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beizen
tönen; färben; kolorieren; bedrucken; einfärben; tingieren

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bei|zen ['bai̮ts̮n̩] <tr.; hat:
mit Beize behandeln:
das Holz beizen.

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bei|zen 〈V. tr.; hat
1. mit Beize behandeln
2. ausbrennen (Wunden)
[<ahd. beizzen „beißend machen“, dann „mürbe machen“; zu ahd. bizzan „beißen“, engl. bait;beißen]

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Bei|zen [mhd. beizen = beißen machen, beißen lassen]: das Aufbringen fester, flüssiger oder gastförmiger Stoffe (Beizmittel) auf Oberflächen von Holz, metallischen Werkstoffen, Textilgeweben, Leder u. dgl. zwecks Beseitigung von Verunreinigungen u./od. Vorbereitung nachfolgender Arbeitsgänge, z. B. der Textilfärbung mit Beizenfarbstoffen. Saatgut wird gegen pilzliche, bakterielle oder tierische Schadorganismen ebenfalls durch B. (Nassbeize, Trockenbeize) geschützt.

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bei|zen <sw. V.; hat [mhd. beizen, beiʒen = beizen (1, 2), ahd. beizen = erregen, anstacheln, Veranlassungswort zu beißen u. eigtl. = beißen machen]:
1. mit 1Beize (1) behandeln, bestreichen, einreiben od. vermischen:
wir wollen den Schrank dunkel b.
2.
a) scharf brennend angreifen, ätzen; in etw. scharf brennend eindringen; in od. auf einer Sache scharf brennen;
b) durch Behandeln mit etw. Scharfem aus etw. entfernen, herausätzen.
3. [mhd., eigtl. = den jagenden Vogel das Wild beißen lassen] (Jägerspr.) mit dem Falken jagen.

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Beizen,
 
allgemein: die Oberfläche bestimmter Werkstoffe und Verbrauchsgüter mit Lösungen von Säuren, Salzen u. a. (Beize) auf Weiterbehandlung oder Verbrauch vorbereiten. Im Gegensatz zum Ätzen erstreckt sich das Beizen auf die gesamte Oberfläche.
 
Bei Glas trägt man auf die Oberfläche mit Kupfer- oder Silbersalzen versetzte Ockererde auf, die einer Temperaturbehandlung unterzogen wird; dabei werden im Glas enthaltene farbunwirksame Ionen durch farbwirksame Ionen gleicher Wertigkeit (zum Teil unter Wertigkeitsänderung) ausgetauscht, z. B. bei der Kupferrubin- und Silbergelbbeize.
 
Bei der Holzveredlung wird die Oberfläche so gefärbt, dass die Maserung sichtbar bleibt oder verstärkt wird. Die Farbstoffe sind in der Beize enthalten (Farbbeize) oder entstehen erst im Holz (chemische Beize). Je nach dem Lösungsmittel der Beize werden Wasser-, Sprit- (mit Spiritus) und Ölbeize (mit Terpentinöl) unterschieden. Doppelbeizen erfordern ein Vor- und Nachbeizen. Wachsbeizen lassen sich gut polieren. Die oft mit Salmiak arbeitenden Räucherbeizen bilden mit dem Gerbstoff des Holzes Farbstoffe. Beim Strukturbeizen wird die Oberfläche schlichter Holzarten mit Imitationen einer edlen Holzart so bedruckt, dass die ursprüngliche Maserung gerade noch durchscheint und ein verändertes Maserbild entsteht.
 
In der Landwirtschaft ist Beizen eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz des Saat- und Pflanzgutes vor anhaftenden oder eingedrungenen pflanzlichen, bakteriellen oder tierischen Krankheitserregern sowie des Saatgutes im Boden durch Bildung einer schützenden Schicht. Gängige Verfahren zur chemischen Beizung sind: 1) Nassbeizen (Tauch-, Benetzungs-, Kurznass-, Ölbeize); in Wasser suspendierte Mittel werden auf das Saatgut aufgebracht; das Kurznassverfahren hat den Vorteil, dass durch Verwendung hoch konzentrierter Beizmittel das Saatgut sofort versand- oder aussaatfähig ist; 2) die heute überwiegend angewandte Trockenbeize, bei der Saatgut und pulverförmige Beizmittel in Beiztrommeln durchmischt werden und das Beizmittel erst nach Einfluß der Bodenfeuchte wirksam wird. - Die Heißwasserbeize, bei der das Saatgut mit heißem Wasser (52-54 ºC) ohne Chemikalien behandelt wird, diente früher zur Bekämpfung von Krankheitserregern innerhalb der Samen (z. B. Pilzmyzel); sie ist weitgehend durch systemische Mittel ersetzt worden, die von den Keimlingen aufgenommen werden. Dem breiten Anwendungsspektrum entsprechend enthalten Beizmittel die unterschiedlichsten Wirkstoffe, z. B. organische Quecksilberverbindungen, Schwefel-Kupfer-Mittel, Chinolinderivate.
 
