Arafat,
Ebene nordöstlich von Mekka, Saudi-Arabien, mit dem gleichnamigen, rd. 25 km von der Stadt entfernten Berg (auch Djebel al-Rahmat [»Berg der Barmherzigkeit«]), 150 m über dem Meeresspiegel. Dieser gilt den Muslimen als heilig und hat eine zentrale Bedeutung innerhalb der jährlichen Wallfahrt (Hadjdj). Vor ihm versammeln sich die Pilger am neunten Tag des Pilgermonats in der Zeit von Mittag bis Sonnenuntergang, um sich Gott ganz zu unterwerfen und ihn im großen Wallfahrtsgebet zu ehren.
II
Arafat,
Jasir Mohammed, eigentlich Rahman Abd ar-Rauf Arafat al-Qudwa al-Husaini, nach anderen Angaben Mohammed Abd ar-Rauf Arafat, (zeitweiliger) Deckname Ạbu Ạmmar, palästinensischer Politiker, * Jerusalem (nach neueren Angaben: Kairo) 27. 8. 1929; ursprünglich Bauingenieur, 1958 Mitgründer und seit 1968 Vorsitzender des ZK der Fatah, wurde Anfang Februar 1969 Vorsitzender des Exekutivrats der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Er setzte die Guerillastrategie durch, erlitt jedoch in Jordanien 1970/71 mit seinen Fedajin-Verbänden eine schwere militärische Niederlage. Politisch konnte er das Gewicht der PLO als Vertretung der palästinensischen Araber v. a. in den 70er-Jahren stärken (November 1974 Rede vor der Generalversammlung der UNO, starke diplomatische Reisetätigkeit). Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre trat Arafat als entschiedener Kritiker des israelisch-ägyptischen Friedensvertrags (1979) hervor. Schon ab 1982 (5. israelisch-arabischer Krieg; Nahostkonflikt) war er aber gegenüber pragmatischen Lösungen des israelisch-arabischen Konflikts offener eingestellt. Anfang April 1989 zum Präsidenten des von der PLO am 15. 11. 1988 proklamierten Staates Palästina ausgerufen, bemühte sich Arafat v. a. nach 1991 um eine Annäherung an Israel, die allerdings auch in der PLO nicht unumstritten blieb. - Für den Anstoß zur Aussöhnung zwischen Israel und Palästinensern/PLO (Gaza-Jericho-Abkommen, 1993/94) erhielt er gemeinsam mit I. Rabin und S. Peres den Friedensnobelpreis 1994. - Am 12. 10. 1993 vom PLO-Zentralrat mit der Billigung des Abkommens zum Vorsitzenden der Palästinensischen (Nationalen) Behörde in Gaza und Jericho ernannt und am 20. 1. 1996 mit 87,1 % der Stimmen zum Präsidenten (»Rais«) des Palästinensischen (Autonomie- beziehungsweise Legislativ-)Rats gewählt, musste sich Arafat auch mit der Gegnerschaft radikaler palästinensisch-arabischer Kräfte, v. a. von Hamas und Djihad Islami, auseinander setzen. Auf dem Nahostgipfel in Camp David (11.-25. 7. 2000) rang Arafat mit dem israelischen Ministerpräsidenten E. Barak ergebnislos um ein Abkommen über den »Endstatus« für die palästinensischen Gebiete und das palästinensische Volk; neue, wegen der vorgezogenen israelischen Ministerpräsidentschaftswahlen nicht zum Abschluss gebrachte Gespräche fanden im Januar 2001 in Taba statt. Dort kamen sich die Parteien hinsichtlich des Zuschnitts des künftigen Staatsgebietes von Palästina wesentlich näher, aber wegen einiger strittiger Punkte (Frage des Status von [Ost-]Jerusalem, Beendigung der israelischen Siedlungstätigkeit, Problem des Rückkehrrechts der palästinensischen Flüchtlinge von 1948/49) noch zu keinem Ergebnis.
Arafats Rolle während der »Al-Aksa-Intifada« (ab Herbst 2000) ist umstritten. Einerseits bemühte er sich, den Gesprächsfaden zu Israel nicht abreißen zu lassen, andererseits entließ er wenige Wochen nach Beginn des Aufruhrs 120 Hamas-Kämpfer aus seinen Gefängnissen und verschärfte somit seinerseits den Konflikt. Nachdem die Autonomiebehörde von den USA eingeladen worden war, sich an der Antiterrorkoalition ab September 2001 zu beteiligen, gelang es ihm entweder nicht oder war er nicht willens, den Terror zu unterbinden, zu dem inzwischen auch Anhänger seiner eigenen Fatah-Partei mit Selbstmordattentaten übergegangen waren. Vonseiten des neuen israelischen Ministerpräsidenten A. Scharon (ab März 2001), der ihn mindestens seit dem Libanonfeldzug von 1982 als seinen persönlichen Feind betrachtet, wurde er sogar Anfang Dezember 2001 als »nicht mehr relevant« bezeichnet und bis April 2002 unter Hausarrest gestellt. Anfang Juni 2002 setzte Arafat, noch immer weltweit als legitimer Vertreter der Palästinenser anerkannt, seine Unterschrift unter die palästinensische Verfassung. Allerdings rückte US-Präsident G. W. Bush in seiner Nahostrede vom 24. 6. 2002 erstmals deutlich von ihm ab, als er erklärte, einen provisorischen Staat Palästina nur mit neuem Führungspersonal und nach der Abhaltung von Wahlen und dem Ende der Gewalt anerkennen zu wollen. Diese Sicht übernahmen die Staats- und Regierungschefs der anderen wichtigen Industrienationen auf dem G-8-Gipfel in Kananaskis (Kanada) Ende Juni. Arafat selbst kündigte zunächst für November 2002, dann für Anfang 2003 Neuwahlen an, ließ seine Kandidatur aber offen.
Janet u. John Wallach: J. A. (a. d. Amerikan., 1994).
Universal-Lexikon. 2012.