Stạn|ze1 〈f. 19〉 Werkzeug od. Maschine zum Stanzen (Loch\Stanze)
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Stạn|ze2 〈f. 19〉
1. achtzeilige Strophe, in Jamben u. meist in den letzten beiden Zeilen paarig (sonst wechselweise reimend)
2. 〈Pl.〉 die \Stanzen Gemächer im Vatikan mit Wandmalereien von Raffael
[<ital. stanza „Zimmer, Strophe“ <mlat. stantia „Aufenthalt, Wohnung“; zu stans, Part. Präs. von stare „stehen“]
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1Stạn|ze, die; -, -n [ital. stanza, eigtl. = Wohnraum (übertr.: »Wohnraum poetischer Gedanken«) < mlat. stantia, zu lat. stans (Gen.: stantis), 1. Part. von: stare, ↑ Staat]:
2. <Pl.> (bild. Kunst) von Raffael u. seinen Schülern ausgemalte Wohnräume des Papstes Julius II. im Vatikan.
2Stạn|ze, die; -, -n:
1. Gerät, Maschine zum Stanzen.
2. Prägestempel.
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Stạnze
[italienisch, eigentlich »Wohnraum« (die Stanze wird als Wohnraum der poetischen Gedanken gesehen)] die, -/-n,
1) Kunstgeschichte: Stanzen.
2) italienisch Strophenform, bestehend aus acht weiblichen Elfsilblern (Endecasillabo) mit dem Reimschema ab ab ab cc. Die Stanze wurde Ende des 13. Jahrhunderts erstmals als Versmaß in der italienischen erzählenden Dichtung gebraucht (Ottava Rima), dann auch von G. Boccaccio; sie wurde zur herrschenden Form in der klassischen Epik Italiens (M. M. Boiardo, L. Ariosto, T. Tasso). Im 14. und besonders im 15. Jahrhundert wurde die Stanze in Italien vom Drama, später von der Lyrik übernommen. Auch in anderen romanischen Sprachen ist sie eine beliebte Strophenform: so in Spanien (L. de Góngora y Argote, Lope de Vega Carpio) und Portugal (Camões). In Deutschland wurde die Stanze seit dem 17. Jahrhundert in Übersetzungen und in der Lyrik verwendet. J. J. W. Heinse wurde mit seiner Regelung der Endungen (a- und c-Reim weiblich, b-Reim männlich) vorbildlich, die Stanze wurde von vielen Dichtern, u. a. von Goethe, Schiller, A. W. Schlegel und A. von Platen übernommen. C. M. Wieland handhabte die Stanze dagegen freier (u. a. in »Oberon«, 1780). Später haben u. a. R. M. Rilke und D. von Liliencron die Stanze verwendet. Sonderformen und Erweiterungen: Nonarime, Siziliane.
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1Stạn|ze, die; -, -n [ital. stanza, eigtl. = Wohnraum (übertr.: „Wohnraum poetischer Gedanken“) < mlat. stantia, zu lat. stans (Gen.: stantis), 1. Part. von: stare, ↑Staat]: 1. (Verslehre) Strophe aus acht elfsilbigen jambischen Versen; ↑Oktave (2); Ottaverime. 2. <Pl.> (bild. Kunst) von Raffael u. seinen Schülern ausgemalte Wohnräume des Papstes Julian II. im Vatikan: durch Borgias Räume ... zu Raffaels lobsingenden -n (Koeppen, Rußland 196).
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Universal-Lexikon. 2012.