Anaxagoras,
griechischer Philosoph aus Klazomenai in Ionien, * um 500 v. Chr., ✝ Lampsakos (Hellespont) 428 v. Chr.; kam mit zwanzig Jahren nach Athen. Weil er die Sonne für eine glühende Steinmasse hielt, wurde er der Gottlosigkeit bezichtigt und musste die Stadt verlassen. Im Unterschied zu den vier Elementen des Empedokles nahm Anaxagoras als Ursprung und Prinzip unendlich viele, qualitativ voneinander unterschiedliche Urstoffe (spermata »Keime«) an. Alle Dinge entstehen und vergehen durch Mischung und Trennung der jeweils gleichartigen Teilchen (»Homöomerien«), z. B. Knochen, Wasser, Haar. Neben der menschlichen Vernunft, die die Objekte erkennt, nahm Anaxagoras eine alles beherrschende, den Kosmos ordnende Vernunft (Nus) an, die einfach und unvermischt sei; diese leite mit einer Wirbelbewegung aus den ursprünglichen vollkommen miteinander vermischten Urstoffen die Weltentwicklung ein. Anaxagoras versuchte die Erscheinungen jedoch meist aus physikalischen Ursachen zu erklären.
Ausgaben: Anaxagoras Clazomenius. The fragments of Anaxagoras, herausgegeben von D. Sider (1981); Die Fragmente der Vorsokratiker, herausgegeben von H. Diels u. a., Band 2 (Neuausgabe 1992).
Universal-Lexikon. 2012.