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Mezzogiorno
Mez|zo|gior|no […'d̮ʒɔrno ], der; - [ital. mezzogiorno, eigtl. = Mittag]:
südlicher Teil Italiens einschließlich Siziliens.

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Mezzogiorno
 
[meddzo'dʒorno; italienisch »Mittag«, übertragen »Süden«] der, zusammenfassende Bezeichnung für die wirtschaftsschwächeren süditalienischen Regionen Abruzzen, Molise, Kampanien, Apulien, Basilicata und Kalabrien, Sizilien und Sardinien sowie die Provinzen Latina und Frosinone der Region Latium, mit 38 % der Bevölkerung Italiens (21,85 Mio.) auf 42 % der Fläche. Für die Rückständigkeit wichtiger als die natürliche Benachteiligung, v. a. in klimatischer Hinsicht (v. a. Sommertrockenheit, mit Folgen für die Böden, den Wasserhaushalt, die Vegetationszerstörung u. a.) war die mangelnde Wirtschaftsgesinnung und Leistungsmotivation der Bevölkerung. Diese beruhen auf der jahrhundertelangen Fremdherrschaft und Ausbeutung. Die u. a. durch Abseitslage, fehlende Investitionen, Feudalstruktur (Latifundienwirtschaft, verbunden mit der Beschäftigung von Tagelöhnern), unsoziales Pachtsystem und Steuerpolitik bedingte wirtschaftliche Stagnation führte nach der Vereinigung Italiens (1861) zu scharfen Gegensätzen zum stärker industrialisierten Norden Bevölkerungsdruck und Armut zwangen zur Auswanderung (v. a. nach Nord- und Südamerika und Australien) und setzten eine Binnenwanderung vom Süden nach dem Norden in Gang, die bis heute anhält. Der Süden blieb durch Traditionalismus, Immobilismus, Patronatswesen, Klientelsystem (besonders Mafia in Sizilien, Camorra Neapels und Kampaniens) und durch die Bedeutung der Familienbeziehungen bis heute gekennzeichnet.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich die italienischen Regierungen, durch Gesetze, Reformen und die Gründung einer Entwicklungsbank (»Cassa per il Mezzogiorno«, 1950), gegen die Rückständigkeit anzugehen. Dazu gehören die Förderung der Landwirtschaft (Agrarreform 1950; Be- und Entwässerungsprojekte, Bekämpfung der Bodenerosion u. a.), die Verbesserung der Verkehrswege und sanitären Verhältnisse (u. a. Malariabekämpfung) sowie die Gründung von Industriekomplexen (v. a. Staatsunternehmen der Stahl- und chemische Industrie) in den Küstenregionen, besonders in Neapel, Tarent, Brindisi, Palermo, Catania. Da es sich meist um hoch automatisierte Betriebe handelt, gingen von ihnen aber kaum Wachstumsimpulse für das Umland aus. In einigen Küstenebenen konnten dagegen durch Änderung der Agrarstruktur (moderner, marktorientierter Obst- und Gemüsebau) und Ausbau der Fremdenverkehrseinrichtungen Fortschritte erzielt werden. Dagegen verharrt das gebirgige Hinterland in traditioneller Unbeweglichkeit.
 
Trotz intensiver Bemühungen hat sich der Nord-Süd-Gegensatz kaum abgeschwächt. Charakteristisch bleiben für den Mezzogiorno u. a. der durch höhere Geburtenraten (1994: 10,2 ‰ gegenüber 8,9 ‰ in ganz Italien) bedingte Geburtenüberschuss (1,6 ‰), der größere Anteil an landwirtschaftlichen Erwerbstätigen (13,6 beziehungsweise 8,4 %), Analphabeten (6,3 beziehungsweise 3,1 %) und Arbeitslosen (21,2 beziehungsweise 11,9 %). Besonders angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit von über 50 % ist die Schaffung von Arbeitsplätzen in Süditalien eine der dringlichsten Aufgaben. Der Anteil an Industriebeschäftigten weist ebenfalls einen Unterschied zu Gesamtitalien aus (14 beziehungsweise 28 %), der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt ist weiterhin niedrig (13 %), die landwirtschaftliche Produktion rückläufig.
 
Literatur:
 
F. Vöchting: Die ital. Südfrage (1951);
 K. Rother: Das M.-Problem, in: Geograph. Rundschau, Jg. 34 (1982);
 F. Schinzinger: Agrarstruktur u. wirtschaftl. Entwicklung in Süditalien, in: Ztschr. für Agrargesch. u. Agrarsoziologie, Jg. 31 (1983);
 G. Aberle u. a.: Verkehrsinfrastrukturinvestition u. Regionalentwicklung in Süditalien (1987).

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Mez|zo|gior|no [...'dʒɔrno], der; - [ital. mezzogiorno, eigtl. = Mittag]: südlicher Teil Italiens einschließlich Siziliens.

Universal-Lexikon. 2012.