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Hohenlohe
Hohenlohe,
 
fränkisches Fürstengeschlecht, ursprünglich »Herren von Weikersheim«, Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt, nannte sich seit 1178 nach der Burg Hohenloch (bei Uffenheim), die die wichtige Straße von Frankfurt am Main nach Augsburg beherrschte. Trotz der Zersplitterung durch Erbteilungen und der Schenkung der Kommende Mergentheim an den Deutschen Orden (1219) konnten die Hohenlohe ein fast geschlossenes Territorium im westlichen Franken mit Öhringen (Hohenloher Ebene) als Zentrum bilden. Die beiden Hauptlinien, Hohenlohe-Neuenstein (protestantisch, seit 1764 reichsfürstlich) und Hohenlohe-Waldenburg (katholisch, seit 1744 reichsfürstlich), haben sich in die Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Öhringen (seit 1861 Herzöge von Ujest), Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey) geteilt. Die hohenloheschen Territorien kamen 1806 größtenteils an Württemberg, ein kleinerer Teil an Bayern. - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Adolf Prinz zu Hohenlohe-Ịngelfingen, preußischer General und Politiker, * Breslau 29. 1. 1797, ✝ Koschentin (bei Lublinitz) 24. 4. 1873; war 1847 Mitglied des Vereinigten Landtags, 1850 des Erfurter Unionsparlaments und seit 1854 des Preußischen Herrenhauses, das ihn zum Präsidenten wählte; März bis Oktober (Dezember) 1862 war er als unmittelbarer Vorgänger O. von Bismarcks Ministerpräsident Er scheiterte an der Frage der Heeresreform.
 
 2) Hermann, 6. Fürst zu Hohenlohe-Lạngenburg, General und Politiker, * Langenburg 31. 8. 1832, ✝ ebenda 9. 3. 1913; war 1871-80 Mitglied des Reichstags (Freikonservativer), leitete die 1883 von ihm gegründete Deutsche Kolonialgesellschaft. 1894-1907 war er Statthalter des Reichslandes Elsass-Lothringen.
 
 3) Chlodwig, 6. Fürst zu Hohenlohe-Schịllingsfürst, Politiker, * Rotenburg an der Fulda 31. 3. 1819, ✝ Bad Ragaz 6. 7. 1901, Bruder von 4); Jurist, war 1848 Reichsgesandter in Athen und London und Anhänger einer kleindeutsch-preußischen Richtung. Er bekämpfte in Bayern die Politik des L. Freiherr von der Pfordten, den er nach dem Deutschen Krieg 1866 im Zeichen der nationalen Einigung als bayerischen Ministerpräsident und Außenminister ablöste. Er setzte im Zollparlament die Zolleinigung der süddeutschen Staaten mit Preußen durch und regte die Neuorganisation der süddeutschen Truppen nach preußischem Vorbild an. Im März 1870 wurde er durch die klerikal-partikularistische »Patriotenpartei« gestürzt. Hohenlohe setzte sich in der Folge weiterhin für die Reichsgründung ein. 1874 machte O. von Bismarck ihn zum deutschen Botschafter in Paris. Dort bemühte sich Hohenlohe um bessere Beziehungen zu Frankreich. Auch als Statthalter in Elsass-Lothringen (seit 1885) suchte er durch eine vermittelnde Haltung den inneren Schwierigkeiten Rechnung zu tragen.
 
Nach dem Sturz Caprivis ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsident (29. 10. 1894. In diese Zeit (bis 17. 10. 1900) fiel Deutschlands Eintritt in die Weltpolitik durch den Flottenbau und den Erwerb neuer Kolonien. Im Innern bemühte er sich um Ausgleich und Widerstand gegen das persönliche Regiment des Kaisers. Doch konnte er sich hier ebenso wenig durchsetzen wie gegen das Übergewicht der preußischen Minister. - Die Veröffentlichung seiner »Denkwürdigkeiten« (1906, 2 Bände, herausgegeben von seinem Sohn, Band 3 erst 1931 herausgegeben von K. A. von Müller) erregte wegen ihrer politischen Enthüllungen Aufsehen und den Unwillen des Kaisers.
 
 4) Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schịllingsfürst, Kurienkardinal, * Rotenburg an der Fulda 26. 2. 1823, ✝ Rom 30. 10. 1896, Bruder von 3); seit 1846 in Rom, 1849 Priester, 1857 Titular-Erzbischof, 1866 Kardinal. Hohenlohe unterstützte auf dem Ersten Vatikanum die Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas und hatte darum und wegen seiner steten Parteinahme für Deutschland und Italien innerhalb der Kirche viele Schwierigkeiten.

Universal-Lexikon. 2012.