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Gutenberg
Gutenberg,
 
1) Beno, amerikanischer Geophysiker deutscher Herkunft, * Darmstadt 4. 6. 1889, ✝ Los Angeles (Calif.) 25. 1. 1960; ab 1926 Professor in Frankfurt am Main, 1930-57 in Pasadena (Calif.), wo er ein Zentrum der Erdbebenforschung aufbaute. Gutenberg war ein Bahnbrecher der modernen Seismologie. Er entdeckte die auch Gutenberg-Zone genannte Asthenosphäre des oberen Erdmantels (Erde).
 
 2) Erich, Betriebswirtschaftler, * Herford 13. 12. 1897, ✝ Köln 22. 5. 1984; seit 1938 Professor an der Bergakademie Clausthal, seit 1940 in Jena, seit 1948 in Frankfurt am Main, 1951-66 als Nachfolger von E. Schmalenbach in Köln; 1954-66 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium. Gutenberg beeinflusste nachhaltig die Entwicklung der deutschen Betriebswirtschaftslehre, v. a. durch grundlegende Beiträge zur betrieblichen Produktionstheorie und durch die Schaffung eines neuen Systems der Betriebswirtschaftslehre, das den Betrieb als Gesamtheit der Teilfunktionen Produktion, Absatz und Finanzen versteht und dessen Prozesse vom dispositiven Faktor Unternehmensführung gesteuert werden (Planung, Organisation, Leitung).
 
Werke: Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie (1929); Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 3 Bände (1951-69); Untersuchung über die Investitionsentscheidungen industrieller Unternehmen (1959); Unternehmensführung. Organisation und Entscheidungen (1962).
 
