mystica« führen soll.
Zu den äußeren Formen des Gebets gehört eine bestimmte G.-Haltung, die im Aufrechtstehen, Niederknien oder im Niederwerfen des ganzen Körpers (Proskynese), im Hocken (in Indien übliche Meditationshaltung), im Erheben, Kreuzen der Arme oder im Falten der Hände besteht. Die Blickrichtung des Betenden kann durch Naturobjekte bestimmt sein, unter denen die Sonne (z. B. Wendung nach Osten) sowie Berggipfel vorrangige Bedeutung besitzen. In Religionen, die vergöttlichte Ahnen verehren, kann sich der Blick auf deren Gräber oder auf Ahnentafeln richten. Die Hinwendung zu heiligen Stätten als Gebetsrichtung ist charakteristisch für die Muslime, die sich nach Mekka wenden, für die Juden mit der Richtung nach Jerusalem; die Römer wandten sich betend zum Jupitertempel auf dem Kapitol.
Die Verrichtung der Gebete ist häufig an die Befolgung bestimmter G.-Zeiten gebunden. Ein Beispiel dafür ist der Islam, der zwischen dem für alle Gläubigen obligatorisch fünfmal täglich zu verrichtenden rituellen Gebete (Salat) und dem freien Bittgebet, das zusätzlich in den verschiedensten Alltagssituationen und Lebenslagen gepflegt wird, unterscheidet. - Begleitgegenstände des Gebets sind im Islam der Gebetsteppich, im Judentum die aus Gebetsmantel und Gebetsriemen bestehende Gebetskleidung, im Buddhismus und in der katholischen Kirche der Rosenkranz. Die lamaistischen Gebetsmühlen verfolgen den Zweck eines mechanischen Gebetsersatzes.
Im Christentum wird das Gebet aus der Bibel, z. B. den Psalmen und den neutestamentlichen Lehren Jesu über das Beten, v. a. aus dem Vaterunser, begründet. Das Alte Testament (v. a. die Psalmen) und das Neue Testament bieten zahlreiche Beispiele des »richtigen« Betens. Jesus betet selbst (Matthäus 11, 25-27; Markus 1, 35; 6, 46; 14, 32 f.; Lukas 6, 12; 23, 34 und 46) und belehrt seine Jünger, wie man richtig betet beziehungsweise wie man nicht beten soll (Matthäus 6, 5-13; Lukas 11, 1-4). Das Urchristentum befolgte die Mahnung Jesu zum Gebet und gab sie weiter (Apostelgeschichte 1, 24 f.; 4, 23-30; Epheserbrief 5, 19 f.; Philipperbrief 1, 3; Kolosserbrief 1, 11 f.; Hebräerbrief 13, 15). - Letzter vom Christentum immer und in allen Konfessionen und Denominationen festgehaltener Sinn des Gebets ist die Antwort auf die als Anrede (Wort Gottes) verstandene Offenbarung, die in personaler Begegnung von Betendem und Gott geschieht, wobei das Gebet immer auch als Quelle und Vergewisserung christlichen Handelns verstanden wird.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Abendmahl · Anbetung · Anrufung · Betrachtung · Eucharistie · Liturgie · Messe · Mystik · Stundengebet · Versenkung
F. Heiler: Das G. Eine religionsgeschichtl. u. religionspsycholog. Unters. (51923, Nachdr. 1969);
J. A. T. Robinson: Gott ist anders (a. d. Amerikan., 151970);
O. H. Pesch: Das G. (1972);
G. u. Meditation in islam. u. christl. Sicht (1980);
Das G. bei Juden u. Christen, bearb. v. S. Ben-Chorin u. a. (1982);
H. Reventlow: G. im A. T. (1986);
H.-W. Schroeder: Das G. (31988);
K. Rahner: Von der Not u. dem Segen des Gebetes (Neuausg. 21992);
J. Daniélou: G. als Quelle christl. Handelns, Vorw. v. H. U. von Balthasar (Neuausg. Einsiedeln 1994).
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Ge|bet, das; -[e]s, -e [mhd. gebet, ahd. gibet, zu ↑bitten; im heutigen Sprachgefühl als zu ↑beten gehörend empfunden]: a) [vom Falten der Hände, vom Niederknien o. Ä. begleitetes] Sprechen mit Gott (um ihn zu verehren, um etw. zu bitten od. für etw. zu danken); das Beten; ein stilles, inbrünstiges, gemeinsames G.; jmds. G. wird erhört; ein G. für die Toten/um Hilfe; sein G. verrichten; im G. versunken sein; im stillen G. verweilen; seine Hände zum G. falten; jmdn. in sein G. mit einschließen (für ihn beten); b) an Gott gerichtete [festgelegte] Worte bes. des Bittens, des Dankens od. der Verehrung; Wortlaut, Text des Betens: ich hatte lange keine -e gesprochen, ich war überrascht, dass ich alles noch auswendig konnte (Mayröcker, Herzzerreißende 108); ein G. herunterleiern; das G. des Herrn (geh.; das Vaterunser); *ewiges G. (kath. Kirche; Verehrung, Anbetung des auf den Altar gestellten Sakraments durch Gemeinschaften od. sich ablösende Einzelbeter; zurückgehend auf den Brauch eines 40-stündigen Fastens, das man in der Karwoche zu Ehren der auf 40 Stunden berechneten Grabesruhe Jesu hielt); jmdn. ins G. nehmen (ugs.; jmdm. eindringlich u. unter Ermahnungen zureden, etw. zu tun od. zu unterlassen, etw. mitzuteilen, zu gestehen; jmdm. ins Gewissen reden; vermutlich urspr. = ins Gebet aufnehmen, in die [öffentliche] Fürbitte einschließen): Dabrowski nahm sie in seiner Kabine ernsthaft ins G. „Kind, tun Sie mir den Gefallen und verlieben Sie sich nicht in Dr. Paterna“ (Konsalik, Promenadendeck 251).
Universal-Lexikon. 2012.