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Stich
Stoß; Stechen; stechender Schmerz

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Stich [ʃtɪç], der; -[e]s, -e:
1. das Stechen eines spitzen Gegenstandes (in etwas):
der Stich der Biene; sie wurde durch einen Stich [mit einem Dolch] in den Rücken getötet.
Zus.: Bienenstich, Hornissenstich, Insektenstich, Messerstich, Mückenstich, Nadelstich, Schnakenstich, Wespenstich.
2. plötzlicher stechender Schmerz:
er spürte einen Stich im Arm; als sie von dem Unfall hörte, gab es ihr einen Stich (erschrak sie heftig).
Zus.: Herzstich.
3. Art, wie man beim Nähen, Sticken die Nadel in den Stoff einsticht:
das Kleid mit großen Stichen heften.
Zus.: Kreuzstich, Zierstich.

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Stịch 〈m. 1
1. das Stechen, Einbohren eines spitzen Gegenstandes
2. die dadurch entstandene Wunde (Dolch\Stich, Messer\Stich, Nadel\Stich, Insekten\Stich)
3. einstechen mit der Nadel u. Durchziehen des Fadens (beim Nähen, Sticken)
4. die daraus entstehende Figur (Kreuz\Stich, Stepp\Stich, Stiel\Stich)
5. 〈kurz für〉 Kupferstich, Stahlstich
6. stechender Schmerz
7. 〈Mar.〉 eine Art Knoten
8. 〈Kart.〉 Wegnahme gegnerischer Karten durch höherwertige eigene
9. 〈Jägerspr.〉 unterer Brustteil (des Hochwildes), aus dem sich der Hals heraushebt
10. 〈Arch.〉 Höhe eines Bogens od. Gewölbes
11. 〈Met.〉 Durchgang des Walzgutes beim Walzen
● das gab mir einen \Stich (ins Herz) das schmerzte mich tief; \Stich halten 〈österr.〉 einer Probe standhalten; die Behauptung, der Beweis hält Stich; du hast wohl einen \Stich? 〈fig.; umg.〉 du bist wohl verrückt, nicht recht bei Verstand?; die Milch, das Fleisch hat einen \Stich schmeckt nicht mehr ganz frisch; einen \Stich machen 〈Kart.〉 die gegnerischen Karten wegnehmen; 〈fig.〉 einen Erfolg erringenalte \Stiche sammeln; tiefer, tödlicher \Stich ● jmdn. im \Stich lassen jmdn. treulos verlassen, jmdn. seinem Schicksal preisgeben (Herkunft unsicher, vielleicht: jmdn. beim Stechen (im Kampf) verlassen); sein Gedächtnis lässt ihn im \Stich er kann sich nicht erinnern, es fällt ihm nicht wieder ein; einen \Stich ins Grüne, Rötliche usw. haben ins Grüne, Rötliche usw. übergehen; \Stiche in der Seite, in der Brust verspüren; mit kleinen, großen \Stichen nähen; ein \Stich von Dürer [<mhd. stich <ahd. stih <got. stiks <idg. *(s)teig- „stechen“]

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stịch :
stechen.

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I
Stich,
 
1) allgemein: das Eindringen eines spitzen Gegenstandes (Messer, Dorn, Stachel u. a.) in den Körper und die dadurch entstandene Verletzung.
 
 2) Bautechnik: Pfeilhöhe, der größte Abstand eines Bogens von der Bogensehne.
 
 3) Fotografie: Kurzbezeichnung für Farbstich.
 
 4) Grafik: Kupferstich, Stahlstichdruck, Farbstich.
 
 5) Hüttentechnik: der Walzstich (Walzen).
 
 6) Jägersprache: beim Haarwild Brustteil mit der Halsgrube.
 
 7) Kartenspiel: die mit Trumpf oder einem höheren Wert gestochenen Karten.
 
 8) Näherei, Stickerei: die Art der Fadenführung; einfachster Stich ist der Vorstich (der Faden wird auf- und abgeführt); beim Nähen und Sticken werden u. a. verwendet: Steppstich, Schlingstich und Hexenstich, nur bei Stickarbeiten u. a. auch Plattstich, Kreuzstich, Stielstich.
 
