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Grippe
Influenza (fachsprachlich)

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Grip|pe ['grɪpə], die; -, -n:
a) Infektionskrankheit mit [hohem] Fieber und Katarrh.
b) (ugs.) starke Erkältung:
an [einer] Grippe erkrankt sein.

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Grịp|pe 〈f. 19; Med.〉
1. echte \Grippe, epidemische \Grippe akute Viruskrankheit, die sich im Frühjahr u. Herbst epidemieartig verbreitet, regelmäßig mit Fieber; Sy Virusgrippe, Influenza
2. leichtere akute Infektion, Erkältungskrankheit; Sy grippaler Infekt
[frz., „Grille, Laune“; vielleicht <russ. chripu „Heiserkeit“]

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Grịp|pe , die; -, -n [frz. grippe, eigtl. = Grille, Laune, zu: gripper = nach etwas haschen, greifen (aus dem Germ., verw. mit greifen), nach der Vorstellung, dass diese Krankheit einen plötzlich u. launenhaft befällt]:
a) (volkstüml.) [mit Kopfschmerzen u. Fieber verbundene] Erkältungskrankheit:
die G. haben;
sich eine G. einfangen;
mit G. im Bett liegen;
b) (Med.) Virusgrippe:
asiatische G.;
an einer G. erkrankt sein;
c) Grippeepidemie:
die G. wütet derzeit im Land.

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Grippe
 
[französisch, eigentlich »Grille«, »Laune« (wohl wegen des plötzlichen, sprunghaften Auftretens)] die, -/-n,  
 1) Humanmedizin: Influẹnza, akut fieberhafte Infektionskrankheit mit besonderer Häufung in den Wintermonaten, die meist epidemisch, in größeren Zeitabständen auch pandemisch (über die ganze Erde verbreitet) auftritt und im Unterschied zum fälschlicherweise ebenfalls so bezeichneten grippalen Infekt als ernste Erkrankung durch die Influenzaviren hervorgerufen wird. Die Grippe wird durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Niesen, Anhusten) übertragen; die Erreger besiedeln v. a. die Atemwege. Die Inkubationszeit beträgt einige Stunden bis zu vier Tagen (Kontagionsindex: 30 %, bei Pandemien höher). Neben dem äußeren Krankheitsbild bieten Veränderungen des Blutbildes (Leukozytenmangel), Erreger in Rachenspülflüssigkeit und Stuhl sowie Antikörper im Serum Kriterien für eine Diagnose. Die krank machende Wirkung der Viren vollzieht sich über eine Schädigung des Schleimhautepithels der Atemwege, wodurch die Toxine, aber auch Erreger von Sekundärinfektionen in den Körper Eingang finden.
 
Verlauf:
 
Die Symptome bestehen in Schüttelfrost, hohem Fieber (39-40 ºC), Abgeschlagenheit, Kopf-, Augen-, Brust-, Kreuz- und Gliederschmerzen, Übelkeit, teils auch Bindehautentzündung, Bläschenausschlag (Enanthem) und scharlachartiger Hautrötung (Exanthem), bei Kindern häufig in Magen-Darm-Beschwerden und Nasenbluten. Nach ein bis zwei Tagen treten hierzu Entzündungen der Mandeln und Atemwege mit Heiserkeit und trockenem Husten, Pulsverlangsamung (Brachykardie) und Blutdruckabfall, bei schwerem Verlauf durch toxische Schädigung Herzrhythmusstörungen, Leber- und Milzschwellungen und Proteinurie durch Nierenschädigung auf. Begleiterscheinungen wie Mattigkeit und Herz-Kreislauf-Beschwerden können in der Rekonvaleszenzphase noch über einen Monat nachwirken. Eine Immunität besteht nur wenige Monate und auch nur gegen den aktuellen, krankheitsverursachenden Erregerstamm.
 
Komplikationen stehen häufig im Zusammenhang mit zusätzlichen Infektionen, v. a. durch Staphylo-, auch Strepto- oder Pneumokokken. Sie werden oft durch einen absteigenden Befall der Lunge hervorgerufen, der nach vier bis sechs Tagen zur Lungenentzündung (Grippepneumonie) als häufigster Ursache eines tödlichen Verlaufs führt, des Weiteren auch durch Übergreifen auf Nasennebenhöhlen und Mittelohr (Grippeotitis), den Herzmuskel (Grippe-Myokarditis) mit Gefahr der Kreislaufinsuffizienz oder bleibender Herzschäden, den Magen-Darm-Bereich (Darmgrippe) mit Entzündungen und schweren Durchfällen, seltener auf das Zentralnervensystem, gegebenenfalls mit einer lebensbedrohenden Gehirnhaut- oder Gehirnentzündung (Grippe-Enzephalitis).
 
