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Otto von Freising
Otto von Freising,
 
mittellateinischer Geschichtsschreiber und Bischof, * Neuburg (heute Klosterneuburg) um 1112, ✝ Kloster Morimond (Burgund) 22. 9. 1158, Sohn des Babenberger Markgrafen Leopold III. von Österreich und von Agnes (✝ 1143), Tochter Kaiser Heinrichs IV. Nach dem Studium in Paris (um 1127/28-33, beeinflusst u. a. von Hugo von Sankt Viktor und Gilbert von Poitiers) wurde Otto Zisterzienser im Kloster Morimond, dort 1138 Abt. Kurz darauf berief ihn König Konrad III. zum Bischof von Freising, wo er erfolgreich für sein Bistum wirkte. Otto, der an dem unglücklich verlaufenen 2. Kreuzzug teilgenommen hatte, beteiligte sich nur gelegentlich an den Reichsgeschäften, so 1156/57 beim Ausgleich zwischen Staufern, Babenbergern und Welfen beziehungsweise zwischen Kaiser und Papst. Auf Bitten seines Neffen Friedrich Barbarossa widmete er ihm 1157 seine »Historia de duabus civitatibus«, in der er 1143-46 nach Frutolf vom Michelsberg die Weltgeschichte geschildert sowie in Anlehnung an Augustinus und P. Orosius theologisch als heilsgeschichtliches Ringen zwischen Welt- und Gottesstaat gedeutet hatte, und stellte sodann den Aufstieg der Staufer und v. a. Friedrich Barbarossas Taten in den »Gesta Friderici I. imperatoris« dar, die sein Sekretär Rahewin 1158 fortsetzte. Ottos sprachliche Gestaltungskraft, sein Gedankenreichtum und v. a. sein Leitmotiv vom krisenhaften Wandel (Mutabilitas) in der Geschichte verleihen beiden Geschichtswerken ihren einzigartigen Rang.
 
Ausgaben: Chronica sive historia de duabus civitatibus, herausgegeben von A. Hofmeister (1912, Nachdruck 1984); Ottonis et Rahewini gesta Friderici I. imperatoris, herausgegeben von G. Waitz (1912, Nachdruck 1978).
 
Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten, herausgegeben von W. Lammers (41980); Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica, herausgegeben von F.-J. Schmale (31986; deutsch und lateinisch).
 
Literatur:
 
H.-W. Goetz: Das Geschichtsbild O.s v. F. (1984);
 B. Schürmann: Die Rezeption der Werke O.s v. F. im 15. u. frühen 16. Jh. (1986);
 N. Staubach: Gesch. als Lebenstrost. Bemerkungen zur historiograph. Konzeption O.s v. F., in: Mittellat. Jb., Jg. 23 (1988).

Universal-Lexikon. 2012.