 3) Johannes, eigentlich J. Gẹnsfleisch zur Laden genannt Gutenberg, Buchdrucker, * Mainz zwischen 1397 und 1400, ✝ ebenda 3. 2. 1468; Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern. Sohn des Mainzer Patriziers und »Münzerhausgenossen« Friele Gensfleisch zur Laden (✝ 1419), nach seinem Haus zum Gutenberg genannt. Gutenberg verließ Mainz wohl vor 1430; 1434-44 in Straßburg nachweisbar als »Nachkonstofeler« beziehungsweise »Zudiener« oder »Zugeselle« der Goldschmiedezunft. Eine geschäftliche Verbindung zum Zweck der Ausnutzung einer geheim gehaltenen Erfindung, geheimer »Afentur und Kunst« (wahrscheinlich eine Vorstufe des Buchdrucks) führte zu einem Prozess mit den Brüdern Dritzehn, den Erben eines Teilhabers. Gutenbergs Aufenthalt zwischen dem 12. 3. 1444 und dem 17. 10. 1448 ist unbekannt (zeitweise Niederlande?); seitdem sicher in Mainz (am 17. 10. 1448 urkundlich bezeugt); ab Anfang 1450 finanzielle Verbindung mit J. Fust, der ihm insgesamt 1 550 Gulden zur Verfügung stellte. Gutenberg verpfändete dafür Werkgerät und machte Fust zum Teilhaber. Gutenberg muss wohl um 1450 die Technik der Herstellung völlig gleicher, auswechselbarer Metalltypen (Legierung aus Blei, Zinn, Antimon und Zusatz von Wismut) mithilfe geschnittener Stahlstempel, Kupfermatrizen (ursprünglich aus Blei?) und des Handgießinstrumentes zumindest im Prinzip beherrscht haben. - Die Frage, welche Werke unter seiner persönlichen Leitung gedruckt wurden, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. Zu den ältesten Typen im Stil der gotischen Missalschrift (Textura), Donat-Kalender-(DK-)Type, Type der 42-zeiligen Bibel, kleiner und großer Psaltertype, gesellten sich schon 1454/55 zwei wesentlich kleinere »Brotschriften«, die des »31-zeiligen« und des »30-zeiligen Ablassbriefes«. Das technisch und ästhetisch hervorragendste Werk des Mainzer Frühdruckes, die 42-zeilige Bibel (Gutenberg-Bibel), ist wohl das Haupterzeugnis der gutenberg-fustschen Gemeinschaftsdruckerei. Sie war spätestens im Frühsommer 1456 vollendet. Von den etwa 180 Stück sind 48 Exemplare erhalten, 12 davon sind Pergamentdrucke (darunter die Gutenberg-Bibel der Universitätsbibliothek Göttingen; 2002 in das Weltdokumentenerbe aufgenommen). Wie groß der Anteil P. Schöffers ist, der um 1452 als Mitarbeiter Gutenbergs zum Bibeldruck kam, ist unsicher. Die 30-zeiligen Ablassbriefe stammen wohl ebenfalls aus der gutenberg-fustschen Gemeinschaftsdruckerei, während die 31-zeiligen Ablassbriefe (ältestes Ausgabedatum 22. 10. 1454 - das erste sichere Datum für ein Mainzer Druckwerk überhaupt) und die Kleindrucke der DK-Type (Donate, »Fragment vom Weltgericht«, »Türkenkalender« für 1455 - gedruckt kurz vor Weihnachten 1454 -, »Astronomischer Kalender« u. a.) vielleicht von einem mehr oder minder selbstständig arbeitenden Gesellen Gutenbergs in dessen »Hausdruckerei« hergestellt wurden. Aus heute nicht mehr sicher festzustellenden Gründen kam es zwischen Gutenberg und Fust zum Streit und zur Trennung. Über eine Phase dieses Prozesses und ein Teilurteil berichtet das »Helmaspergersche Notariatsinstrument« vom 6. 11. 1455. Der Ausgang des Streites ist nicht überliefert, anscheinend ist Fust das verpfändete Druckgerät mitsamt einem Teil der Typen zugesprochen worden; jedenfalls nennt das prachtvolle, in Dreifarbendruck hergestellte »Psalterium Moguntinum« vom 14. 8. 1457 in seinem - dem ältesten - Impressum als Drucker nur J. Fust und P. Schöffer. 1458 war Gutenberg zahlungsunfähig (er kam wegen Straßburger Zinsschulden in die Acht). Die verbesserte DK-Type hat er anscheinend nach Bamberg verkauft, wo ehemalige Gesellen Gutenbergs (unter Leitung Heinrich Keffers?) 1459/60 die »36-zeilige Bibel« (sicher 1461 vollendet) gedruckt haben. Da sich im Nachlass Gutenbergs noch Druckgeräte und Typen befanden, die Eigentum des Stadtsyndikus Konrad Humery (* um 1405, ✝ 1470) waren und die dieser laut Revers vom 26. 2. 1468 nur innerhalb von Mainz verkaufen durfte, spricht vieles dafür, dass Gutenberg mit finanzieller Hilfe des K. Humery um 1459 eine neue Druckerei einrichten konnte, aus der neben kleineren Drucken das 1460 vollendete Mainzer Catholicon hervorging. Am 17. 1. 1465 wurde Gutenberg zum »Hofmann« Erzbischof Adolfs II. von Nassau ernannt (mit Privilegien und Zuweisung von Naturalleistungen). Ein zeitgenössisches Bildnis von Gutenberg ist nicht überliefert.
 
Mainz, dessen Universität den Namen Gutenbergs trägt, ist seit 1900 Sitz des Gutenberg-Museums und seit 1901 der Gutenberg-Gesellschaft, die das Gutenberg-Museum unterstützt und in ihren Veröffentlichungen und im »Gutenberg-Jahrbuch« (seit 1926) die Geschichte des Buchdrucks pflegt.
 
Literatur:
 
H. Lülfing: J. G. u. das Buchwesen des 14. u. 15. Jh. (Leipzig 1969);
 
Der gegenwärtige Stand der G.-Forschung, hg. v. H. Widmann (1972);
 A. Kapr: J. G. Persönlichkeit u. Leistung (21988);
 A. Venzke: J. G. Der Erfinder des Buchdrucks (Zürich 1993);
 H. Presser: J. G. (44.-45. Tsd. 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Buchdruck: Bewegliche Lettern verändern die Welt
 
Drucktechnik: Von der Schrift zur beweglichen Bleiletter
 
Buchdruck: Eine Technik verändert die Welt
 
Gutenberg: Der Buchdruck und die Folgen
 

Universal-Lexikon. 2012.