Renoir
[rə'nwaːr],
1) Jean, französischer Drehbuchautor und Filmregisseur, * Paris 15. 9. 1894, ✝ Beverly Hills (Calif.) 12. 2. 1979, Sohn von 2); seit 1924 beim Film; wirkte stilbildend für den französischen Film durch seinen poetischen Realismus und die Darstellung impressionistischer Stimmungen. 1941-47 drehte Renoir in den USA. Er schrieb u. a. die Autobiographie »Ma vie et mes films« (1974; deutsch »Mein Leben und meine Filme«).
Filme: Die Tochter des Wassers (1924); Nana (1926); Der Drückeberger (Tir au flanc, 1928); Die Hündin (1931); Boudu - aus den Wassern gerettet (1932); Toni (1934); Das Verbrechen des Herrn Lange (1935); Das Leben gehört uns (1936); Nachtasyl (1936); Eine Landpartie (1936/46); Die große Illusion (1937); La Marseillaise (1938); Bestie Mensch (1938); Die Spielregel (1939); In den Sümpfen (1941); Dies ist mein Land (1943); Der Mann aus dem Süden (1945); Tagebuch einer Kammerzofe (1946); Die Frau am Strand (1946); Der Strom (1951); Die goldene Karosse (1953); French Can Can (1955); Weiße Margeriten (Éléna et les hommes, 1956); Das Frühstück im Grünen (1959); Das Testament des Dr. Cordelier (1959); Der Korporal in der Schlinge (1962).
A. Bazin: J. R. (a. d. Frz., Neuausg. 1980);
D. Serceau: J. R., la sagesse du plaisir (Paris 1985);
2) Pierre Auguste, französischer Maler und Grafiker, * Limoges 25. 2. 1841, ✝ Cagnes-sur-Mer 3. 12. 1919, Vater von 1); war zunächst Porzellanmaler, 1861/62 Schüler von C. Gleyre, dann an der École des Beaux-Arts in Paris. Die tonige Malerei seiner frühen Werke, meist Figurenbilder, lässt den Einfluss G. Courbets erkennen. Ende der 1860er-Jahre wurde seine Palette heller und farbiger, und der Farbauftrag lockerte sich. Renoir wandte sich nun, unter dem Einfluss der Schule von Barbizon, mit A. Sisley und J.-F. Bazille der Freilichtmalerei zu. Die Zusammenarbeit mit C. Monet im Sommer 1869 leitete seine impressionistische Phase ein; er begann, die sich im Licht dauernd verändernden farbigen Erscheinungen mit zarten, unregelmäßigen Pinselstrichen festzuhalten. 1870 entstand seine »Frau aus Algier« (Washington, D. C., National Gallery of Art), an der seine Bewunderung für E. Delacroix ablesbar ist. Ab Mitte der 1870er-Jahre entstanden Hauptwerke im impressionistischen Stil, Figurenbilder, Porträts und Landschaften in blühender Farbigkeit. In den 1880er-Jahren wurde unter dem Eindruck von Raffael und J. A. D. Ingres seine Form in klassischem Sinn bestimmter. In seiner letzten Schaffensperiode lockerte sich das Farbgefüge wieder. Es entstanden Landschaften in leuchtenden Tönen und mit naturhaft-sinnlicher Anmut gemalte Bilder von Frauen und jungen Mädchen, die, wie sein ganzes Werk, heiterer Ausdruck seines Glaubens an die lebensspendende Kraft der Natur sind. In seinen letzten Jahren malte er trotz seiner von einer rheumatischen Erkrankung verkrüppelten Hände und schuf (ab 1910 mithilfe eines Bildhauers) auch Bronzeplastiken (lebensgroße Venus, 1915/16; Rotterdam, Museum Boymans-van Beuningen).
Weitere Werke: Das Ehepaar Sisley (1868; Köln, Wallraf-Richartz-Museum); La Grenouillère (1869; Stockholm, Nationalmuseum); Der Ball im Moulin de la Galette (1876; Paris, Musée d'Orsay); Mme. Charpentier mit ihren Töchtern (1878; New York, Metropolitan Museum); Frühstücksszene im Freien (1879; Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut); Das Frühstück der Ruderer (1881; Washington, D. C., Phillips Collection); Die großen Badenden (1884-87; Philadelphia, Pa., Museum of Art); Die Familie des Künstlers (1896; Merion, Pa., Barnes Foundation); Badende Frauen (um 1918-19; Paris, Musée d'Orsay).
R., bearb. v. W. Gaunt (Oxford 31982);
B. E. White: R. His life, art and letters (New York 1984);
H. Keller: A. R. (1987);
S. Monneret: R. (a. d. Frz., 1990);
W. Pach: A. R. Leben u. Werk (31991);
Universal-Lexikon. 2012.