Die Behandlung besteht überwiegend in symptomatischen Maßnahmen (Anwendung von fieber-, entzündungs- und schmerzhemmenden Mitteln) und Schonung; bei bakteriellen Sekundärinfektionen sind Sulfonamide und Antibiotika wirksam, toxische Komplikationen erfordern den Einsatz von Rekonvaleszentenserum und Humanimmunglobulin.
 
Zur Vorbeugung besteht die Möglichkeit einer Grippeimpfung, die jährlich wiederholt werden muss, da der Schutz zeitlich begrenzt ist und das Virus dazu neigt, immer wieder neue Antigenvarianten zu bilden, die auch einen neuen Impfstoff erfordern. Zur frühzeitigen Erkennung neuer Stämme, die in Ausbreitung begriffen sind, hat die Weltgesundheitsorganisation ein zentrales Meldesystem eingerichtet. Der Impfstoff (in Deutschland bereits in den 1940er-Jahren entwickelt) wird durch Anzucht der Viren auf angebrüteten Hühnereiern hergestellt und enthält gereinigte Virusantigene, heute meist in Form des besonders verträglichen Subunit-Impfstoffs, der lediglich Hüllteile (Hämagglutinin, Neuraminidase) der häufigsten Stämme enthält. Die Impfung schützt 80-90 % der Behandelten vor einer Erkrankung, die Übrigen vor einem schweren Verlauf; sie wirkt nicht gegen grippale Infekte durch andere Viren.
 
Geschichte:
 
Die Grippe gehört vermutlich zu den ältesten epidemischen Infektionskrankheiten, deren regelmäßige Ausbreitung seit dem Mittelalter belegt ist. Die bislang schwerste Pandemie, die 1918-20 von Spanien ausging, erfasste in vier Wellen weltweit rd. 500 Mio. Menschen, von denen etwa 22 Mio. starben; weitere Pandemien waren u. a. 1957/58 die asiatische Grippe, als deren Variante 1968/69 die Hongkong-Grippe auftrat (in der Bundesrepublik Deutschland 1968 rd. 6 000 Tote, gegenüber durchschnittlich etwa 500-1 000 Sterbefällen je Jahr in den 80er-Jahren), 1972 die ebenfalls vom asiatischen Raum ausgehende England-Grippe. Größere Grippewellen stehen jeweils in Verbindung mit der Ausbreitung neuer Virenstämme (in der Vergangenheit in Abständen von 10-15 Jahren).
 
Literatur:
 
G. G. Frösner u. E. Reimann: G. u. grippale Infekte (1985);
 G. Leibold: Erkältung u. G. (1995).
 
 2) Tiermedizin: ältere Bezeichnung für verschiedene ansteckende Erkrankungen der Atemwege, z. B. Ferkelgrippe, Rindergrippe, nicht identisch mit der menschlichen Grippe. Nur der Erreger der Schweineinfluenza (Schweinegrippe) ist auf den Menschen übertragbar.

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Grịp|pe, die; -, -n [frz. grippe, eigtl. = Grille, Laune, zu: gripper = nach etwas haschen, greifen (aus dem Germ., verw. mit ↑greifen), nach der Vorstellung, dass diese Krankheit einen plötzlich u. launenhaft befällt]: a) (volkst.) [mit Kopfschmerzen u. Fieber verbundene] Erkältungskrankheit: die G. haben; sich eine G. einfangen; seine G. nehmen (ugs.; wegen einer angeblichen od. vorgeschobenen Grippeerkrankung der Arbeit fernbleiben); Darum nimmt Haferkamp bald seine G. Der beliebte Tatortkommissar ist amtsmüde (Hörzu 15, 1979, 18); mit G. im Bett liegen; b) (Med.) Virusgrippe: asiatische G.; an einer G. erkrankt sein; c) Grippeepidemie: die G. wütet derzeit im Land.

Universal-Lexikon. 2012.