Demokrịt,
griechisch Demọkritos, griechischer Philosoph, * Abdera um 460 v. Chr., ✝ zwischen 380 und 370 v. Chr.; überragte an Umfang und Vielseitigkeit seiner Forschungen alle antiken Philosophen vor Aristoteles; bildete sich durch ausgedehnte Reisen (u. a. Babylonien, Ägypten), hatte Kontakt mit Anaxagoras; von seinen Schriften u. a. zur Ethik, Physik, Mathematik, Astronomie und Physiologie sind nur Bruchstücke erhalten.
Demokrit vertrat die von ihm metaphysisch begründete Lehre des Atomismus. Wieweit ihm dabei sein Lehrer Leukippos vorausging, ist umstritten. Vor ihm hatte Parmenides die Vielfalt und das Werden als Schein erklärt. Um die erfahrbare Vielfalt und Veränderlichkeit dennoch zu begründen, nahm Demokrit anstelle des einen, einfachen und unwandelbaren Seins des Parmenides unzählige letzte, nicht mehr teilbare Einheiten an, die Atome. Außer ihnen bestehe nur das Nichts, der leere, unendliche Raum, in dem sich die Atome nach mechanischen Gesetzen bewegen. Ihre unterschiedliche Gestalt, Lage und Anordnung sei der Grund für die Verschiedenheit der Dinge, ebenso das Prinzip der Wahrnehmung und der Erkenntnis. Was die Sinne erfassen (wie Farbe, Geschmack, die später so genannten sekundären Sinnesqualitäten), nannte Demokrit »dunkel«, im Unterschied zur »echten« Erkenntnis durch den Verstand. Die Seele bestehe, in ihrer Beweglichkeit und Zusammensetzung dem Feuer vergleichbar, aus feinsten, kugelförmigen Atomen, welche die Bewegung und das Leben des Körpers bewirken. Die Weltentstehung führte Demokrit auf eine Wirbelbildung der Atome zurück. Der Atomismus Demokrits findet sich wieder bei Epikur und in der Neuzeit bei P. Gassendi. - In der Ethik lehrte Demokrit, die Glückseligkeit bestehe in der Wohlgemutheit (griechisch euthymía) und im guten Befinden (griechisch euestó). Nicht so sehr auf äußere Güter, Reichtum und Ruhm, komme es an, um sie zu gewinnen, sondern auf die rechte Verfassung der Seele, v. a. auf das rechte Maß in der Lebensführung.
Ausgabe: Die Fragmente der Vorsokratiker, herausgegeben von H. Diels u. a., Band 2 (Neuausgabe 1992).
Universal-Lexikon. 2012.