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Nationale Befreiungsbewegung
Nationale Befreiungsbewegung,
 
organisierter Widerstand (beziehungsweise die ihn tragende politische Organisation), der meist auf Ablösung einer Kolonialherrschaft zielt (Befreiungsbewegung i.e.S.), sich gegen ein nationales diktatorisches Regime richtet oder die Loslösung eines Teilgebietes aus einem Gesamtstaat anstrebt. Der Widerstand kann gewaltfrei sein, oder seine Mittel können vom verdeckten Kampf (Guerilla) bis zum offenen Befreiungskrieg reichen.
 
Im Zweiten Weltkrieg entstand das »Comité Français de Libération Nationale« (CFLN). Eine frühe, im Rahmen der Entkolonialisierung beispielsetzende Befreiungsbewegung war der »Front de Libération Nationale« (FLN) in Algerien. Im Indochinakrieg (1946-54) setzte der »Vietminh« den Abzug der französischen Kolonialmacht aus Indochina durch. Im Vietnamkrieg (1957/58-75) bildeten die von Nord-Vietnam unterstützten südvietnamesischen Kommunisten den »Front National de Libération du Viêt-nam du Sud« (FNL). Im Zuge des Nahostkonflikts entstand die »Palästinensische Befreiungsorganisation« (PLO). Während der Entkolonialisierung Schwarzafrikas bildeten sich auch dort Befreiungsbewegungen, z. B. in Moçambique der »Frente de Libertação de Moçambique« (FRELIMO), in Angola v. a. der »Movimento Popular de Libertação de Angola« (MPLA) und der »União Nacional para Independência Total de Angola« (UNITA). Die direkte Eingliederung Eritreas in den äthiopischen Staat brachte die »Eritrean People's Liberation Front« (EPLF) hervor, die Annexion Westsaharas durch Marokko verstärkte den Widerstand der »Frente Polisario«. Im Kampf gegen die Minderheitsherrschaft der Weißen in der Republik Südafrika und in Namibia bildeten sich u. a. der »African National Congress« (ANC) und die »South West Africa People's Organization« (SWAPO). In Rhodesien (im späteren Simbabwe) setzte die »Patriotic Front« (PF) die schwarzafrikanische Mehrheitsherrschaft durch.
 
In Kuba stürzte der (von F. Castro Ruz geführte) »Movimiento 26 de Julio« 1958/59 das diktatorische Regierungssystem von Präsidenten F. Batista y Zaldívar, in Nicaragua die »Frente Sandinista de Liberación Nacional« (FSLN) 1979 die Diktatur des Präsidenten A. Somoza Debayle. Auch in anderen Staaten Zentralamerikas entstanden v. a. sozialrevolutionär motivierte Befreiungsbewegungen, z. B. in El Salvador der »Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional« (FMLN).
 
Die Verleihung eines Beobachterstatus in der UNO wertete Befreiungsbewegungen wie den ANC (1972), die SWAPO (1972) und die PLO (1974) als Völkerrechtssubjekte auf. PLO und SWAPO wurden Vollmitglied der Gruppe der blockfreien Staaten. Die Aufnahme der von dem »Frente Polisario« gebildeten »Demokratische Arabische Republik Sahara« 1984 in die OAU führte 1984 zum Austritt Marokkos aus dieser Organisation.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
African National Congress · Comité Français de Libération Nationale · Entkolonialisierung · Eritrean People's Liberation Front · Frente de Libertação de Moçambique · Frente Polisario · Frente Sandinista de Liberación Nacional · Front de Libération Nationale · Front National de Libération du Viêt-nam du Sud · Movimento Popular de Libertação de Angola · Movimiento 26 de Julio · Palästinensische Befreiungsorganisation · Patriotic Front · South West Africa People's Organization · União Nacional para Independência Total de Angola · Vietminh
 
Literatur:
 
F. Ansprenger: B., in: Pipers Wb. zur Politik, hg. v. D. Nohlen, Bd. 5 (1984).

Universal-Lexikon. 2012.