Scharọn,
Sharọn [ʃ-], Ariel (»Arik«), eigentlich A. Scheinerman, israelischer Politiker, * Kfar Malal (bei Tel Aviv-Jaffa) 26. 2. 1928; Offizier (seit 1964 General); Landwirt; Sohn von 1922 ausgewanderten georgischen Juden aus Tiflis (Tiblissi); frühzeitig engagiert in der Haganah (1942-48); zeichnete sich als militärischer Befehlshaber im Sechstagekrieg (1967) sowie im Jom-Kippur-Krieg (1973) aus und wurde v. a. wegen seines eigenmächtigen Durchbruchs über den Suezkanal und an der Sinai-Front populär. Als Mitbegründer des Likud (1973) und Abgeordneter der Knesset (1973-74 sowie seit 1976) war er 1977-92 sowie 1996-99 Minister verschiedener Zuständigkeit. So unterstützte er als Landwirtschaftsminister (1977-81) sowie als Minister für Wohnungs- und Bauwesen (1990-92) maßgeblich die Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten. Als Verteidigungsminister (1981-83) war Scharon u. a. verantwortlich für den Libanonfeldzug 1982, in dem sich das Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila durch libanesische Phalangisten ereignete (September 1982; deshalb später Rücktritt). 1998-99 war Scharon Außenminister unter B. Netanjahu. Als dieser im Mai 1999 nach seiner Wahlniederlage gegen E. Barak auch als Parteivorsitzender des Likud zurücktrat, wurde Scharon kommissarischer, im September 1999 gewählter Parteivorsitzender des Likud. Obwohl Scharon die Verhandlungspositionen von Ministerpräsident Barak auf dem Nahostgipfel in Camp David (Juli 2000) scharf kritisiert hatte, fand er sich nach dessen Scheitern bereit, mit Barak, dessen Regierung über keine Mehrheit mehr verfügte, über einen Eintritt in eine neu zu bildende »nationale Koalition« zu verhandeln, was jedoch zu keinem Ergebnis führte. Sein demonstrativer Besuch des Tempelbergs am 28. 9. 2000 wurde zum Auslöser neuer palästinensischer Unruhen (»zweite Intifada«). - Nachdem Netanjahu am 19. 12. 2000 seine Bewerbung für das Amt des Ministerpräsidenten zurückgezogen hatte, wurde Scharon Gegenkandidat des Likud für die Neuwahl am 6. 2. 2001. Der sich betont säkular gebende Scharon gilt als Vertrauensmann der jüdischen Siedler. Im Wahlkampf lehnte er eine Fortsetzung der von Barak und J. Arafat mühsam betriebenen Politik der Annäherung in wesentlichen Verhandlungspositionen ab. Nach dem deutlichen Wahlsieg über Barak vom 6. 2. 2001 zum Ministerpräsidenten gewählt, erreichte er die Bildung einer Regierung der »nationalen Einheit« (u. a. unter Einschluss der Israelischen Arbeitspartei und mehrerer religiöser Parteien; März 2001, April 2002 erweitert). Durch seinen Kurswechsel gegenüber den Palästinensern wegen deren zunehmender Gewalt (palästinensische Selbstmordattentate) trat 2001/02 eine Verhärtung des Konflikts ein, die sich u. a. in der Errichtung von 40 neuen und dem Ausbau vieler alter Siedlungen sowie in zahlreichen israelischen Militäraktionen ausdrückte, bei denen es zur »vorbeugenden Liquidierung« mutmaßlicher Gewalttäter, zur zeitweiligen Besetzung fast aller großen Städte in den Autonomiegebieten sowie der Festsetzung Arafats in seinem Hauptquartier in Ramallah von Dezember 2001 bis April 2002 kam. Offensichtlich macht eine persönliche Feindschaft zwischen Scharon und Arafat, die mindestens auf die Zeit des Libanonkriegs 1982 zurückgeht, eine Annäherung zwischen den Hauptbeteiligten unmöglich. Unter internationalem, v. a. US-amerikanischem Druck äußerte Scharon 2002 seine grundsätzliche Bereitschaft, einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Als innerparteilicher Gegner trat 2002 wieder deutlich Netanjahu hervor.
Universal-Lexikon. 2012.