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Brügge
Venedig des Nordens (umgangssprachlich)

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Brụ̈g|ge:
Stadt in Belgien.

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Brụ̈gge
 
[»Brücke«], flämisch Brugge ['bryxə], französisch Bruges [bryːʒ], Hauptstadt der Provinz Westflandern, Belgien, 15 km von der Küste entfernt auf der Grenze von Marsch und Geest, 115 600 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Europakolleg (gegründet 1949); Groeningemuseum (flämische Malerei) u. a. Museen. Von der alten Textilindustrie (besonders Spitzenklöppelei) hat sich noch etwas Baumwollspinnerei erhalten. Außer Großmühlen, Brauereien, Fischkonservenfabriken und einem Walzwerk für Nichteisenmetalle umfasst die Industrie Brügges auch die Herstellung von Verpackungsmaterial, elektrotechnische Industrie, Schiffsmotorenbau und ein Stahlwerk. Bekannt ist die Orchideenzucht. Durch einen Großschifffahrtskanal ist Brügge mit Zeebrugge verbunden, dem 1895-1907 angelegten Vorhafen, heute Verladehafen für Container, Häfen für den Fährverkehr nach England (Autofährschiffe nach Dover, Felixstowe und Kingston upon Hull), außerdem Fischereihafen. Durch Binnenschifffahrtskanäle besteht Verbindung mit Gent und Ostende sowie mit Sluis (Niederlande); Fremdenverkehr. Brügge wurde für das Jahr 2002 zur »Kulturstadt Europas« ernannt.
 
Stadtbild:
 
Die Stadt hat ihren mittelalterlichen Charakter weitgehend bewahrt und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Besonders bemerkenswert sind die Tuchhallen (13./14. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert erneuert) mit dem 83 m hohen Belfried, das gotische Rathaus (14. Jahrhundert, erneuert), Gruuthuse-Palast (15. Jahrhundert, heute Museum mit Sammlung von Altertümern und Kunsthandwerk), der Beginenhof (gegründet im 13. Jahrhundert), die Dompropstei (1665/66), die Liebfrauenkirche (Anfang 13. Jahrhundert, im 14./15. Jahrhundert erweitert; mit den Grabmälern Karls des Kühnen und seiner Tochter Maria von Burgund), die frühgotische Salvatorkirche (ein Backsteinbau mit in den unteren Teilen romanischer Turm), das Johanneshospital (1188 gegründet, Memlingmuseum) und zahlreiche Bürgerhäuser v. a. des 16./17. Jahrhunderts.
 
Geschichte:
 
Brügge, bereits im 8. Jahrhundert erwähnt, entwickelte sich um eine 892 erstmals genannte Burg der Grafen von Flandern fort. Eine erste Stadtumwallung wurde um 1127 angelegt, die zweite um 1300. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde Brügge zum Marktort (Stapelplatz der Hanse). Die mächtige Stadt übernahm Ende des 13. Jahrhunderts eine führende Rolle innerhalb Flanderns. 1382 fiel Brügge an die Herzöge von Burgund, 1482 an die Habsburger. Durch die Versandung der Fahrrinne des Zwin nach Brügge sowie den rückläufigen flandrischen Tuchhandel büßte die Stadt allmählich ihre Vormachtstellung zugunsten von Antwerpen ein; die Eroberung des Vorhafens Sluis durch Moritz von Oranien (1604) brachte den endgültigen Niedergang. Im 20. Jahrhundert setzte ein neuer Aufschwung als Industriezentrum und Verkehrsknotenpunkt ein.
 
Literatur:
 
Bruges, bearb. v. F. Roiter u. P. de Vandenbosch (Brüssel 1963).
 

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Brụ̈g|ge: Stadt in Belgien.

Universal-Lexikon. 2012.