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Maastricht
I
Maastricht
 
[maːs'trɪxt] das, -(s), Maastrichtien [-'tiɛ], Maastrịchtium, Geologie: Stufe der Kreide, benannt nach der niederländischen Stadt Maastricht.
II
Maastricht
 
[maːs'trɪxt], Hauptstadt der Provinz Limburg, im Süden der Niederlande an der Maas, vor der belgischen Grenze, 120 200 Einwohner (städtische Agglomeration 164 700 Einwohner); Universität (gegründet 1976), Europäisches Institut für öffentliche Verwaltung (gegründet 1981), Akademie für Baukunst, Konservatorium, Stadtbibliothek, Archive, Kunst- und Altertums-, Glas- und Keramik-, naturhistorisches Museum; Maschinenbau, chemische, Metall verarbeitende, Papier-, elektrotechnische und elektronische, Gummireifen-, Süßwaren- und Nahrungsmittelindustrie, ferner Herstellung von Wäsche und Säcken, Großdruckereien, Porzellanfabrik, Zementfabriken, Maashafen mit Werft für Flussschiffe; Champignonzucht. Gute Verkehrsverbindungen mit Aachen und Lüttich; Kreuzungspunkt von Wasserstraßen (Maas, Julianakanal, Zuid-Willemsvaart, Albertkanal).
 
Stadtbild:
 
Die Stadtsilhouette wird von den zwei großen romanischen Kirchen Onze-Lieve-Vrouwekerk und Sint-Servaaskerk (Servatius) geprägt. Ältester Teil der Vrouwekerk ist das von zwei runden Türmen flankierte Westwerk (um 1000); unter dem Chor vierschiffige Krypta; spätgotischer Kreuzgang (16. Jahrhundert), reicher Kirchenschatz (Reliquienschreine, Elfenbeinarbeiten, 11.-16. Jahrhundert). Der heutige Bau der im 6. Jahrhundert über dem Grab des heiligen Servatius gegründeten Sint-Servaaskerk stammt in den ältesten Teilen aus dem 11. Jahrhundert (Querschiff, Chor mit Apsis und Krypta); zwei Chortürme und Apsis mit Zwerggalerie, monumentaler Westbau, Südportal (13. Jahrhundert), gotischer Kreuzgang (15. Jahrhundert); im Kirchenschatz der Servatiusschrein (um 1160-70), ein Werk der Maasschule. Neben der Sint-Servaaskerk liegt die gotische Sint-Janskerk (14.-15. Jahrhundert). Gotische Basiliken sind auch die Kirchen des Dominikaner- und des Franziskanerklosters. Das auf dem Markt frei stehende Rathaus (1659-64) wurde im niederländisch-klassizistischen Stil von P. Post erbaut. Zahlreiche Bürgerhäuser (17.-18. Jahrhundert). Das Gebäude des Konservatoriums (1965) errichtete P.-H. Dingemans. Klare Kuben bestimmen den Anbau der Akademie für Kunst und Architektur von Wiel Arets (1989-93). Ebenfalls von Arets ist das als strenger vertikaler Riegel konzipierte Bürogebäude »Céramique« (1990-95), in dessen Nachbarschaft weitere Büro- und Wohngebäude nach Plänen von M. Botta, Aurelio Galfetti und Luigi Snozzi entstanden. Ein neues Wahrzeichen der Stadt stellt der von A. Rossi in klassisch strenger Klinkerarchitektur mit akzentuierendem 14 m hohen Turmkegel entworfene Neubau des Bonnefantenmuseums dar (1993-95 ausgeführt).
 
Geschichte:
 
Maastricht entstand an der Stelle der römischen Siedlung Traiẹctum ad Mosam (»Überfahrt an der Maas«). Vom 6. Jahrhundert bis 717/718 war es Bischofssitz, seit karolingischer Zeit ein Zentrum des Handels und der Kultur. 1174 verpfändete Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut an den Bischof von Lüttich. 1204 kam Maastricht an die Herzöge von Brabant, die seit 1284 mit den Bischöfen von Lüttich eine gemeinsame Oberherrschaft ausübten. 1632 von den Niederlanden erobert, wurde Maastricht Hauptstadt von deren Provinz Limburg.
 
Literatur:
 
B. Borromeus: Geschiedenis van M., de oudste stad van Nederland (Maastricht 1947);
 G. Landwehr: Die Verpfändung der dt. Reichsstädte im MA. (1967);
 R. B. Wagenaar u. J. H. Goessen: De basiliek Onze Lieve Vrouw »Sterre der Zee« en de schatkamer M. (Regensburg 1994).

Universal-Lexikon. 2012.