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Jahnn
Jahnn,
 
Hans Henny, Schriftsteller und Orgelbauer, * Stellingen (heute zu Hamburg) 17. 12. 1894, ✝ Hamburg 29. 11. 1959; war 1915-18 in Norwegen, bis 1933 amtlicher Orgelsachberater der Stadt Hamburg (1919 Restaurierung der Arp-Schnittger-Orgel von Sankt Jacobi); lebte 1933-45 im Exil auf Bornholm als Pferdezüchter und Hormonforscher, dann wieder in Hamburg.
 
Jahnns Protest gegen Zivilisation und Konvention ließ ihn zum Verkünder eines neuheidn. Vitalismus werden (Gründung einer »Glaubensgemeinde Ugrino« 1920). Indem der Mensch nur seinen Trieben folge, erneuere sich die Harmonie von Gesellschaft und Natur. Dieser exzessive Hass des Autors gegen die moderne bürgerliche Welt prägt auch das von Naturalismus, Expressionismus und Psychoanalyse beeinflusste literarische Werk. Schwer deutbar und Anstoß erregend, ist es bis in die Gegenwart umstritten. Der schriftstellerische Durchbruch gelang ihm mit dem Drama »Pastor Ephraim Magnus« (Kleist-Preis 1920, 1923 von B. Brecht inszeniert), jedoch erreichte er nie ein großes Publikum. Das Hauptwerk, die Romantrilogie »Fluß ohne Ufer« (1949-61), zeigt die verzweifelte Sinnsuche in den mythischen Urgründen des Menschheitsgedächtnisses. Als wichtigstes Drama gilt »Armut, Reichtum, Mensch und Tier« (1948).
 
Weitere Werke: Dramen: Die Krönung Richards III. (1921); Der Arzt, sein Weib, sein Sohn (1922); Der gestohlene Gott (1924); Spur des dunklen Engels (1952).
 
Romane: Perrudja (Fragment, 2 Bände 1929); Die Nacht aus Blei (1956).
 
Ausgaben: Dramen, 2 Bände (1963-65); Werke und Tagebücher, herausgegeben von T. Freemann u. a., 7 Bände (1974); Werke in Einzelbänden, herausgegeben von U. Schweikert, 11 Bände (1985-94); Jubiläumsausgabe, herausgegeben von U. Bitz und U. Schweikert, 8 Bände (1994).
 
Literatur:
 
R. Wagner: H. H. J. - der Revolutionär der Umkehr (1989);
 E. Wolffheim: H. H. J. (1989);
 R. Niehoff: H. H. J.: Die Kunst der Überschreitung(2001).

Universal-Lexikon. 2012.