Akademik

Spitteler
Spịtteler,
 
Carl, Pseudonym Carl Felix Tạndem, schweizerischer Schriftsteller, * Liestal 24. 4. 1845, ✝ Luzern 29. 12. 1924; studierte Jura und protestantische Theologie, fühlte sich jedoch früh von der Schriftstellerei angezogen und nahm 1871 eine Hauslehrerstelle in Sankt Petersburg an (bis 1879), war dann Lehrer in der Schweiz, Journalist, 1890-92 Feuilletonredakteur der »Neuen Zürcher Zeitung«, ab 1892 freier Schriftsteller in Luzern. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs trat Spitteler mit der Rede »Unser Schweizer Standpunkt« (1914, gedruckt 1915) für die absolute Neutralität der Schweiz ein und wurde damit zur politischen Symbolfigur des Landes. Geprägt vom bürgerlich-akademischen Humanismus, suchte Spitteler diesen durch »Modernisierung« neu zu beleben. Die Verschmelzung überlieferten humanistischen Gedankenguts und mythisch-kosmischer Vorstellungen mit zeit- und kulturkritischen Ansichten (Einflüsse A. Schopenhauers, F. Nietzsches und J. Burckhardts) sollte dem nach Schönheit strebenden Menschen auch im beginnenden 20. Jahrhundert zu einer möglichen Daseinsform verhelfen. Pathos, aber auch Ironie, archaisierende Sprache und der Versuch der Wiederbelebung des Versepos dienten hierzu als literarische Mittel, so in seinen Hauptwerken, den Versepen »Prometheus und Epimetheus« (2 Teile, 1881, Neufassung 1924 unter dem Titel »Prometheus der Dulder«) und »Olympischer Frühling« (4 Bände, 1900-05, Neufassung 2 Bände, 1910). Vielseitig begabt, schuf Spitteler 20 Kompositionen zu Versen seines schweizerischen Dichterkollegen H. Leuthold, zeichnete und malte, skizzierte Porträts mit karikaturistischem Einschlag. Die Skizzen dienten häufig als erster Entwurf zu später auf literarischer Ebene Weitergeführtem. Spitteler veröffentlichte ferner Novellen, Romane, Lustspiele, Balladen und Essays. Eindrucksvolles Zeugnis des eigenen Künstlerlebens ist der Roman »Imago« (1906). - 1920 erhielt Spitteler rückwirkend für 1919 den Nobelpreis für Literatur.
 
Weitere Werke: Lyrik: Schmetterlinge (1889); Balladen (1896); Glockenlieder (1906).
 
Lustspiel: Der Parlamentär (1889).
 
Essays: Lachende Wahrheiten (1898).
 
Erzählungen: Conrad der Leutenant (1898); Gerold und Hansli, die Mädchenfeinde (1907).
 
Autobiographie: Meine frühesten Erlebnisse (1914).
 
Sonstige Prosa: Literarische Gleichnisse (1892); Der Gotthard (1897); Meine Beziehungen zu Nietzsche (1908); Warum ich meinen Prometheus umgearbeitet habe (1923).
 
Ausgaben: A. Frey und C. Spitteler: Briefe, herausgegeben von L. Frey (1933); Gesammelte Werke, herausgegeben von G. Bohnenblust und anderen, 10 Bände (1945-58); Kritische Schriften, herausgegeben von W. Stauffacher (1965).
 
Literatur:
 
R. Faesi: S.s Weg u. Werk (Frauenfeld 1933);
 W. Stauffacher: C. S.s Lyrik (Zürich 1950);
 W. Stauffacher: C. S. Biogr. (1973);
 O. Rommel: S.s Olymp. Frühling u. seine ep. Form (Bern 1965);
 J. H. Wetzel: C. S. Ein Lebens- u. Schaffensbericht (1973);
 
C. S. (1845-1924) in Luzern, hg. v. F. Schaub (Luzern 1995).

Universal-Lexikon. 2012.