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Heilige Allianz
I
Heilige Allianz
 
Auf dem Wiener Kongress, der sich mit der Neuordnung Europas nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Herrschaftssystems befasste, legte Zar Alexander I. seinen Verbündeten, Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, ein Manifest zur Unterzeichnung vor, nach dem religiöse und moralische Grundsätze der Politik als Richtschnur dienen sollten. In der vom österreichischen Staatskanzler Metternich überarbeiteten Endfassung, die am 26. September 1815 von den drei Monarchen unterzeichnet wurde, war aus dem idealistischen Entwurf des Zaren ein Bündnisvertrag mit restaurativ-konservativen Zielvorstellungen geworden, in dem die Stabilisierung des Status quo, des mit der Wiener Kongressakte erzielten politischen Zustandes der Länder Europas, absoluten Vorrang erhielt, zu der sich die Unterzeichner feierlich verpflichteten.
 
In ihrer christlich-konservativen Grundhaltung (Bund von Thron und Altar) prägte die Heilige Allianz der Monarchen das Zeitalter der Restauration. Ihr schlossen sich alle europäischen Mächte an mit Ausnahme Großbritanniens, der Türkei und des Kirchenstaates. Großbritannien gab zwar eine Sympathieerklärung ab, blieb aber distanziert, da es das in der Heiligen Allianz verankerte Interventionsrecht der Großmächte entschieden ablehnte. So wurde es bald zum Anwalt und Förderer nationaler Erhebungen in Europa und Amerika.
 
Die Heilige Allianz zerbrach bereits während des griechischen Freiheitskampfes und der Unabhängigkeitskriege in Lateinamerika. Lediglich zwischen den drei Ostmächten Österreich, Preußen und Russland blieb sie Teil einer gemeinsamen Ordnungspolitik und hatte bis zum Krimkrieg Bestand.
 
II
Heilige Alliạnz,
 
vom russischen Kaiser Alexander I. entworfenes und von ihm, Kaiser Franz I. von Österreich sowie König Friedrich Wilhelm III. von Preußen am 26. 9. 1815 in Paris unterzeichnetes Manifest, mit dem sich die Monarchen verpflichteten, die christlichen Gebote der Gerechtigkeit, Liebe und des Friedens zur Grundlage ihrer Politik zu machen sowie einander »als Brüder und Landsleute« Beistand zu leisten. Die von Alexander I. ursprünglich gewollte völlige Neuordnung der internationalen Beziehungen war durch die Korrekturen des österreichischen Kanzlers Metternich zu einer förmlichen Sicherung des Status quo geworden. Der Aufforderung zum Anschluss an die Heilige Allianz (wegen des christlichen Prinzips blieb er nur dem Osmanischen Reich verwehrt) folgten bis auf Großbritannien, das eine Sympathieerklärung abgab, und den Heiligen Stuhl alle übrigen europäischen Staaten. Die Politik der Heiligen Allianz, die sich besonders auf den folgenden Monarchenkongressen manifestierte, diente fast ausschließlich der Verteidigung des sozialkonservativen Systems, sodass die Heilige Allianz bald zum Inbegriff der Restauration wurde. Sie zerbrach schließlich am Interessengegensatz der europäischen Großmächte im griechischen Unabhängigkeitskrieg.
 

Universal-Lexikon. 2012.