 9) Schuhe: französisches Stichmaß, Pariser Stich, Schuhlängenmaß; einem französischen Stich entsprechen 0,662/3 cm.
 
II
Stịch,
 
1) Jan Václav (Johann Wenzel), genannt Giovanni Pụnto, böhmischer Hornist und Komponist, * Žehušice (bei Tschaslau) 28. 9. 1746, ✝ Prag 16. 2. 1803; war 1769-74 Mitglied der kurfürstlichen Kapelle in Mainz, wirkte ab 1778 in Paris, wo er mit W. A. Mozart zusammentraf, und ging 1800 nach Wien, wo er L. van Beethoven kennen lernte. Mozart komponierte für ihn die »Sinfonia concertante« KV 297 B, Beethoven die Sonate für Klavier und Horn Opus 17. Stich schrieb 14 virtuose Hornkonzerte, Kammermusik und zwei Lehrwerke für Horn, »Seule et vraie méthode. ..« und »Études ou exercices journalier. ..« (beide 1795).
 
 2) Michael, Tennisspieler, * Pinneberg 18. 10. 1968; gewann 1990-96 u. a. 27 Grand-Prix-Turniere (18 Einzel, 9 Doppel), darunter die »All England Championships« (1991 im Einzel und 1992 - mit John McEnroe [* 1959] - im Doppel); Olympiasieger 1992 (mit B. Becker im Doppel); Davispokalsieger und ATP-Weltmeister 1993. Sportler des Jahres 1991. - Seit Januar 2001Kapitän des deutschen Davispokal-Teams.
 
 
 3) Otto, schweizerischer Politiker, * Kleinlützel (Kanton Solothurn) 10. 1. 1927; Handelslehrer, Mitglied der SPS; 1963-83 Abgeordneter des Nationalrates; leitete als Bundesrat (1984-95) das Finanzdepartement. 1988 und 1994 war Stich Bundespräsident.

