Meer zw. Balkanhalbinsel u. Kleinasien.
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Ägäisches Meer,
Ägäis, neugriechisch Ägäon Pelagos [ɛ'jɛɔn 'bɛlaɣɔs], lateinisch Mare Aegaeum [nach Aigeus], das nördliche Nebenmeer des Mittelmeers zwischen Griechenland und Kleinasien, 179 000 km2, reicht im Süden bis zu einer etwa 800 m tiefen unterseeischen Schwelle, die von der Peloponnes über Kreta und Rhodos nach Kleinasien führt. Mit Ausnahme der türkischen Inseln İmroz und Bozca Ada (vor der Einfahrt zu den Dardanellen) gehören die Ägäischen Inseln zu Griechenland, u. a. Thasos, Samothrake, Lemnos, die Nördlichen Sporaden, Euböa, Lesbos, Chios, Samos, die Kykladen, der Dodekanes (Südliche Sporaden), Kythera, Kreta, Rhodos. Die Kykladen und der Dodekanes zählen zum hellenischen Vulkanbogen, der durch Subduktion der Afrikanischen unter die Ägäische Platte gebildet wird und das tiefere südliche Becken (2 962 m) vom flacheren nördlichen (1 549 m) trennt. Zahlreiche Erdbeben mit nach Norden zunehmender Herdtiefe bestätigen diese Annahme.
Das Klima des Ägäischen Meeres ist mediterran, trocken und warm, im Sommer mit starken Winden großer Beständigkeit (Etesien). Die Oberflächentemperaturen des Wassers betragen im Sommer (Mittelwerte August) 23 bis 24 ºC (Maximalwerte bei 27 ºC), im Winter (Mittelwerte Februar) 9 ºC im Norden bis 15 ºC im Süden (Minimalwerte bei 6 bis 13 ºC). Der Oberflächensalzgehalt steigt im Jahresmittel von 31 ‰ im Norden auf 39 ‰ im Südosten. Der mittlere Springtidenhub der halbtägigen Gezeiten beträgt etwa 0,1 m im Süden bis etwa 0,7 m im Norden.
Das Ägäische Meer liegt abseits von den größeren Verkehrsrouten des Mittelmeeres. Nur die Linie zum Schwarzen Meer (über Dardanellen, Marmarameer, Bosporus) quert es. Größte Häfen sind Piräus, Saloniki, İzmir und Hermupolis auf Syros. Viele der Inseln haben einen bedeutenden Fremdenverkehr.
Im Bereich des östlichen Ägäischen Meeres überschneiden sich griechische und türkische Interessen, zumal 1973 bei Thasos untermeerische Erdöllager erbohrt wurden. Griechenlands Anspruch auf einen »insularen Festlandsockel« wird von der Türkei bestritten.
Die Spannungen nahmen mit In-Kraft-Treten der internationalen Seerechtskonvention (1994) zu, die Griechenland am 1. 6. 1995 ratifizierte und die es berechtigte, seine Hoheitsgewässer im Ägäischen Meer von sechs auf zwölf Seemeilen auszudehnen, woraufhin die Türkei wegen der dadurch drohenden weitgehenden Abschneidung von den internationalen Gewässern harte Gegenmaßnahmen ankündigte und auch der jahrelange griechisch-türkischer Streit um mehrere ostägäische Inseln Anfang 1996 erneut ausbrach.
Universal-Lexikon. 2012.