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Traditionalismus
Tra|di|ti|o|na|lịs|mus 〈m.; -; unz.〉 geistige Haltung, die bewusst am Herkommen festhält u. Neuem abgeneigt ist

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Tra|di|ti|o|na|lịs|mus, der; - [frz. traditionalisme, zu: tradition < lat. traditio, Tradition] (bildungsspr.):
geistige Haltung, die bewusst an der Tradition festhält, sich ihr verbunden fühlt.

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Traditionalịsmus
 
der, -, (meist abwertende) Bezeichnung für die Überzeugung, dass die Überlieferung und ihre Inhalte von größerem Wert für das menschliche Leben seien als die Veränderung. Diese Position steht in bewusstem Gegensatz zu Aufklärung und Rationalismus. Im engeren Sinn bezeichnet der Traditionalismus eine philosophisch-theologische Richtung besonders der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich (L. G. A. de Bonald; J. M. de Maistre; Louis-Eugène-Marie Bautain, * 1796, ✝ 1867; bis 1826 H. F. R. de Lamennais), nach der die metaphysischen und religiös-sittlichen Grundwahrheiten nur durch eine letztlich auf die göttliche Offenbarung zurückgehende Tradition glaubend (Fideismus) empfangen werden könnten; die individuelle Vernunft sei zu ihrer Erkenntnis unfähig. Gegen diesen Traditionalismus verteidigte das 1. Vatikanische Konzil (1870) die Möglichkeit grundlegender philosophischer Erkenntnisse im Sinne einer natürlichen Theologie. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden innerhalb der katholischen Kirche unter Traditionalismus konservative, gegen den Modernismus gerichtete Strömungen verstanden (Integralismus); heute werden im engeren Sinn die in ihrer Tradition stehenden, bewusst an kirchlichen und theologischen Positionen vor dem 2. Vatikanischen Konzil anknüpfenden Bewegungen wie die Internationale Priesterbruderschaft des Heiligen Pius X. und die Gemeinschaft des Opus Angelorum (»Engelwerk«) als »traditionalistisch« bezeichnet.
 
Literatur:
 
N. Hötzel: Die Uroffenbarung im frz. T. (1962);
 P. Antes: Traditionalisten u. Progressive, in: Münchener Theolog. Zeitschr., Jg. 29 (1978);
 S. Pfürtner: Traditionalist. Bewegungen im gegenwärtigen Katholizismus, in: Die Kirchen u. ihre Konservativen, hg. v. R. Frieling (1984).

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Tra|di|ti|o|na|lịs|mus, der; - [frz. traditionalisme, zu: tradition < lat. traditio, ↑Tradition]: 1. (bildungsspr.) geistige Haltung, die bewusst an der Tradition festhält, sich ihr verbunden fühlt. 2. philosophisch-theologische Richtung des frühen 19. Jh.s in Frankreich, die alle religiösen u. ethischen Begriffe auf die Überlieferung einer Uroffenbarung Gottes zurückführt u. der Vernunft Erkenntnisvermögen abspricht.

Universal-Lexikon. 2012.