Akademik

Löwenthal
Löwenthal,
 
1) Leo, amerikanischer Soziologe deutscher Herkunft, * Frankfurt am Main 3. 11. 1900, ✝ Berkeley (Calif.) 21. 1. 1993; war 1926-49 Mitarbeiter des von M. Horkheimer geleiteten Instituts für Sozialforschung (Frankfurt und New York); emigrierte nach 1933 mit dem Institut über Genf und Paris in die USA; war 1949-54 Direktor der Forschungsabteilung der »Stimme Amerikas«, 1941-55 Lektor für Soziologie an der Columbia University und ab 1956 Professor der Soziologie in Berkeley. Löwenthal beschäftigte sich v. a. mit der wechselseitigen Beziehung sozialwissenschaftlicher Forschung und des Studiums künstlerischer sowie populärer Literatur, mit der sozialpsychologischen Analyse der Propagandaorganisation und mit der Geschichte der Massenkunst.
 
Werke: Prophets of deceit (1949, mit N. Gutermann; deutsch: Agitation und Ohnmacht); Literature and the image of man (1957); Literature. Popular culture, and society (1961; deutsch Literatur und Gesellschaft); Erzählkunst und Gesellschaft (1971); Notizen zur Literatur-Soziologie (1975); Literature and mass culture (1984; deutsch Literatur und Massenkultur).
 
Untergang der Dämonologien. Studien über Judentum, Antisemitismus und faschistischer Geist (1990, deutsche Sammlung);
 
Ausgabe: Schriften, herausgegeben von H. Dubiel, 5 Bände (1980-87).
 
Literatur:
 
Das Utopische soll Funken schlagen. .. Zum hundertsten Geburtstag v. Leo Löwenthal, hg. v. P.-E. Jansen (2000).
 
 2) Richard, Pseudonym Paul Sering, Politikwissenschaftler, * Berlin 15. 4. 1908, ✝ ebenda 9. 8. 1991; ursprünglich Journalist, emigrierte 1935 nach Großbritannien. 1941 wurde er Mitarbeiter der britischen Nachrichtenagentur Reuter. 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Als Mitglied der Fabian Society bekannte er sich zu einem demokratischen Weg bei der Verwirklichung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. 1954-58 war er außenpolitischer Leitartikler beim »Observer«. 1961-74 lehrte Löwenthal an der FU Berlin Geschichte und Theorie der auswärtigen Politik. 1970-78 gehörte er dem Bund Freiheit der Wissenschaften an. Als Mitglied der SPD trat er v. a. bei den innenparteilichen Diskussionen um programmatische Ziele seiner Partei hervor (u. a. in der Grundwertekommission). Seit 1983 war Löwenthal auch wieder deutscher Staatsbürger.
 
Werke: Jenseits des Kapitalismus. Ein Beitrag zur sozialistischen Neuorientierung (1946); Ernst Reuter (1957, mit W. Brandt); Chruschtschow und der Weltkommunismus (1963); Gesellschaftswandel und Kulturkrise. Zukunftsprobleme der westlichen Demokratien (1979).
 
Herausgeber: Die zweite deutsche Republik (1974; mit H.-P. Schwarz).
 
Literatur:
 
Sozialismus in Theorie u. Praxis. Festschr. für R. L. zum 70. Geburtstag, hg. v. H. Horn u. a. (1978).

Universal-Lexikon. 2012.