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Opel
I
Opel
 
Die 1862 gegründete Adam Opel AG mit Sitz in Rüsselsheim stellte zunächst Nähmaschinen her, später Fahrräder und seit 1899 Automobile. Sie gehört zwar seit 1929 zur amerikanischen General Motors Corporation, hat aber bis zum heutigen Tag ihre Eigenständigkeit als deutsche Automobilmarke bewahrt. Einige der in den 60er- und 70er-Jahren produzierten Modelle, so der Opel GT, der Opel »Manta« und der Opel »Kadett«, erlangten Kultstatus.
 
 Vom Nähmaschinenhersteller zum größten deutschen Automobilproduzenten
 
Der Firmengründer, Adam Opel, wurde am 9. 5. 1837 in Rüsselsheim geboren. 1862 baute er seine erste Nähmaschine. Die 1863 eingerichtete Fertigungsstätte konnte 1869 zu einer Nähmaschinenfabrik mit 25 Arbeitern ausgebaut werden. 1873 erfolgte der Übergang zur Massenproduktion, und bereits 1884 erzeugten die 240 Mitarbeiter 15 000 Nähmaschinen pro Jahr. 1886 wurde mit der Herstellung von Fahrrädern begonnen, und schon 1895, im Todesjahr von A. Opel - er starb am 8. 9. 1895 an Typhus - belief sich der Jahresausstoß auf 10 000 Fahrräder. Opels Söhne, die sich ab 1888 erfolgreich im Radsport betätigten, erhielten den Spitznamen »Die fünf Rüsselsheimer«. Aus geschäftlichen Erwägungen kauften die Opel-Söhne 1899 die großherzoglich-anhaltinische Automobilfabrik Lutzmann in Dessau und verlegten sie nach Rüsselsheim. Der Lutzmann-Motorwagen, ein offener Dreisitzer mit einem Einzylindermotor von 3,5 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h erreichte, wurde nun von Opel in Rüsselsheim hergestellt und vertrieben. 1901 baute Opel sein erstes Motorrad, und 1902 konnte das Unternehmen sein erstes eigenes Auto mit Zweizylindermotor und 12 PS Leistung präsentieren. 1904 gewann Opel 30 Autorennen, und 1905 erzielte man mit den Fahrern Carl Jörns, Fritz von Opel und Christian Michel mehr als 100 Rennsiege. Damit hatte sich Opel auf dem Automarkt und in der Rennsportszene etabliert. 1909 wurde mit dem »Doktorwagen« (kompakter Zweisitzer) das Kleinwagensegment kreiert. Insgesamt konnte die Automobilproduktion bis 1910 auf 1 615 Fahrzeuge pro Jahr gesteigert werden. Ein Großbrand zwang im Jahre 1911 zur Einstellung der Nähmaschinenproduktion. Im gleichen Jahr wurde die »Adam-Opel-Stiftung« gegründet, die als Unterstützungskasse u. a. die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gewährleistet und zur Altersvorsorge der Mitarbeiter beiträgt.
 
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges (1914) stieg Opel mit einer Jahresproduktion von 3 519 Fahrzeugen zum bedeutendsten Autohersteller Deutschlands auf. Die Pkw-Palette umfasste 19 Basis- und vier Rennwagenmodelle.
 
 Erster Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise
 
Während des Krieges konzentrierte sich das Unternehmen auf die Produktion von Nutzfahrzeugen (Regel-Lkw), ohne die Weiterentwicklung von Pkw einzustellen. So wurde 1916 die erste Sechszylinderlimousine mit elektrischem Anlasser und elektrischer Beleuchtung angeboten. Nach Krieg und Inflation musste die Fahrzeugproduktion der veränderten Nachfrage angepasst werden. So konnte Opel durch Einführung des Fließbandes 1924 als erstes deutsches Unternehmen den in kostengünstiger Großserienfertigung produzierten Kleinwagen »Laubfrosch« auf den Markt bringen. 1928 stellte Fritz von Opel (Enkel A. Opels, sein Vater Carl war vom Kaiser geadelt worden) mit dem Raketenwagen »RAK 2« auf der Berliner Avus mit 238 km/h einen Geschwindigkeitsrekord auf. Der Marktanteil Opels auf dem deutschen Automobilmarkt betrug in diesem Jahr 37,5 %, die Jahresproduktion 42 771 Fahrzeuge. Am Vorabend der Weltwirtschaftskrise entschlossen sich die Gebrüder Opel zur Gründung einer Aktiengesellschaft und 1929 zum Verkauf der Anteilsmehrheit (80 %) an den amerikanischen Großkonzern General Motors. 1930 erwarb General Motors die restlichen 20 % und ist seitdem Eigentümer der Opel AG.
 