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Stịch, der; -[e]s, -e [1: mhd. stich, ahd. stih; 12: mhd. stich; 14: gek. aus: Stichentscheid]: 1. a) das Eindringen einer Stichwaffe o. Ä. [in jmds. Körper]; der Stoß mit einer Stichwaffe o. Ä.: ein tödlicher S. mit dem Messer; der S. traf sie mitten ins Herz; Ü ein S. [von hinten] (versteckte spitze, gehässige Bemerkung, boshafte Anspielung); Ihr Gatte hat mich provoziert. Nicht dass mir seine -e (Sticheleien) unter die Haut gehen (Erné, Kellerkneipe 198); b) [schmerzhaftes] Eindringen eines Stachels, Dorns o. Ä. [in die Haut]; das ↑Stechen (2): der S. einer Biene, Wespe; einen heftigen S. spüren; c) (selten) Einstechen, Einstich: Schmerzhaft war der S. in das beängstigend weit zurückgewichene Zahnfleisch (Böll, Haus 35). 2. a) Verletzung, die jmdm. durch einen ↑Stich (1 a, b) zugefügt wird, durch einen ↑Stich (1 a, b) entstanden ist: der S. eitert, ist angeschwollen, schmerzt, juckt noch; er brachte ihm mehrere schwere -e mit einem Stilett, Messer bei; wobei seine ... Brust, mit den Narben unzähliger -e gezeichnet, fast schamlos zum Vorschein kam (Langgässer, Siegel 499); b) (seltener) Einstich[stelle]. 3. (Fechten) Stoß, der mit dem Florett od. Degen geführt wird. 4. a) das Einstechen mit der Nadel u. das Durchziehen des Fadens (beim Nähen, Sticken): mit kleinen, großen -en nähen; Er flickte seine Backstubenhose, nähte eifrig, machte kleine, feine -e (Strittmatter, Wundertäter 101); sie heftete das Futter mit ein paar -en an; b) der Faden zwischen den jeweiligen Einstichen: ein paar -e sind aufgegangen. 5. stechender Schmerz; Schmerz, der wie ein ↑Stich (1) empfunden wird: -e in der Herzgegend haben, verspüren; Ich rannte erst noch ein Stückchen; dann kriegte ich -e (Schnurre, Bart 8); Ü bei der Nennung des Namens Coax ging ihm ein S. durchs Herz (Brecht, Groschen 52); Diese Erinnerung versetzte Otto Brasch einen nadelfeinen S. (Loest, Pistole 165); Karin war nicht nach Hause gekommen, es gab mir einen S. (traf mich sehr), als ich ihr Bett unberührt vorfand (v. d. Grün, Glatteis 127). 6. kurz für ↑Kupferstich, ↑Stahlstich: ein wertvoller S.; -e eines alten Meisters; Im Salon hingen alte -e von Hamburg (Simmel, Stoff 313); Ebenso sind -e nach Figuren der Antike ... als Lehrmittel weit verbreitet gewesen (Bild. Kunst III, 9). 7. <o. Pl.> leichter Farbschimmer, der in einem anderen Farbton mitspielt, ihn wie ein getönter Schleier überzieht: das Dia hat einen S. ins Blaue; ihr Haar zeigte einen S. ins Rötliche; sein Gesicht war kreidig mit einem S. ins Grünliche: Ü einen S. (ein bisschen) zu korrekt; sie hat einen S. ins Ordinäre, Pathetische; über alles das hinaus hatte sie auch noch einen S. ins Pazifistische (Kant, Impressum 306); Hat nicht das Verhältnis zwischen Arthur und mir auf verquere Art einen S. von Zuhälterei? (Kant, Impressum 139). 8. *einen [leichten] S. haben (1. ugs.; [von Speisen, Getränken] nicht mehr ganz einwandfrei, leicht verdorben sein: die Milch, Wurst, das Bier hat einen S. 2. salopp; nicht recht bei Verstand, verrückt sein: du hast ja 'n S.!; Die Fremden haben schon einen S. [Konsalik, Promenadendeck 329]. 3. landsch.; betrunken sein). 9. (landsch.) (bes. von Speisefett) kleinere Menge, die mit einem Messer o. Ä. herausgestochen worden ist: einen S. Butter dazugeben; schales Bier, das mit einem S. Essiggurke und einer Messerspitze Zigarrenasche versetzt war (Bieler, Mädchenkrieg 253). 10. (Kartenspiel) Karten, die ein Spieler mit einer höherwertigen Karte durch Stechen an sich bringt; ↑Point (1 a): alle -e machen; einen S. abgeben; nicht einen S. bekommen; Ü Als die faschistische Demagogie vordrang, sog sie die bürgerliche Mitte auf, gegenüber den Arbeiterparteien gewann sie keinen S. (konnte sie nichts ausrichten; Loest, Pistole 46); Beim Meisterschaftsmehrkampf ... ließ Daniel Giubellini seinen Konkurrenten keinen S. (Tages Anzeiger 26. 11. 91, 14). 11. *jmdn. im S. lassen (1. sich um jmdn., der in eine Notlage geraten ist, sich in einer kritischen Situation befindet, nicht mehr kümmern: ich hätte mich darüber beschwert, dass uns Kennedy im S. gelassen habe [W. Brandt, Begegnungen 31]. 2. jmdn., mit dem man verbunden war, verlassen: das dünne Mädchen, um dessentwillen er jenes andere Mädchen im S. gelassen hatte [Seghers, Transit 240]. 3. ugs.; jmdm. den Dienst versagen: sein Gedächtnis ließ ihn im S.; Seine Augen fingen an, ihn zuweilen im -e zu lassen [Th. Mann, Hoheit 220]; wohl eigtl. = jmdn. [im Kampf] den Stichen des Gegners ausgeliefert lassen); etw. im S. lassen (etw. aufgeben, zurücklassen); S. halten (einer Nachprüfung standhalten, sich als richtig erweisen; wohl eigtl. = dem Stich des Gegners im Kampf standhalten): seine Argumentation, ihr Alibi hielt S.; meine scherzhaften Bemerkungen über den Pariser Verkehrstrubel und die französische Art des Autofahrens würden heute nicht mehr S. halten (Sieburg, Paris 62). 12. (landsch.) jäher Anstieg einer Straße. 13. (Hüttenw.) [einmaliger] Durchgang des Walzgutes durch die Walzen. 14. (schweiz.) Wettschießen. 15. (Archit.) Pfeilhöhe. 16. (Jägerspr.) (beim Haarwild) ↑Grube (4) an der vorderen Seite des Halses: auf den S. schießen.

Universal-Lexikon. 2012.