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Paracelsus
Paracẹlsus,
 
Philippus Theophrastus, eigentlich Philipp Aureolus Theophrast Bombạst von Hohenheim, Arzt, Naturforscher und Philosoph, * Einsiedeln 11. 11.(?) 1493, ✝ Salzburg 24. 9. 1541; nach Lehr- und Wanderjahren (medizinische Promotion in Ferrara ungesichert) 1524/25 Arzt in Salzburg, 1526/27 in Straßburg, 1527/28 Stadtarzt und Professor in Basel, wo er mit der medizinischen Fakultät in Konflikt geriet. Die Veröffentlichung zahlreicher Werke war schwierig, da Paracelsus die Schulmedizin heftig bekämpfte; er strebte eine grundlegende Reform der Medizin an und löste sich von Autoritäten wie Ibn Sina und Galen, nicht aber von Hippokrates, verwarf die Viersäftelehre (Humoralpathologie); er hielt seine Vorlesungen in Deutsch und schrieb auch seine Bücher in deutscher Sprache. Seine medizinischen Werke galten hauptsächlich der Syphilis und ihrer Behandlung, der Chirurgie und Wundbehandlung sowie einer allgemeinen Lehre von den Krankheitsursachen. Seine chemischen Versuche und seine in Hüttenwerken gewonnenen Erkenntnisse führten Paracelsus zu einem »chemischen« Verständnis des Organismus: Der »Archaeus«, das dynamische Prinzip im Körper, regelt nach seiner Auffassung die normalen und krankhaften Lebensvorgänge auf chemischem Weg. Paracelsus' Medizin gründete auf Erfahrung, Experimenten und Naturbeobachtung; dennoch stand er dem florentinischen Neuplatonismus nahe, sah den Menschen als »Mikrokosmos« in engem Zusammenhang mit dem »Makrokosmos« und vertrat eine spekulative Kosmologie und Anthropologie, die auch astrologische, alchimistische und okkultistische Elemente enthielt (Homunkulus). Außer medizinischen verfasste er theologische, religionsphilosophische und sozialpolitische Schriften. Seine Persönlichkeit und sein Werk sind bis heute umstritten. - Mit der Erforschung von Paracelsus' Wirken und Werk beschäftigt sich die Internationale Paracelsus-Gesellschaft in Salzburg.
 
Literarische Behandlung:
 
Als Zauberer (Erfinder eines Lebenselixiers) und Scharlatan ist Paracelsus Gestalt der deutschen Volksdichtung, später Randfigur in Dichtungen von J. N. Nestroy (Fortsetzung der Posse »Der böse Geist Lumpacivagabundus. ..«: »Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim«, Uraufführung 1834), K. Spindler (»Das Diamantenelixier«, 1855, Roman), K. Gutzkow (»Hohenschwangau«, 5 Bände, 1867-68, Roman) und C. F. Meyer (»Huttens letzte Tage«, 1871, Epos). Faust. Erkenntnisdrang und Sendungsbewusstsein zeichnen Paracelsus in R. Brownings Drama »Paracelsus« (1835) aus. E. Pound (»Paracelsus in excelsis«, 1909) stellte Paracelsus als Gottsucher dar.
 
Ausgaben: Bücher und Schriften, herausgegeben von J. Huser, 6 Bände (1589-1605, Nachdruck 1971-77); Sämtliche Werke, bearbeitet von K. Goldammer und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1955 ff.); Werke, herausgegeben von W.-E. Peuckert, 5 Bände (21982).
 
Literatur:
 
K. Sudhoff: Bibliographia Paracelsica (1894, Nachdr. Graz 1958);
 W. Pagel: Das medizin. Weltbild des P. (1962);
 H. Schipperges: P. (1983);
 H. Schipperges: P. - heute (1994);
 K. Allgeier: P. (1984);
 
Kunst u. Wiss. um P. Vorträge 1982/83 (Wien 1984);
 F. Geerk: P. - Arzt unserer Zeit. Leben, Werk u. Wirkungsgesch. des Theophrastus von Hohenheim (Zürich 1992);
 E. Kaiser: P. (40.-42. Tsd. 1993);
 Pirmin Meier: P. Arzt u. Prophet. Annäherungen an Theophrastus von Hohenheim (Zürich 1993);
 
P., das Werk - die Rezeption, hg. v. V. Zimmermann (1995).
 

Universal-Lexikon. 2012.