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Thales von Milet
Thales von Milet,
 
griechischer Naturphilosoph, * Milet um 625 v. Chr., ✝ um 547 v. Chr.; gilt seit dem 5. Jahrhundert als einer der sieben Weisen. Er begründete die ionische Naturphilosophie; mit seiner Annahme, der Ursprung (die Arche) aller Dinge sei das Wasser, warf er eine die spätere Kosmologie zu immer neuen Lösungen bewegende Frage auf. Wegen seines Versuchs, die Natur und die Vielzahl der Phänomene nicht mehr im Mythos, sondern durch rationale Begründung zu erklären, gilt er als der erste »Philosoph« der griechischen und europäischen Denktradition. - Zu Leben und Werk des Thales ist wenig Gesichertes erhalten. Während Xenophanes, Heraklit und Demokrit möglicherweise noch Schriften des Thales gekannt haben, bezieht sich Aristoteles auf indirekte Quellen. Danach soll Thales die Sonnenfinsternis vom 28. 5. 585 vorhergesagt, Erklärungen der jährlichen Nilüberschwemmungen und der Magnetismusphänomene gegeben sowie ein Verfahren zur Bestimmung der Pyramidenhöhe gekannt haben. In Verbindung mit der kosmologischen These, dass die Erde auf dem Wasser schwimme, wird ihm ferner eine Erklärung der Erdbebenphänomene zugeschrieben. Als philosophischer Satz im engeren Sinn gilt die Behauptung, dass »alles voller Götter« sei. Aufgrund reicher Legendenbildung nicht sicher belegt sind die ihm zugeschriebenen geometrischen Sätze (die jedoch bei Thales noch keine logische Beweise in der Art der euklidischen Geometrie beinhalten): Der Kreis wird durch jeden seiner Durchmesser halbiert; die Scheitelwinkel sich schneidender Geraden sind gleich; die Basiswinkel im gleichschenkligen Dreieck sind gleich; zwei Dreiecke, die in einer Seite und den anliegenden Winkeln übereinstimmen, stimmen in allen Stücken überein; der Peripheriewinkel im Halbkreis ist ein rechter (Satz des Thales); dasselbe gilt für die Aussage über den Thaleskreis.
 
Literatur:
 
R. Lahaye: La philosophie ionienne. L'école de Milet (Paris 1966);
 O. Gigon: Der Ursprung der griech. Philosophie (Basel 21968);
 F. Krafft: Gesch. der Naturwiss., Bd. 1 (1971);
 
Gesch. der Philosophie, hg. v. W. Röd u. a., Bd. 1: Die Philosophie der Antike, Tl. 1: Von T. bis Demokrit (21988).

Universal-Lexikon. 2012.