Buch [für kleine Kinder], das hauptsächlich mit Bildern und nur mit wenig Text ausgestattet ist:
ein Bilderbuch anschauen.
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Bịl|der|buch 〈n. 12u〉 Buch mit vielen Bildern u. wenig Text, bes. für Kinder
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Bịl|der|buch , das:
[Kinder]buch, das hauptsächlich Bilder enthält:
ein erstes B.;
ein Wetter wie im B. (herrliches, ideales Wetter).
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Bilderbuch,
ursprünglich Bezeichnung für jedes mit Bildern ausgestattete Buch, heute weitgehend für ein meist großformatiges Buch gebraucht, bei dem die Bebilderung über den Text dominiert und das sich schon an Kleinkinder ab zwei Jahren wendet.
Vorläufer des Bilderbuchs waren illustrierte Kinderbibeln, ABC-Bücher, Fabelsammlungen und in der Nachfolge des »Orbis sensualium pictus« von J. A. Comenius (1658) reich illustrierte Sachbücher (J. B. Basedow »Elementarwerk«, Band 1-4, 1770-74; F. J. Bertuch, »Bilderbuch für Kinder«, Band 1-12, 1792-1830). Etwa seit 1830 trat in Deutschland das poetische Bilderbuch spätromantischer Intention hervor, das sich v. a. der illustrierten Darstellung von Volksliedern, Kinderreimen, erzählenden Gedichten, Märchen und epischen Traditionsstoffen widmete. Als bekannte Illustratoren dieses Bereichs traten hervor L. Richter, F. von Pocci, W. von Kaulbach, G. König, E. Neureuther, M. von Schwind, A. Strähuber, P. C. Geissler, W. Müller-Königswinter u. a. Um die gleiche Zeit und bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts trat auch das bürgerliche Bilderbuch in Erscheinung, das im Sinne der Genrekunst des 19. Jahrhunderts kleine Szenen aus dem Alltag der Kinder in den Mittelpunkt rückte, die auf Harmonie angelegt waren und die sozialen Konflikte der Zeit verharmlosten. Vertreter dieser Gruppe waren u. a. O. Pletsch, O. Speckter, P. Konewka, L. von Kramer, R. Geissler, H. Kaulbach und G. Süs. 1845 erschien das von dem Frankfurter Arzt H. Hoffmann geschaffene, pädagogisch kritisierte »Struwwelpeter«-Bilderbuch, das erste, das sich gezielt an Kleinkinder von drei bis sechs Jahren wandte; ähnlich erfolgreich waren auch die Bildergeschichten von W. Busch (»Max und Moritz«, 1865).
Das Bilderbuch in Deutschland wurde um die Jahrhundertwende durch Einflüsse des Jugendstils und der Kunsterziehungsbewegung geprägt. Hauptrepräsentant für den Jugendstil war der Schweizer E. Kreidolf (»Blumen-Märchen«, 1898). In seiner Nachfolge stehen K. Hofer, K. F. E. von Freyhold, T. Seidmann-Freud. Der Kunsterziehungsbewegung näher standen E. Kutzer, Elsa Eisgruber, Else Wenz-Viëtor, F. Koch-Gotha und Gertrud Caspari mit ihren idealistisch-romantischen Vorstellungen einer heilen Welt in den 1920er-Jahren.
Im Bilderbuchangebot der Gegenwart sind verschiedene Tendenzen zu erkennen: internationale Koproduktion, Vielfalt der Stilrichtungen und Themenbereiche. Durch die internationale Koproduktion bedingt, wurden deutsche Bilderbuchillustratoren auch im Ausland bekannt und beliebt, wie auch ausländische Bilderbuchillustratoren im deutschsprachigen Raum bekannt geworden sind (z. B. R. Duvoisin, L. Lionni, M. Sendak, G. Mordillo, J. Burningham). Die Stilrichtungen reichen von realistisch-gegenständlicher Darstellungsweise (A. Carigiet, E. Carle, A. Mitgutsch) über skurrile bis comicartige Elemente (W. Schmögner, T. Ungerer) bis hin zur abstrakten Kunst (»Das kleine Gelb und das kleine Blau«, von L. Lionni, 1962). Neben märchenhaft-fantast. Inhalten (Janosch, Lilo Fromm, »Klein-Häschen«, 1982; H. Heine, »Das Leben der Tomanis«, 1976) finden sich realistische Alltagsgeschichten (Margret Rettich, »Jan und Julia feiern Geburtstag«, 1976; Helen Oxenbury, »Das erste Frühstück«, 1971), satirisch-komisch (W. Schmögner, »Das Ploppwu-u-umwhaaasch«, 1970; G. Mordillo, »Das Piratenschiff«, 1971), anschaulich-belehrende (A. Mitgutsch, »Rundherum in meiner Stadt«, 1968; Monika Laimgruber, »Meine allerliebsten Bäume«, 1983; P. Fix, »So leben die Bauern«, 1984) und solche mit sozialkritischem Inhalt unter Einbeziehung der Umweltthematik (Jörg Müller, »Alle Jahre wieder saust der Preßlufthammer nieder«, 1973; L. Murschetz, »Der Maulwurf Grabowski«, 1972; F. K. Waechter, »Tischlein deck dich und Knüppel aus dem Sack«, 1972), auch mit zeitgeschichtlicher Thematik (Nationalsozialismus: R. Innocenti, »Rosa Weiss«, 1986). - Im Rahmen des Deutschen Jugendliteraturpreises wird jährlich auch ein Bilderbuch ausgezeichnet; so 1984 »Mausemärchen - Riesengeschichte« von Annegert Fuchshuber, 1985 »Mein Papa, nur meiner!« von Annalena McAfee und Antony Browne, 1986 »Ich komme dich holen« von Tony Ross, 1987 »Du hast angefangen! Nein, du!« von David McKee, 1988 »Abschied von Rune« von Marit Kaldhol und Wenke Øyen, 1989 »Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße« von Nele Maar, 1990 »Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten« von Jörg Steiner und Jörg Müller, 1991 »eins, fünf, viele« von Květa Pacovská, 1992 »Die Reise nach Ugri -La -Brek« von Thomas Tidholm und Anna-Clara Tidholm, 1993 »Das Bärenwunder« von Wolf Erlbruch, 1994 »Macker« von David Hughes, 1995 »Detektiv Chatterton« von Yvan Pommaux, 1996 »Feuerland ist viel zu heiß!« von Anna Höglund, 1997 »Du groß, und ich klein« von Grégoire Solotareff, 1998 »Hat Opa einen Anzug an?« von Amelie Fried, 1999 »Der rote Wolf« von Friedrich K. Waechter, 2000 »Eins, zwei, drei, Tier« von Nadia Budde.
H. Kuhnert: Das B. in der Kinderlit. der DDR seit 1945 (Berlin-Ost 1976);
Neue Erzählformen im B., hg. v. J. Thiele (1991);
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Bịl|der|buch, das: [Kinder]buch, das hauptsächlich Bilder enthält: ein drolliges B.; ein Wetter wie im B. (herrliches, ideales Wetter).
Universal-Lexikon. 2012.