  Dreißigerjahre und Zweiter Weltkrieg
 
Im Jahre 1935 produzierte Opel als erster deutscher Autohersteller mehr als 100 000 Fahrzeuge und stellte für das neue Modell »Olympia« als erster Hersteller in Deutschland selbsttragende Stahlkarosserien in Serie her. 1936 trug zum ersten Mal ein von Opel hergestelltes Automobil den Namen »Kadett«. 1937 wurde die gesamte Fahrradproduktion an die NSU Motorenwerke AG verkauft; inzwischen hatte Opel mehr als 2,5 Mio. Fahrräder produziert. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Opel als größter und modernster Automobilhersteller Europas etabliert und beschäftigte mehr als 25 000 Menschen. 1940 musste auf Kriegsproduktion umgestellt werden: Statt Pkw wurde verstärkt der 1931 eingeführte Schnelllastwagen »Opel Blitz« hergestellt, daneben Fahrwerke, Tanks und Motoren für militärisches Gerät. Nachdem 1944 die Produktionsanlagen in Rüsselsheim und Brandenburg bei Bombenangriffen stark zerstört worden waren, wurde 1946 das gesamte Werk in Brandenburg demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht.
 
 Nachkriegszeit und derzeitige Firmenentwicklung
 
1946 wurde mit dem »Opel Blitz« die Produktion wieder aufgenommen, 1947 liefen die ersten Pkw vom Band (Modell »Olympia«), und 1950 war der Wiederaufbau der Fertigungsanlagen in Rüsselsheim abgeschlossen. 1953 konnte die Jahresproduktion wieder auf 100 000 Fahrzeuge gesteigert und zwei neue Pkw-Modelle (»Rekord« und »Kapitän«) entwickelt werden. Im neu eröffneten Werk in Bochum wurde ab 1962 ein neuer »Kadett« hergestellt, von dem bis 1965 rd. 650 000 Exemplare das Werk verließen. 1968 wurde der inzwischen zur Legende gewordene Sportwagen Opel GT präsentiert, und 1972 war Opel mit einer Jahresproduktion von 877 963 Fahrzeugen und einem Marktanteil von 20,4 % wieder der größte deutsche Automobilhersteller.
 
Ein modifizierter Opel GT mit Dieselmotor stellte 20 internationale Rekorde auf, darunter zwei Weltrekorde. Mit dem »Kadett D« führte Opel 1979 den Frontantrieb ein. Als erster Automobilproduzent in Europa stattete Opel ab 1989 sämtliche Modelle serienmäßig mit Katalysator aus, 1990 wurde das Kunststoffrecycling und 1995 für alle Fahrzeuge der Fahrer- und Beifahrerairbag eingeführt. 1992 konnte in Eisenach eine hochmoderne Produktionsanlage für Pkw eröffnet werden. Im gleichen Jahr stieg Opel mit dem »Frontera« und dem »Monterey« in die Geländewagenproduktion ein. 1997 wurde eine neue Produktoffensive (Einführung von 26 neuen Modellen und Modellvarianten bis 2001, z. B. »Agila Micro-Van«, »Speedster Roadster«, neue »Astra«- und »Corsa«-Generationen) gestartet und mit der Baureihe »Arena« die Nutzfahrzeugpalette erweitert. 1999 beging das Unternehmen sein hundertjähriges Automobilbaujubiläum, und im gleichen Jahr lief der 50-millionste Opel vom Band.
 
Im Jahr 2000 erzielte die Adam Opel AG mit 42 700 Beschäftigten einen Umsatz von 33,49 Mrd. DM, die Jahresproduktion betrug 992 948 Fahrzeuge. 2001 wurde mit dem Bau eines neuen, hochmodernen Werkes in Rüsselsheim mit einer Fertigungskapazität von jährlich 270 000 Pkw begonnen. Ab 2002 soll hier ein neuer Opel »Vectra« vom Band laufen.
II
Opel,
 
Adam Opel AG, Kraftfahrzeugunternehmen, gegründet 1862 von A. Opel; ursprünglich Herstellung von Nähmaschinen, dann von Fahrrädern, seit 1899 von Kfz; 1928 Umwandlung in eine AG, seit 1929 Tochtergesellschaft der General Motors Corporation; Sitz: Rüsselsheim; Produktion (2000):1,65 Mio. Fahrzeuge; Umsatz (): 17,12 Mrd., Beschäftigte: rd. 42 700.
III
Opel,
 
1) Adam, Maschinenbauer, Unternehmer, * Rüsselsheim 9. 5. 1837, ✝ ebenda 8. 9. 1895; Großvater von 2); gründete 1862 die Firma Opel, die unter seiner Leitung als erstes deutsches Unternehmen Fahrräder herstellte.
 
 2) Fritz von, Industrieller, Motorsportler, Raketenpionier, * Rüsselsheim 4. 5. 1899, ✝ Samedan 8. 4. 1971, Enkel von 1); wurde 1928 Generaldirektor der Adam Opel AG. Ein von M. Valier und ihm erbauter Wagen mit Sander-Pulverraketenantrieb (Opel-Sander-Rakwagen 1) erreichte 1928 zunächst 138 km/h, dann (Opel-Sander-Rakwagen 2) zwischen 200 und 235 km/h. Am 30. 9. 1929 führte Opel auf dem Frankfurter Flugplatz beim Rebstock das Raketenflugzeug Opel-Sander-RAK 1 öffentlich vor, wobei er nach Raketenstart mit etwa 150 km/h eine Strecke von rd. 3 km zurücklegte. Schon 1928 hatte Opel einen Raketenflug (allerdings nach Hangstart) von F. Stamer auf einer Konstruktion A. Lippischs ermöglicht.

Universal-Lexikon. 2012.