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Tlemcen
Tlemcen
 
['tlɛmsən, französisch tlɛm'sɛn], Tilimsan, Stadt in Nordwestalgerien, 807 m über dem Meeresspiegel, am Nordfuß der Monts de Tlemcen (westlicher Tellatlas), 112 000 Einwohner; Sitz der Bezirks-Verwaltung; Universitätszentrum (gegründet 1974); Hauptzentrum der islamischen Kultur, Kunst und Religion in Algerien und einzige Stadt des Landes mit ungebrochener maurischer Kulturtradition; Konservatorium für andalusische Musik; Archäologisches Museum; Garnison; Mittelpunkt eines reichen Agrargebiets (Wein, Obst, Oliven) mit Textilfabriken (Chemiefaserstoffe, Seide, Wolle), Nahrungsmittel-, Baustoffindustrie, Milchzentrale, Metall-, Lederverarbeitung, Produktion von Fernmeldeeinrichtungen, 18 staatlichen Teppichgroßknüpfereien (für den Export), ehemalig bedeutendem Kunsthandwerk (Kupfer-, Messing-, Lederarbeiten, private Teppichknüpferei, Stickerei, Brokatweberei, Keramik, Töpferei, Holzschnitzerei, Musikinstrumente); Tourismus; Eisenbahnstation; Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Die 37 sakralen Bauwerke und die sieben Stadttore zeigen Elemente der maurischen Ornamentik in vervollkommneten Formen. Im Gegensatz zu den anderen Maghrebstädten vereint in Tlemcen die Kernstadt die arabische Medina (mit Mellah) mit der kolonialzeitlichen Stadt. Im Zentrum liegt die almoravidische Moschee El-Kebir (1135/36 vollendet) mit dreizehnschiffigem Betsaal, prachtvoll gestaltetem Mihrab und reich verziertem quadratischen Minarett (1236; 43 m hoch). Die dreischiffige Moschee Sidi Bel Hasan (1296/97) mit fein ziseliertem Mihrab- und Wanddekor beherbergt das Archäologiee Museum mit der besten Sammlung almoravidischer und almohad. Kunst in Algerien. Das Grabmal des Rabbi Ephraim Ali Kaoua (✝ 1442) westlich der Stadtmauer ist jüdisches Wallfahrtsziel. Weitere bedeutende Bauwerke im Vorort El-Eubbad.
 
Geschichte:
 
Die römische Stadt Pomaria, mit frühchristlichen Bischofssitz, bestand bis Ende des 5. Jahrhunderts. Um 670 übernahmen die Araber den Ort und gründeten im 8. Jahrhundert die Festungsstadt Agadir, neben der die Almoraviden 1082 die neue Stadt Tagrart errichteten. Seit dem 15. Jahrhundert Tilimsan genannt, bildete diese den Kern der heutigen Stadt, während Agadir heute Vorort ist. Die Ansiedlung spanischer Muslime (nach 1492) leitete die Entwicklung zu einem kulturellen Zentrum Algeriens ein. 1299-1307 wurde Tlemcen von den Meriniden belagert (Bau von Mansoura). 1554 wurde es von den Türken erobert und als westlichster Außenposten des Osmanischen Reiches mit einer starken Garnison ausgestattet. In der Folge vermischten sich Araber, Berber und Türken zu den »Kulughlis«, Araber, Berber und Andalusier zu den »Hadar« mit jeweils eigenen Stadtvierteln. 1837-42 wurde es von Abd el-Kader beherrscht, 1842 von den Franzosen erobert.

Universal-Lexikon. 2012.