Bei der Lederbearbeitung werden die chemisch enthaarten und dabei zum Quellen gebrachten Häute mit schwach erwärmten Bädern behandelt, die neben Enzymen neutralisierende Ammoniumsalze enthalten; nach der Entquellung wird das Hautfasergeflecht aufgelockert.
 
In der Oberflächentechnik werden bei Metallen die nichtmetallischen anorganischen Oberflächenschichten, meist Oxide, Zunder, Rost, beseitigt, um metallisch reine Oberflächen zu erhalten. Normalerweise werden un- und niedriglegierte Stähle in verdünnten Säuren (v. a. Schwefel- oder Salzsäure), hochlegierte Stähle in Gemischen aus Salz-, Salpeter- und Flusssäure gebeizt. Beizempfindlich, d. h. empfindlich gegen Wasserstoff, sind hochfeste Stähle. Um den Grundwerkstoff vor Auflösung zu schützen und somit die Wasserstoffbildung weitgehend zu unterdrücken, setzt man Sparbeizzusätze (Inhibitoren) zu, die überdies auch wirtschaftliche Vorteile bieten können. Das Brennen ist ein kurzes Beizen von Kupferlegierungen in salpetersäurehaltigen Lösungen. In besonderen Fällen beizt man in Säuren elektrolytisch. Die Abwässer aus Beizereien sind stark giftig und müssen vor der Ableitung neutralisiert und die dabei entstehenden Metallverbindungen niedergeschlagen werden.
 
Schmucksteine
 
werden durch Einlegen in Lösungen, zum Teil nach Erhitzen, verfärbt. Die Schmucksteine sollen porös sein, um den Farbstoff, in dem sie eingelegt sind, gut aufsaugen zu können. Hierfür sind besonders Chalcedon- oder Achatschichten geeignet, die zum Schluss der Behandlung nachgebrannt werden. So entstehen aus farblosen Chalcedonen in einer Beize aus Salpetersäure und Eisenfeilspänen rote Karneole oder durch Behandlung mit Zuckerlösungen und nachträglichem Auskochen in verdünnter Schwefelsäure schwarze Onyxe. Auch das Erhitzen allein wird als Beizen bezeichnet; Rauchquarz und Amethyst erhalten z. B. durch Brennen (Erhitzen auf 400-750 ºC) einen gelben bis braunen Farbton (Citrin).
 
Tabak
 
wird mit Lösungen scharfer Säuren oder Laugen gebeizt, um ihm scharf-brenzlige oder bittere Bestandteile und zum Teil das Nikotin zu entziehen.
 
In der Textiltechnik werden Stoffe und Fasern mit Metallsalzen (meist Chrom-, Eisen- oder Kupfersalze) zur Verbesserung der Farbechtheit behandelt.
 

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bei|zen <sw. V.; hat [mhd. beizen, beiʒen = ↑beizen (1, 2), ahd. beizen = erregen, anstacheln, Veranlassungswort zu ↑beißen u. eigtl. = beißen machen; 3: mhd., eigtl. = den jagenden Vogel das Wild beißen lassen]: 1. mit 1Beize (1) behandeln, bestreichen, einreiben od. vermischen: wir wollen den Schrank dunkel b.; Stoff, Leder, Metall, Saatgut, Tabak, Fleisch b.; Er musste seine Maschine auseinander bauen und die einzelnen Teile mit Lauge b. (Fels, Sünden 86); hell gebeiztes Holz; Das Kind saß an einem braun gebeizten Tisch (Handke, Frau 8). 2. a) scharf brennend angreifen, ätzen; in etw. scharf brennend eindringen; in od. auf einer Sache scharf brennen: der Rauch ... beizte den Männern die Augen, dass sie weinen mussten (Baum, Bali 121); Ü Nun wird die Sache brenzlich. Nun beginnt sie sogar einem Fouché in die Nase zu b. (St. Zweig, Fouché 158); b) durch Behandeln mit etw. Scharfem aus etw. entfernen, herausätzen: Er musste sich den Zigarettengeschmack aus dem Mund b. (Strittmatter, Wundertäter 49). 3. (Jägerspr.): mit dem Falken jagen: Dabei ging es nicht vordergründig um die Anzahl der gebeizten Tiere ... „Der polnische Falknerverband ... hatte das Treffen mustergültig vorbereitet ...“ (NNN 14. 11. 86, 1).

Universal-Lexikon. 2012.